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Schilder als Lebensretter


Autor: Carmen Schmitt

Bad Kissingen, Freitag, 17. Juli 2015

Wenn sich jemand im Wald verletzt, bleibt oft keine Zeit für eine Schnitzeljagd durchs Geäst. Ein sechsstelliger Code soll das Finden jetzt erleichtern.
Axel Maunz, Bernhard Zürner, Klaus Klingert und Michael Heinrich vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Adalbert Löhr von der Stadt freuen sich, dass bald alle Schilder im Kreis installiert sind. Foto: Carmen Schmitt


von unserem Redaktionsmitglied 
Carmen Schmitt

Bad Kissingen — Zwei Buchstaben und vier Zahlen können Menschen in Zukunft das Leben retten. "KG-2040": Dank dieser Kombination erfahren Einsatzkräfte künftig ganz genau, dass sie so schnell wie möglich am Parkplatz "Dreikantstein" im Klauswald gebraucht werden. Dort steht neuerdings ein Schild, auf dem das Symbol für eine Sammelstelle und der Buchstaben-Zahlen-Code abgebildet sind.

Gerät ein Wanderer oder ein Waldarbeiter in Schwierigkeiten, gibt er beim Notruf seinen Standpunkt mit "KG-2040" an. Das spart mühevolle Wegbeschreibungen. Und wertvolle Zeit.
Manfred Mussmacher kennt das Problem. Er ist Vorsitzender des Rhönklubs Garitz und oft in der Natur unterwegs. Bei einer Tour im Februar hätte er so ein Schild beinahe gebrauchen können. "Ich hatte Herzprobleme damals und wahrscheinlich einen Schwächeanfall", erzählt er. Zum Glück ist alles gut gegangen. Er denkt vor allem an diejenigen, die alleine im Wald unterwegs sind. Besonders für sie seien die neuen Rettungsschilder von großem Nutzen.

Digitale Treffpunkte

Ursprünglich für Waldarbeiter ausgelegt, war bald klar, dass das System genauso hilfreich für Spaziergänger, Sportler und Pilzesammler ist, erklärt Bernhard Zürner vom Forstamt Bad Neustadt. Über die App "Hilfe im Wald" können sich auch Fahrradfahrer die markanten Rettungspunkte direkt auf ihrem Smartphone anzeigen lassen. Auch dort, wo kein Schild steht, aber digital ein Punkt hinterlegt ist, gilt der Rettungstreffpunkt, erklärt Revierleiter Michael Heinrich. Nicht alle Privatwaldbesitzer sind vom Konzept überzeugt und haben bisher verboten, dass auf ihrem Grund so ein Schild für den Notfall errichtet wird. Zurzeit sind 117 Schilder im Privat- und Gemeindewald im Aufbau, 58 stehen bald im Staatswald.
"Es gibt Hunderte Kilometer Waldweg, auf denen man sich verlaufen kann", sagt Klaus Klingert, Leiter des Forstamtes. "Die Orientierung in der Pampa ist nicht einfach." Deshalb werden die Schilder nicht einfach irgendwo installiert.
Der Rettungspunkt muss gut erreichbar sein und in der Nähe einer öffentlichen Straße liegen. Es sollte Netzempfang und Platz zum Parken geben. Für Rudolf Baier, Leiter der Einsatzdienste beim Bayerischen Roten Kreuz, sind die neuen Schilder ein "Quantensprung". "Man muss nicht mehr fragen: Wie sind Sie denn gelaufen?" Bis die Sanitäter zum Verletzten vordringen, kann es auch mithilfe eines Hundes oder des Hubschraubers schon einmal zwei bis drei Stunden dauern, erzählt er. Das System spare diese wertvolle Zeit.

Geodaten für Einsatzkräfte

Hinter der Zahlen-Buchstaben-Kombination stecken geografische Daten, die den Punkt auf 50 Meter genau definieren. Die Integrierte Leitstelle Schweinfurt schickt diese Koordinaten direkt auf das Navigationsgerät im Rettungswagen. "Wichtig ist nur, dass am Telefon durchgegeben wird, ob der Verletzte direkt am Punkt ist oder im Gelände", sagt Thorsten Trenk.
Wenn es die Wanderer im Herbst in die Wälder zieht, sollen die Schilder stehen. Die können bei der Planung der Route die Rettungstreffpunkte entlang ihrer Strecke auf der Website der Bayerischen Forstverwaltung (www.baysf.de) einsehen. Geht es nach Klaus Klingert, könnten die Punkte auch bald in Wanderkarten vermerkt werden.