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Samenklau beim Hund: Kann das sein?


Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz

Bad Kissingen, Montag, 09. Mai 2022

Ein Rassehund, ein Beagle, wurde aus einem Garten gestohlen, um ihm seinen Samen zu rauben - so lautet der Verdacht einer Hundebesitzerin. Wie Polizei und Tierarzt diesen ungewöhnlichen Fall einschätzen.
Beagle "Benny" kam völlig verstört zurück, berichtet die Hundebesitzerin. Foto: Uwe Sommer


Es gibt Geschichten, die kann sich keiner ausdenken - oder doch? Eine solche macht derzeit in Bad Kissingen die Runde. Öffentlich wurde sie durch einen Post in einer örtlichen Facebook-Gruppe. Da schrieb jemand, dass ein Hund aus dem Garten mitgenommen und sein Samen gestohlen wurde. Eine Räuberpistole? Oder ist da etwas dran?

Das sagt die Hundebesitzerin

Die Hundebesitzerin schildert den Vorfall so: Sie habe ihren Beagle "Benny" jaulen gehört und sei in den Vorgarten gelaufen. "Da war der Hund weg." Sie habe noch zwischen den Büschen geschaut. Aber Benny sei innerhalb von Minuten plötzlich verschwunden gewesen. Ihre Vermutung: Jemand hat ihn über den Zaun gehoben und ist mit ihm verschwunden.

Ihr Hund sei ein paar Stunden später verstört zurückgekommen. "Er hat gezittert, konnte nicht laufen, hat unten raus geblutet. Das war nicht mehr unser Hund." Die Besitzerin erstattete nach dem Vorfall, der sich kürzlich ereignete, Anzeige und will andere Hundebesitzer warnen. Die Polizei nahm den Fall auf und sucht nach Zeugen.

Bei Facebook zahlreich geteilt und kommentiert

In der Facebook-Gruppe "Bad Kissinger fragen Bad Kissinger" berichtete eine Nutzerin über den Vorfall. Die Nachricht verbreitete sich schnell, sie wurde von vielen Nutzern geteilt und mitfühlend oder schockiert kommentiert. Im Post heißt es, der Hund sei nach seinem Verschwinden am Abend wieder aufgetaucht und danach beim Tierarzt gewesen. "Dort wurde bestätigt, dass Samenraub begangen wurde, da der Hund an der betroffenen Stelle geblutet hatte."

Das Problem: So stimmt das nicht. Der Verdacht der Hundebesitzerin ließ sich bisher weder bestätigen noch widerlegen. Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben, sind bisher weder der Hundebesitzerin noch der Polizei bekannt.

Ist der Hund ausgerissen? "Benny kann nicht von alleine aus dem Garten. Der Jägerzaun ist zu hoch, das Tor ist zugeschlossen", sagt die Hundebesitzerin.

Das sagt der Tierarzt

Tierarzt Helmut Fischer sagt: Er habe Benny nicht als den "großen Hengst" kennengelernt, der wegen einer läufigen Hündin ausreiße. Fischer untersuchte das Tier einen Tag nach dem Vorfall. "Ich hatte in der Praxis einen verstörten Hund mit Blutungen aus dem Penis. Das weist auf eine Schwellkörper-Blutung hin." Alles Weitere sei Spekulation. Ob der Hund tatsächlich abgesamt habe, könne er nicht feststellen.

Wie Hunde sich paaren

Durch das Reiben am Penis des Hundes könne es zu einer Ejakulation kommen. Die natürliche Paarung zwischen Hunden laufe so ab: Wenn die Hündin läufig ist, lasse sie den Rüden aufreiten. Nach dem "Einschachten" schwelle eine Drüse am Penis des Rüden an und die sogenannte Hängephase beginne. Diese dauere etwa fünfzehn Minuten. Hund und Hündin hängen Hintern an Hintern zusammen. In dieser Phase komme es zur Ejakulation. Die Drüse schwelle dann wieder ab und die Tiere können sich voneinander lösen.

Beim Deckakt könne eine Schwellkörper-Blutung auftreten. Sowas komme gelegentlich mal vor und sei nicht ungewöhnlich, sagt Fischer. Wichtig sei, zu warten, bis der Akt rum ist und die Tiere nicht gewaltsam zu trennen. Sonst könnten schwerste Verletzungen bei Hund und Hündin auftreten.

Der Fall sei sehr ungewöhnlich, sagt Dienststellenleiter Thomas Baumeister von der Bad Kissinger Polizei. "Ob der Hund mitgenommen wurde oder entlaufen ist, das wissen wir alle nicht."