Schmökern erwünscht im LiLaLeseclub
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Donnerstag, 17. Juli 2014
Das Bad Kssinger Mehrgenerationenhaus hat sich mit Erfolg um einen von 200 Leseclubs der Stiftung Lesen beworben. Die Schüler Lina, Sina, Giovanni und Lukas von der Saaletal-Schule finden die Idee super. Zum ehrenamtlichen Betreuer-Team gehört Renate Tress.
Sina hat eine ganze Reihe von Lieblingsbüchern. Die Vampir-Bücher gehören dazu und Harry Potter, erzählt die Zwölfjährige aus Poppenlauer. Mit einigen Mitschülern aus der Saaletal-Schule durfte sie jetzt den neuen LiLaLeseclub im Mehrgenerationenhaus einweihen. "Ich find's gut, weil da auch viele Bücher stehen, die ich gerne lese", sagt Sina begeistert.
Der zehnjährige Lukas aus Rannungen dagegen liest fast gar nicht. "Am liebsten spiele ich Fußball", erzählt er. Wenn er doch mal zu einem Buch greife, dann seien es Detektivgeschichten. Vor allem Kinder wie Lukas wollen die Initiatoren des neuen Leseclubs natürlich ansprechen. "Vor allem sollen so genannte bildungsferne Schichten erreicht werden, ich mag's aber nicht so, wenn man in Schubladen denkt", sagt Iris Hönig, Geschäftsführerin des Mehrgenerationenhauses. "Deshalb können alle Kinder kommen."
400 Medien und ein Tablet
Erfahren hat Hönig von der Initiative der Stiftung Lesen (Info-Kasten rechts) über das Bundesamt für zivile Angelegenheiten, dem das Mehrgenerationenhaus angegliedert ist. "Das passt zu unserem Profil als freier Träger der Jugendhilfe." Damit überzeugte sie auch die Stiftung Lesen, die für den Leseclub 400 Medien bereitstellte: vom klassischen Buch über CDs bis zum Hörbuch. Zudem steht ein Tablet-Computer zur Verfügung. Mobilar stellt das Mehrgenerationenhaus selbst, der Leseclub hat deshalb auch noch ein kleines Budget, über das weitere Medien bestellt werden können.
"Wir wollen die Kinder da abholen, wo sie sind", sagt Hönig, deshalb auch Hörbücher und Computer. Geöffnet ist der Leseclub jeden ersten und dritten Dienstag im Monat von 15.30 bis 17 Uhr, jeden zweiten und vierten Mittwoch von 14.30 bis 16 Uhr und jeden Donnerstag von 15.30 bis 17 Uhr. Zudem wurden mehrere Angebote für das Ferienprogramm der Stadt ausgearbeitet.
Zehn Ehrenamtliche betreuen den Leseclub, von der Studentin bis zur Seniorin. "Ich habe nach einer Aufgabe gesucht, und Vorlesen hat mich schon immer interessiert", berichtet etwa Renate Tress. Die 73-Jährige wohnt erst seit kurzem in Bad Kissingen. Als Heilpraktikerin hatte sie auch bislang viel mit Menschen zu tun.
Eine Konkurrenz zur Stadt-Bibliothek soll der Leseclub nicht sein, betont Hönig. "In die Bibliothek gehen Kinder, die eh schon lesen. Hier führen Ehrenamtliche die Kinder an die Bücher heran", nennt sie als größten Unterschied. Zudem können die Bücher zumindest vorerst nicht ausgeliehen werden.
"Die Kinder sind begeistert", sagt Diplom-Sozialpädagogin Melanie Faulhaber nach dem ersten Besuch mit Kindern der Saaletal-Schule. Sie könnte sich vorstellen, regelmäßig in der Mittagsbetreuung zu kommen. Lina (10) aus Nüdlingen und Giovanni (11) aus Bad Kissingen wären auf alle Fälle dabei.
Stiftung 1977 wurde der Verein Deutsche Lesegesellschaft gegründet, aus der 1988 die Stiftung Lesen hervorging. Sie steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten, Vorsitzender des Kuratoriums ist der ehemalige ZDF-Intendant Markus Schächter. Unterstützt wird die Stiftung von prominenten Lesebotschaftern wie Autorin Cornelia Funke, Schauspielerin Maria Furtwängler, Fußballer Philipp Lahm oder Moderatorin Marietta Slomka.
Ziele Die Stiftung Lesen will Lesekompetenz fördern und damit Menschen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Laut PISA-Studie haben 14,5 Prozent der 15-Jährigen starke Defizite beim Lesen. 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland sind so genannte funktionale Analphabeten, nur jeder fünfte Deutsche liest regelmäßig Bücher.
Initiative Die Stiftung Lesen organisiert einen Bundesweiten Vorlesetag im November, den Welttag des Buches am 23. April und die Initiative "Lesestart - drei Meilensteine für das Lesen". Im Rahmen des Förderprogramms "Kultur macht stark, Bündnisse für Bildung" des Bundes-Bildungsministeriums werden bundesweit 200 Leseclubs aufgebaut, um Kinder und Jugendliche ans Lesen heranzuführen.