Schloss Aschach: Wo sich die Schätze türmen
Autor: Carmen Schmitt
Aschach bei Bad Kissingen, Sonntag, 19. August 2018
Wenn Historiker zu Detektiven werden: Im Depot der Museen Schloss Aschach gehen Fachleute auf Spurensuche.
"Volkskunde" steht hinter der vier. Der Aufzug stoppt. Alle Böden sind weiß. Keines der Fenster in diesem Gebäude wird jemals geöffnet. Wer in das Türmchen unterhalb des Aschacher Schlosses rein darf, hat helle Handschuhe einstecken. Tausende kulturhistorische Schätze schlummern hier. Um herauszufinden, welche das genau sind, gehen Fachleute auf Schnitzeljagd.
Für die einen ist es nur eine leere olle Bierflasche. Simon Hörnig greift vorsichtig unter den Bügelverschluss. Seine weißen Handschuh-Hände drehen die grüne Flasche, kippen den Hals. "Brauerei Aschach" steht da.
Hinter jedem Teil steckt eine Geschichte, sagt Anna Vatteroth, die auch aus dem Auszug gestiegen ist. Was war früher? Die leere Bierflasche dokumentiert Wirtschaftszusammenhänge: Arbeitsplätze, Zulieferer ... 50 000 Objekte lagern im Depot der Museen Schloss Aschach. Gemälde, Möbel, Keramik, Gerätschaften und Utensilien, Kleidung - auf sechs Ebenen bewahrt die Schatzkammer unterfränkische Historie. Christiane Landgraf hat die volkskundliche Sammlung mit aufgebaut.
Ihr großer Stolz ist die Abteilung im dritten Stock des Depot-Turms: "Textil". Christiane Landgraf ist Bezirkstrachtenberaterin und weiß genau, welcher Trachten-Stil aus welcher Ecke Unterfrankens stammt. In riesigen grauen Schubladen liegen die bunten Schürzen, Mieder und Kleider geordnet nebeneinander. Röcke werden gerollt, Metallapplikationen dürfen nicht aufeinander liegen. Die 59-Jährige hat es auf besondere Stücke abgesehen. In den Schränken lagert mehr Festtagskleidung als Alltagskluft. "Uns fehlen Arbeitsklamotten von Männern. Die sind aufgetragen worden."