Druckartikel: Rund 750 Sternsinger im Landkreis Bad Kissingen

Rund 750 Sternsinger im Landkreis Bad Kissingen


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Donnerstag, 27. Dezember 2018

Auf dem Land gibt es genug Freiwillige, in der Stadt gibt's den traditionellen Segen nur auf Bestellung.
Gabi Müller (links) betreut seit Jahren die Sternsinger-Aktion in Hausen. Hier probiert sie gerade, ob Luis und Samuel die Gewänder aus dem Fundus passen, hinten hält Nico die Krone bereit. Foto: Ralf Ruppert


Louis Pörtner aus Kleinbrach ist schon ein alter Hase bei der Sternsinger-Aktion: Bereits zum sechsten Mal geht er am 6. Januar als König verkleidet von Haus zu Haus. "Wir tun was Gutes für arme Kinder in anderen Ländern und erfreuen gleichzeitig viele ältere Menschen hier bei uns", begründet er sein soziales Engagement. Außerdem geht es dem 15-Jährigen um die Gemeinschaftsaktion: In Kleinbrach gibt es nur eine Gruppe, die aber trotzdem den kleinsten Stadtteil komplett abklappert.

Startschuss in Marktheidenfeld

Seinen 500. Ministranten-Dienst hat Louis Pörtner vor kurzem eingetragen. Nach der Erstkommunion war es für ihn selbstverständlich, sowohl bei den Minis, als auch bei den Sternsingern mitzumachen. "In Kleinbrach gibt es ja nicht so viele Kinder", sagt der 15-Jährige. Zudem lernt er das Orgel-Spiel und hat auch schon die ersten Gottesdienste begleitet. Die Dienste machen ihm Spaß, auch wenn es manchmal unangenehme Begegnungen gibt: "Es kam auch schon vor, dass wir mal angemotzt wurden", berichtet er von Einwohnern, die am Dreikönigstag lieber ihre Ruhe haben wollen. Aber die meisten seien begeistert: "Viele freuen sich, einige bitten uns sogar ins Haus und bieten warmen Tee an."

Genaue Zahlen zur Sternsinger-Aktion gibt es nicht, aber Sebastian Volk, Ministrantenreferent der Diözese, schätzt, dass es in der Diözese 2019 insgesamt rund 8000 Sternsinger sein werden. Die Dekanate Hammelburg und Bad Kissingen, also der Landkreis Bad Kissingen steuere dazu rund 750 bei.

Laut der Pressestelle des Bischöflichen Ordinariates findet das Dreikönigssingen 2019 bereits zum 61. Mal statt. Das Leitwort ist heuer "Segen bringen, Segen sein. Wir gehören zusammen - in Peru und weltweit!". Offizieller Startschuss in der Diözese Würzburg ist am Donnerstag, 3. Januar, in Marktheidenfeld, weil sich dort der Verein "Main-Spessart für Peru" schon seit Jahren für das diesjährige Beispielland der Sternsingeraktion einsetzt.

Im Mittelpunkt des Dreikönigssingens 2019 steht das Thema Behinderung. "Weltweit erfahren gerade Kinder mit Behinderung viel zu oft, was es bedeutet, außen vor zu bleiben, skeptisch angeschaut oder bemitleidet zu werden", sagt Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger". "Wir beschäftigen uns immer vorher intensiv mit dem Thema", berichtet der Bad Kissinger Pfarrvikar Michael Schmitt. Den Film zur diesjährigen Aktion findet er besonders einfühlsam.

Anmeldung im Pfarrbüro

In kleineren Pfarreien wie Hausen gehen die Kinder von Tür zu Tür. Dafür gibt es in der Kernstadt schon seit mehr als 15 Jahren nicht mehr genügend Sternsinger: Deshalb müssen sich die Bad Kissinger bis Freitag, 4. Januar, im Pfarrbüro anmelden oder in die Listen in den Kirchen eintragen, wenn Sternsinger am 6. Januar zwischen 11 und 17 Uhr kommen sollen. Auch in Hammelburg wurde dieses System vor zwei Jahren eingeführt: Bis Donnerstag, 3. Januar, nimmt das Pfarrbüro die Meldungen an. "Am Freitag teilen wir dann die Gruppen ein", berichtet Pastoralreferent Markus Waite. Das Angebot werde sehr gut angenommen, und: "Es hat auch Vorteile, wenn die Kinder nur dorthin gehen, wo sie willkommen sind, dann gibt es keine unliebsamen Überraschungen."

