Schule: Warum das Zuhören inzwischen schwerfällt
Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz
LKR Bad Kissingen, Montag, 24. Oktober 2022
Eine bundesweite Studie lässt aufhorchen: Bayerns Schülerinnen und Schüler waren schon mal besser. Decken sich die Ergebnisse der Studie mit den Erfahrungen der Schulen im Landkreis?
Bayerns Schülerinnen und Schüler lesen und schreiben besser als Schüler aus anderen Bundesländern. Auch beim Zuhören und Rechnen schneiden sie vergleichsweise gut ab. Insgesamt verschlechtern sich die Leistungen der Viertklässler seit 2011 aber stetig - bundesweit und auch in Bayern. Das sind Ergebnisse des IQB-Bildungstrends, der vergangene Woche zum dritten Mal veröffentlicht wurde und von den Kultusministern der Länder in Auftrag gegeben wurde.
Schulleiterin der Grundschule Burkardroth bestätigt Ergebnisse der Studie
"Die Tendenz ist wirklich so", sagt Claudia Klaas, Schulleiterin der Grundschule Burkardroth. Sie beobachtet bei den Kindern einen Wandel: "Die Anstrengungsbereitschaft ist nicht mehr so hoch."
Und: "Wir haben manchmal das Gefühl, dass Schule nicht mehr den Stellenwert hat, den sie haben sollte." Die Kinder beschäftigten sich am Nachmittag mit Social Media, seien beim Sport oder im Musikunterricht. "Andere Sachen als Schule sind wichtiger."
Keine Hausaufgaben wegen des Geburtstags der Oma
Manche Kinder machten zum Beispiel keine Hausaufgaben, wenn sie beim Geburtstag der Oma seien. "Das hätte es vor 30 Jahren nicht gegeben, da wurden zuerst die Hausaufgaben gemacht und dann ging es auf den Geburtstag." Zuhause werde zudem tendenziell nicht mehr so viel gelesen.
Viertklässler sehr durch Corona betroffen
Die derzeitigen Viertklässler seien von den Corona-Auswirkungen besonders betroffen. "Sie waren in der Mitte der ersten Klasse, als es losging: Schulschließungen, Wechselunterricht, Onlineunterricht." In der zweiten und dritten Klasse habe es mal Präsenz-, mal Wechselunterricht gegeben.
Niveau beibehalten
Annette Michel unterrichtet in der vierten Klasse in Bad Bocklet die Hauptfächer Deutsch und Mathe. Sie und ihre Kollegin Birgit Warmuth stellen fest, dass die Anforderungen an die Kinder gleichgeblieben seien und sie diese für die Kinder nicht zurückschrauben mussten.
Die Pandemie sei aber ein Erschwernis gewesen. "Vor allem für die Kinder, die zuhause nicht so viel mitbekommen haben." Und im Unterricht hätten die Coronatests Zeit gekostet, die sonst wohl eher für das Lesen einer Geschichte genutzt worden wäre, bemerkt Annette Michel.