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Russischer Flyer soll vor Betrügern warnen


Autor: Edgar Bartl

Bad Kissingen, Dienstag, 28. Mai 2013

Der Enkeltrick ist zwar alt, aber leider oft immer noch erfolgreich. Der Bad Kissinger Seniorenbeirat will nun vor allem die Aussiedler vor der Masche warnen und darüber informieren.
Flyer der Polizei in Deutsch und Russisch über den "Enkeltrick" will der Bad Kissinger Ausländerbeirat an Aussiedler verteilen. Auf unserem Bild (von links) Oberbürgermeister Kay Blankenburg, Hans-Peter Kreutzberg und Johann Esin vom Migrationsbeirat.  Foto: Edgar Bartl


"Enkeltrick-Betrüger erfolgreich", "Ehepaar um 20.000 Euro erleichtert", "Nach Schockanruf zwei Tatverdächtige festgenommen". Solche oder ähnliche Schlagzeilen gibt es (fast) jede Woche. Vor allem Aussiedler aus der früheren Sowjetunion werden immer wieder Opfer der fiesen Masche. Denn sie sprechen oft schlecht Deutsch und ihr Familiensinn ist in der Regel sehr ausgeprägt.

Hier setzt eine Initiative des Bad Kissinger Seniorenbeirats ein.

Wie Vorsitzender Hans-Peter Kreutzberg sagte, durch den Vortrag von Hauptkommissar Rolf Matthes zur Thematik sensibilisiert. Deshalb sollte Matthes einen Flyer in Russisch zur Verteilung entwerfen. Eine Übersetzung wäre für Dolmetscherin Christa Nürnberger, die dem Seniorenbeirat angehört, gar kein Problem gewesen.

Für viele gar nicht vorstellbar

Das war jedoch gar nicht nötig, ein solches Faltblatt des Polizeipräsidiums Unterfranken in Deutsch und Russisch gibt es bereits. Bad Kissingens Polizeichef Stefan Haschke besorgte es umgehend und auch die Genehmigung zu einer Vervielfältigung.

Die ersten Kopien überreichte Kreutzberg jetzt im Beisein von Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) an Johann Esin vom Migrationsbeirat mit der Bitte, sie an ältere (und auch an jüngere) russischsprachige Aussiedler weiterzugeben.

Denn, so Christa Nürnberger, "wir hoffen dass dadurch keinem Bad Kissinger Migranten mehr Geld aus der Tasche gezogen werden kann". Solche Appelle an das Mitgefühl durch die Gauner habe es früher in der Sowjetunion nicht gegeben. Gerade Ältere könnten sich eine solche Gemeinheit nicht vorstellen. Hinzu komme, sagte Kreutzberg, das der Familienverbund bei den Aussiedlern sehr eng sei.

Im Rathaus und in Geschäften

Blankenburg freute sich über "den sehr wuseligen Beirat" und dessen Initiative. Er erinnerte an eine Aussage eines Kripo-Beamten: "Wenn so eine Diebesbande Sie ins Visier genommen hat, haben Sie kaum noch eine Chance, denen zu entkommen." Deren Tricks seien "besonders fies und widerlich". Diese Taten könne man zwar nicht unterbinden, man könne es aber den Gaunern schwerer machen, so der OB.

Deshalb würden die Flyer an der Rathaus-Info-Theke ausgelegt und in Geschäften, in denen viele Aussiedler verkehrten. Weitere Stellen wie Banken und Jugendzentrum sollen folgen.

Verdächtige aus Litauen

Enkeltrick-Betrüger seien, so der amtierende Bad Kissinger Polizeischef Elmar Hofmann, "quasi flächendeckend" und auch über einen längeren Zeitraum aufgetreten. Ein spektakulärer Fall ereignete sich vor einem Jahr in Schweinfurt. Damals luchsten Betrüger Senioren 22.000 Euro ab. In Bad Brückenau wurden wenig später zwei Verdächtige festgenommen. Es handelte sich um Litauer.

Die Vorgehensweise bei Enkeltrick-Betrügern oder Schockanrufern ist fast identisch: Die Gauner suchen zunächst gezielt im Telefonbuch nach Menschen mit russischem oder nicht so modernen Vornamen, also vermutlich Älteren.

Dann konfrontieren sie ihr Opfer mit einer schlimmen Nachricht oder der dringenden Bitte um finanzielle Unterstützung. Sie sollen unter Stress Namen, Daten und Interna ausplaudern. Dann folgt eine fadenscheinige Geschichte, weshalb sofort Geld benötigt werde.


Die Polizei gibt einige Tipps:

Ein gesundes Misstrauen ist dringend geboten, wenn sich am Telefon jemand als Verwandter oder Bekannter ausgibt, ohne sich mit seinem Namen zu melden. Man sollte sich den Namen und Vornamen des Anrufers geben lassen und die Daten auch notieren.

Auf finanzielle Forderungen sollte man nicht eingehen, sondern sofort auflegen und mit Familienangehörigen Rücksprache nehmen. Details zu familiären und finanziellen Verhältnissen sind tabu. Niemals sollte man Geld an unbekannte Menschen übergeben.

Bei verdächtigen Anrufen sollte man die Polizei alarmieren (Notruf 110). Laut Polizei hat es 2012 in Unterfranken bei betrügerischen Schockanrufen 134 Versuche und eine vollendete Tat gegeben.