Schondra: Dem väterlichen Erbe verpflichtet
Autor: Stephanie Elm
Schondra, Donnerstag, 06. Juni 2019
Die Zahl kleiner Bäckereien geht deutschlandweit zurück. Auch in der Region deutet sich dieser Trend an. Doch in Schondra steht seit 44 Jahren steht Ferdinand Vogler jede Nacht in der Backstube.
Nicht nur die Bäckereiräume in Schondra, auch den Respekt vor dem Lebensmittel hat Ferdinand Vogler von seinem Vater übernommen. Einerseits fühlte er sich dem väterlichen Erbe verpflichtet, andererseits ließ der damals 23-Jährige auch viel Selbstinitiative einfließen. Für Ferdinand Vogler ist das keine Kunst. Natürlich braucht man handwerkliche Fertigkeiten, vor allem aber einen Bezug zum Handwerk und zum Lebensmittel. Discounter können das nicht leisten, daher sieht er in ihnen langfristig keine Konkurrenz. "Die kochen auch nur mit Wasser".
Die Bäckerei geht auf das Jahr 1900 zurück. Viel hat sich getan, seit Ferdinand Vogler sich vor 44 Jahren selbstständig gemacht hat. Im Jahr 1979 gründete er eine Filiale in Bad Brückenau. Damals "war ein Brot ein Brot und ein Weck ein Weck". Die heutige Bäckereiarbeit ist da schon vielseitiger. Da heißt es aufpassen, in welchen Teig welche Körner beigemischt werden müssen. Zutatenlisten und Inhaltsstoffe müssen für alle zugänglich gemacht werden, auch das ist neu. "Vor 30 Jahren kannte ja niemand Allergene oder Gluten", sagt Vogler.
Von Kindesbeinen an wuchs er in die Materie rein, ging als Steppke schon an der Fortuna Brötchenpresse vorbei, hat als 14-Jähriger damit das Bäckerhandwerk gelernt und formt mit eben dieser Maschine, die fast schon Museumswert hat, auch heute noch seine Brötchen.
Doch während Vogler als junger Bäcker jede Nacht ein regelrechtes "Krafttraining" beim Teigkneten absolviert hatte, übernehmen das heute Maschinen. Für den Bäcker eindeutig eine "positive Entwicklung, auch wenn die Maschinen den Takt vorgeben: "Da weiß man, ob man gut drauf ist."
Noch denkt Vogler nichts ans Aufhören
Backen bleibt jedoch auch im maschinellen Zeitalter eine Wissenschaft für sich. Teige reagieren nach wie vor auf Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Da hilft kein Maschinenprogramm, sondern Wissen.
Wer jahrzehntelang um 23 Uhr aufsteht, um die Nächte durchzuarbeiten, dem muss die Arbeit wohl Spaß machen. In jedem Brötchen steckt außer den bekannten Zutaten auch eine gehörige Portion Verantwortung. "Der Mensch lebt als erstes von der Ernährung. Wenn da was nicht stimmt, fühlt man sich nicht wohl", sagt der Bäckermeister.
Die Produktion erfolgt ausschließlich in Schondra. Jede Nacht gehen in der Schondraer Bäckerei die Lichter und Öfen an. Viele Kilogramm Mehl später sind zwischen 100 und 200 Brote und 2000 bis 3000 Brötchen hergestellt. Außerdem entstehen im Keller jede Nacht noch fünf bis zehn Torten und viele - auch schätzen fällt hier schwer - süße Gebäckstücke. Die Filiale in Bad Brückenau, aber auch ein paar Gaststätten oder Einrichtungen werden damit beliefert.