Schnelle Hilfe für Schüler
Autor: Robert Huger
Bad Kissingen, Freitag, 22. Mai 2015
Im Stadtrat ist derzeit die Einrichtung zweier neuer Stellen von Jugendsozialarbeitern an Schulen im Gespräch. Fürsprecher gibt es viele. An der Saaletal-Schule sind die bisherigen Erfahrungen sehr gut.
An einer Bad Kissinger Schule hat vor kurzem ein Schüler seinen Todeswunsch ausgesprochen. Gerade für solche Fälle, aber auch bei Mobbing, bei zu großem Leistungsdruck oder anderen Problemen können Jugendsozialarbeiter einschreiten. "Der Bedarf ist definitiv da", sagt Stadträtin Martina Greubel (CSU). Sie wird sich bei einer Abstimmung im Finanzausschuss auf jeden Fall für zwei neue Stellen von Jugendsozialarbeitern aussprechen.
Eine davon soll die Anton-Kliegl-Schule erhalten, die andere würden sich Sinnberg- und Hennebergschule teilen.
Auch außerhalb des Finanzausschusses ist die Jugendsozialarbeit ein Thema. Ein Fürsprecher ist Harald Bötsch, Rektor der Anton-Kliegl-Mittelschule. "Sie ist wahnsinnig wichtig - für alle Schularten", sagt er. Es gebe relativ häufig Fälle, die von einem Jugendsozialarbeiter bearbeitet werden müssten. Und das nicht, weil es die Lehrkräfte nicht können, sondern weil deren Hauptaufgabe das Unterrichten ist.
Die Vorteile
Ein Jugendsozialarbeiter kann sich intensiv um Probleme kümmern, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben. "Wenn man mit betroffenen Schülern spricht, merkt man, dass die Ursachen der Probleme meist außerhalb der Schule zu suchen sind", erzählt Harald Bötsch. Da sei es nicht mit vier oder fünf Stunden getan. Man müsse in die Familien gehen und die Familien müssen auch über einen längeren Zeitraum betreut werden. "Das kann nur ein Jugendsozialarbeiter leisten", meint Bötsch.
Gute Erfahrungen
An der Saaletal-Schule gibt es bereits eine halbe Stelle für eine Jugendsozialarbeiterin. "Aus meiner Erfahrung würde ich jeder Schule eine solche Kraft wünschen", sagt Norbert Paul, Direktor der Saaletal-Schule. Die Schüler nehmen die Sprechstunde gerne an. Meist geht es dabei um Schwierigkeiten, die die Schüler aus dem außerschulischen Bereich mitbringen. "Das liegt wohl an den modernen Medien und sozialen Netzwerken", vermutet Paul.
Seit drei Wochen arbeitet Ele na Tiefenbach in Elternzeitvertretung als Jugendsozialarbeiterin an der Saaletal-Schule sowie an der Berufsschule. Anlaufschwierigkeiten gab es keine. "Die Kinder und Jugendlichen gehen offen auf mich zu und sprechen über ihre Probleme", erzählt die Sozialpädagogin. Dabei geht es um familiäre, soziale und gesundheitliche Angelegenheiten sowie um die Ausbildung und Bewerbungen.
Bedarf bei den Jüngeren
Oft überschneiden sich private und schulische Schwierigkeiten. "Das kann man nicht trennen", sagt Elena Tiefenbach, "dafür bin ich ja da - um diese Schnittstellen auszufüllen."
Tiefenbach ist an der Saaletal-schule für die Kinder von der 5. bis zur 10. Klasse zuständig. "Wenn mal ein Drittklässler zu mir kommt, schicke ich ihn natürlich nicht weg", sagt Tiefenbach. Sie glaubt, dass es auch für die jüngeren Schüler gut wäre, wenn sie einen Ansprechpartner vor Ort hätten.
Schülerin Johanna (13) ist jedenfalls froh, dass es die Jugendsozialarbeiterin gibt. "Wenn man ein Problem hat, kann man sich aussprechen", sagt sie. Durch diese Gespräche seien bereits viele Streitigkeiten gelöst worden - zu Hause und in der Schule. Einige Streitfälle hätten ohne eine Jugendsozialarbeiterin wohl nicht so schnell gelöst werden können. "Es gibt Schüler, die wollen nicht mit Lehrern sprechen", sagt Johanna.
Finanzierung der neuen Stellen
Die beiden im Finanzaus schuss diskutierten Stellen würden, falls bewilligt, durch Fördergelder sowie von Landkreis, Stadt und freiem Träger übernommen. Die Kosten für eine Stelle liegen - je nach Be rufserfahrung - bei 45 000 bis 60 000 Euro im Jahr.
Eine berufserfahrene Fachkraft würde die Stadt 18 820 Euro kosten. Weitere 18 820 müssten vom Landkreis übernommen werden. Für einen Berufsanfänger müsste die Stadt jährlich 7 780 Euro bezahlen. Der Landkreis würde sich in diesem Fall mit 16 360 Euro beteiligen.
Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) sprach sich für die neuen Stellen aus. "Ich sehe keine Alternative als Ihnen zu empfehlen, das Geld auszugeben", sagte er zu den anderen Ausschussmitgliedern. Ohne eine Beteiligung der Stadt werde es die neuen Stellen nicht geben.
Doch nicht alle Ausschussmitglieder waren sich einig, dass es an allen Schulen einen Bedarf gibt. "Wenn es um Grundschulen geht, weigere ich mich bis zum Schluss", sagte Karin Renner (CSU). Klaus Zehe (Freie Wähler) mahnte an, dass man bereits über das "wie" und nicht über das "ob" diskutiere. Die Entscheidung über den Antrag zu den zwei neuen Stellen wurde vorerst vertagt.