Saaletal-Schule Bad Kissingen: Norbert Paul hört auf
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Dienstag, 05. Februar 2019
Mehr als 36 Jahre lang war Norbert Paul im Schuldienst, davon 24 Jahre lang in Führungspositionen, aktuell als Leiter des Sonderpädagogischen Förderzentrums.
Norbert Paul bezeichnet sich selbst als "Mann für alle Fälle": Wenn Not am Mann ist, springt er für Kollegen ein und stellt sich vor die Klasse, sein Büro sieht er als "letzte Auffangstation" für die Schüler, in etlichen Gremien vertritt er den Inklusionsgedanken im Landkreis. Vor allem aber managt er das Sonderpädagogische Förderzentrum Saaletal-Schule mit mehr als 90 Mitarbeitern, 286 Schülern und 78 Kindern in schulvorbereitenden Einrichtungen (SVE) an vier Standorten. Noch gut eine Woche, am 15 Februar geht der Schulleiter nach mehr als 36 Dienstjahren in Ruhestand.
Seinen Ruhestand hat Norbert Paul so gut vorbereitet, wie er seit Jahrzehnten das Förderzentrum leitet: "Ich bereite mich schon lange darauf vor, seit Monaten gibt es an jedem Schultag einen kleinen Abschied", fasst er die Zeit der Übergabe zusammen. "Ich hätte natürlich gerne meinen Nachfolger eingearbeitet", sagt er, allerdings laufe die Ausschreibung noch, vorerst wird seine Stellvertreterin Ingrid Weingärtner kommissarisch auf dem Chefsessel Platz nehmen.
"Dienstzeit übererfüllt"
Dabei steht Pauls Abschied lange fest: "Ich hätte bereits zum 1. August gehen können, ich habe meine Dienstzeit übererfüllt", sagt Norbert Paul. Im Juni wird er bereits 66 Jahre alt. Länger geblieben ist er aus Liebe zu seinem Beruf - und nicht etwa mangels Alternativen: "Ich falle in kein Loch", ist sich der 65-Jährige sicher. Dazu habe er viel zu viele Hobbys: Der leidenschaftliche Jäger hat ein Revier in Nüdlingen gepachtet. Eine kleine Landwirtschaft, Brennholz-Machen, zwei Gärten und seine Hunde sorgen für Abwechslung: "Die halten mich ganz schön auf Trab", erzählt er lachend. Auch beruflich gab es für Norbert Paul nie Stillstand: "Ich war immer jemand, der die Herausforderung gesucht hat", sagt er über seine Laufbahn (siehe Info-Kasten). In seinen mehr als 36 Dienstjahren habe er hautnah "alle wesentlichen Schritte der Entwicklung der Sonderschulen miterlebt". Ein Trend dabei: "Wir haben heute einen ganz anderen Blick auf das, was Behinderung bedeutet." Unter anderem könne eben auch die Schule selbst den Menschen in seiner Entwicklung behindern.
"Der Bedarf steigt"
Das Sonderpädagogische Förderzentrum Saaletal-Schule betreut Kinder mit Förderbedarf im Lernen, beim Sprechen und im Verhalten, aber keine Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung. "Der Bedarf steigt", fasst Norbert Paul die Situation in der Region zusammen. Außerdem erlebe er eine größere Akzeptanz: "Immer mehr Eltern glauben, dass wir die richtige Einrichtung für ihr Kind sind", berichtet der 65-Jährigen von Gesprächen. Deshalb seien auch aktuell vier Klassen mehr als eigentlich geplant, gebildet worden. Trotzdem gebe es eine Warteliste für die vier Standorte.
Geändert habe sich auch das Verhältnis von Schule und Kindern. "Wir haben den Menschen als Ganzes im Blick", betont Paul. Früher habe der integrative Ansatz im Vordergrund gestanden: "Der Schüler passt sich der Schule an", nennt Paul als Credo. Mittlerweile werde inklusiv gearbeitet, das bedeute: "Die Institution passt sich den Schülern an." Auch deshalb geht der Wirkungskreis von Norbert Paul weit über die Saaletal-Schule hinaus: "Wir sind nicht nur Schule, sondern Kompetenzzentrum", sagt Paul über die Struktur (siehe unten).