Druckartikel: Rund um die Weißwurst

Rund um die Weißwurst


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Dienstag, 14. Februar 2017

Die überbetriebliche Ausbildungswoche für Metzger-Azubis ist eine Pflichtveranstaltung, die regelmäßig in der Berufsschule durchgeführt wird.
Die Weißwürste sind fertig: Innungsobermeister Robert Schmitt prüft bei Azubi Anton Bauer das Ergebnis.  Foto: Sigismund von Dobschütz


Alljährlich ist die überbetriebliche Ausbildungswoche in den Räumen der Berufsschule für alle Auszubildenden im Metzgerhandwerk des zweiten und dritten Lehrjahres eine Pflichtveranstaltung. Verantwortlich für die aktuell zehn Azubis im Landkreis ist die Metzgerinnung unter Obermeister Robert Schmitt. Unterstützt wird er bei der Durchführung der Unterrichtswoche von Handwerkskollegen mit spezieller fachlicher Ausrichtung und Vertretern der Fleischerei-Berufsgenossenschaft.


Fachkentnisse vermitteln

Ziel der überbetrieblichen Ausbildungswoche ist es, den Azubis jene notwendigen Fachkenntnisse zu vermitteln, die sie im eigenen Lehrbetrieb nicht erlernen können. "Nicht jeder Metzger kann und will alle Bereiche unseres Handwerks abdecken", nennt Schmitt als Grund. Anton Bauer (21), Auszubildender im dritten Lehrjahr in der Metzgerei Klaus Arnold (Gefäll), bestätigt dies. Für ihn war das Ausbeinen, also das fachmännische Zerlegen eines Schweines oder Rindes, eine neue wichtige Erfahrung. Beides ist Voraussetzung für die jeweiligen Prüfungen nach Abschluss des zweiten und des dritten Lehrjahres. Auch das Kochen gehörte in seinem Lehrbetrieb bisher nicht zur Ausbildung.


Tipps zur Zubereitung

Doch nicht nur praktische Tipps in Umgang und Zubereitung von Fleisch- und Wurstwaren stand in dieser Ausbildungswoche auf dem Ausbildungsplan, sondern auch weniger spannende, theoretische Kenntnisse wie die Einweisung in die Werkstattordnung. Dazu gehören neben anderem die Hygiene- und Schutzmaßnahmen in der Fleischerpraxis oder Unfallverhütungsmaßnahmen und Rechtsvorschriften. Hierfür sind natürlich die Vertreter der Berufsgenossenschaft die geeigneten Lehrmeister, die von der Innung zu diesem Themenblock immer eingeladen werden. Aber auch der Umgang mit Handwerkszeug und den modernen Maschinen, will gelernt sein. Schmitt: "Früher wurde viel mehr Muskelkraft eingesetzt, heute erleichtern die Maschinen uns die Arbeit."
Vom Kochen typischer Gerichte für die in vielen Metzgereien angebotene "Heiße Küche" zur Mittagszeit, von der Herstellung von Braten für den Thekenverkauf oder vom Herrichten ansehnlicher Wurst- und Käseplatten für den Party-Service, fühlen sich nicht alle angehenden Metzger gleichermaßen angesprochen. Doch gehört auch dies zur Ausbildung im Metzgerhandwerk, zumal die Metzgerei-Fachverkäuferinnen den Metzgern angeschlossen sind. Auch diesmal nahmen drei künftige Facherkäuferinnen neben sieben Metzger-Azubis an der Ausbildungswoche teil.
Nur zehn Azubis aus zwei Lehrjahren im ganzen Landkreis erscheint wenig, bestätigt auch Obermeister Schmitt. Vor fünf Jahren seien es noch 20, vor zehn Jahren sogar um die 40 Azubis im Landkreis gewesen. "Wir haben aber den Tiefststand jetzt erreicht." Zumindest sei dies die hoffnungsfrohe Aussage der Handwerkskammer, die sich von der statistisch wachsenden Zahl von Schulabgängern in den nächsten Jahren leiten lässt. Aktuell kämpft das Metzgerhandwerk jedenfalls um Nachwuchs.
Deshalb ist auch die Ausbildungswoche im Lehrplan vorgeschrieben, auch wenn sie manchem Teilnehmer als verlorene Zeit erscheinen mag. "Für viele Kollegen mag es hilfreich sein, aber mir hat die Woche nichts gebracht", meint Jonas Schmitt, im zweiten Lehrjahr bei der Metzgerei Brunner in Bad Kissingen. "Ich habe alles schon gemacht." Metzger ist sein zweiter Lehrberuf. Der 20-Jährige ist bereits Landwirt. Auf dem elterlichen Hof hat er sogar ein EU-lizensiertes Schlachthaus.