Schönderlinger ist Musiker, Chronist und Baumeister zugleich
Autor: Beatrix Lieb
Schönderling, Freitag, 19. April 2013
Beim Frühjahrs-Konzert begeisterten die Schönderlinger ihr Publikum. Der Vorstand nutzte die Gelegenheit, um verdiente Mitglieder zu ehren. Einer davon war Harald Schäfer. Was Musik angeht, ist er eindeutig "erblich vorbelastet".
Bereits sein Großvater mütterlicherseits war ein begeisterter Musiker. Harald Schäfer spielt seit 40 Jahren Trompete beziehungsweise Flügelhorn bei der Musikkapelle Schönderling. Als Zwölfjähriger trat er der Kapelle bei, die sich zu diesem Zeitpunkt in einer Umbruchphase befand: "Damals sind die Verantwortlichen im Dorf herumgegangen, haben bei den Eltern nachgefragt, ob die Kinder nicht ein Instrument spielen wollen", erinnert sich Schäfer.
Lange Recherche für Chronik
Die Trompete war damals sein "Wunsch-Instrument". 13 Jahre später war der junge Musikant erster Vorsitzender. In seine "Regierungszeit" fielen zwei große Gründungsfeste. Zudem ist es dem dreifachen Familienvater zu verdanken, dass es eine Vereinschronik und eine Vereinssatzung gibt. Er sorgte auch dafür, dass die Kapelle ein "eingetragener Verein" wurde. Es folgte der Beitritt zum Nordbayerischen Musikbund. Die Verleihung der "Pro-Musica-Plakete" - eine Auszeichnung, die nur an Vereine verliehen wird, die 100 Jahre ununterbrochenes Bestehen nachweisen können - geht ebenfalls auf sein Konto. 1986 recherchierte er Wochen, ja Monate, stöberte in alten Sitzungsprotokollen und durchforstete alte Kirchenbücher und die Gemeindechronik.
"Das meiste war in Altdeutsch geschrieben", musste sich Schäfer viele Texte erst "übersetzen" lassen. Heute ist die Vereinschronik ein liebevoll gestaltetes Album, das im wahrsten Wortsinne Schäfers Handschrift trägt. "Geduld und Konzentration", habe er gebraucht, erzählt Schäfer. Aber für die Musikkapelle habe er es sehr gern getan.
Handwerker-Wissen eingebracht
So wie die Umgestaltung des neuen Proberaumes, da war der Hochbautechniker und Maurermeister auch federführend beteiligt: "Projektleitung, Planung, Kostenkontrolle, Organisation und Mitwirkung bei handwerklicher Bauausführung", fasst er sein Engagement zusammen. Im Proberaum hängen zwei wichtige Urkunden: Zum einen die Verleihung der Pro-Musica-Plakette, zum anderen die Verleihung der "Großen Goldenen Medaille" am weiß-blauen Bande - das Verdienst des Jubilares.
Beim diesjährigen Frühlings-Konzert, das erstmals von Carolin Klug dirigiert wurde, zeigten die Schönderlinger, dass sie sowohl die "böhmische" als auch die konzertante Blasmusik beherrschen und ihr Können in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert haben.
Nachwuchs stiehlt die Show
Ihre Leistung gesteigert hat auch die fünfjährige Lisa auf ihrem Euphonium, einem tiefen Blechblas-Instrument. Ihr Papa Thomas Reuß dirigierte das Gemeinschaftskonzert der Kapellen von Schondra und Burkardroth. Und während Lisa beim Konzert in Burkardroth noch den Schellenkranz in der Hand hielt, hat sie in den Ferien so toll geübt, dass sie bei den Nachwuchsmusikanten auf dem Euphonium mitspielen konnte.
Gerade einmal sechs Wochen ist es her, dass sie das Instrument erlernt, das nur unmerklich kleiner ist als sie selbst. "Ich übe jeden Abend um halb fünf", sagt sie dienstbeflissen. Und irgendwie haben die kleinen Musikanten - so manche Posaune war größer als ihr Bläser - der großen Kapelle beinahe die Schau gestohlen. Beinahe - denn das Können, die Vielfalt, die Konzentration und die genaue Spielweise verbunden mit der professionellen Ansage von Arnold Scheller begeisterten das Publikum in der voll besetzten Schondratal-Halle.
Um eine Zugabe kamen die Musikanten dann auch nicht herum. Und wer genau hinschaute, erkannte zwischen den Musikern die "erbliche Vorbelastung" der Familie Schäfer wieder: Der 13-jährige Dominik Schäfer saß unweit von seinem Vater und blies kräftig ins Bariton - und das schon seit fast vier Jahren. Wie heißt es so schön? Früh übt sich!