In ländlichen Pfarreiengemeinschaften wie Oberleichtersbach und Schondra gibt es die auch so nicht: "Bei uns sind die Sternsinger sehr willkommen, viele Menschen laden sie sogar zum Tee ein", berichtet Horst Conze aus Schondra. Rund 70 Sternsinger sind heuer zwischen Mitgenfeld und Modlos sowie Schildeck und Schönderling unterwegs. Nur in den mehrheitlich evangelischen Orten Geroda und Platz kommen die Sternsinger ausschließlich auf Bestellung: "Längere Wege dort fahren wir, auch wenn es mit dem Weihrauch-Faß umständlich ist", berichtet Conze, denn: In der Pfarreiengemeinschaft hat jede Gruppe Weihrauch dabei. "Für viele gehört es zur Weihnachtszeit, dass das Haus mal eingeräuchert wird." Besonders freut Conze, dass heuer drei von vier Kommunikindern in Schondra Ministranten wurden. Trotzdem: "Insgesamt wird es schwieriger, Freiwillige für die Sternsinger-Aktion zu finden", bedauert Conze.

Marie freut sich schon: "Wir helfen Kindern, die in Not sind", erzählt die Neunjährige über die Sternsinger-Aktion in Hausen. Im vergangenen Jahr machte sie zum ersten Mal mit - als Kommunionkind. Nach der Erstkommunion wurde sie Ministrantin. "Die Minis machen natürlich an Dreikönig mit", freut sich Pfarrvikar Michael Schmitt, der die Kinder und Jugendlichen seit Wochen auf die Aktion vorbereitet. Und das mit Erfolg: "Es macht Spaß, mit den anderen unterwegs zu sein", sagt die neunjährige Marie, und: "Danach teilen wir dann alle zusammen die Süßigkeiten auf."

Bereits ab der 1. Klasse

Die Stimmung vor allem bei den Organisatoren war nicht immer so gut: "In Hausen ging die Zahl der Sternsinger vor einigen Jahren bis auf zehn zurück", berichtet Hans-Georg Keßler, der in der Kirchenverwaltung und im Gemeindeforum aktiv ist. Haupt- und Ehrenamtliche steuerten aber gegen: Die Kommunionkinder wurden angesprochen, sogar ab der 1. Klasse dürfen die Mädchen und Jungen schon mitlaufen. Auch die Vorbereitung durch Pfarrvikar Michael Schmitt komme gut an.

Die Vorbereitungen haben auch heuer bereits vor Weihnachten begonnen: In Hausen gibt es in jedem Jahr einen neuen Text, der wurde einstudiert. Außerdem beschäftigten sich die Kinder mit dem diesjährigen Motto. "Das Interesse ist groß, die Kinder lassen sich anstecken", berichtet Michael Schmitt. Im vergangenen Jahr sei es um Kinderarbeit in Indien gegangen, im Film seien auch schlimme Bilder zu sehen gewesen. Der Pfarrvikar ist froh, dass heuer kindgerecht das Leben behinderter Kinder in Peru vorgestellt wird.

Zu den Helfern bei der Sternsinger-Aktion gehören Gabi Müller und Sabrina Wehner. "Wir haben einen ganzen Schrank voll fertig geschneiderter Kostüme", erzählt Gabi Müller, während sie den Kindern ein Gewand überzieht, Turbane bindet oder eine Krone auf den Kopf setzt.

Sogar handgemachte Taschen liegen im Pfarrheim bereit, in die die Sternsinger ihre Süßigkeiten packen können. Denn traditionell wird das Geld für die Aktion gespendet, die Kinder und Jugendlichen behalten lediglich Süßigkeiten für sich. "Manchmal geben die Menschen der Gruppe auch noch extra Geld, aber im vergangenen Jahr haben die Teilnehmer auch das freiwillig gespendet", berichtet Keßler.

Abschluss in der Mehrzweckhalle

Fünf Gruppen mit jeweils vier Kindern sind heuer in Hausen unterwegs: immer drei Könige und ein Sternenträger. Für Kleinbrach muss eine Gruppe reichen: "Wir treffen uns schon um kurz nach 9 Uhr", berichtet Louis Pörtner. In Hausen startet die Aktion heuer nach dem Sonntagsgottesdienst. In beiden Orten gibt es einen festen Ablauf für den Tag, dazu gehören eine Brotzeit mittags und der gemeinsame Abschluss in Hausen bei Würstchen und Brötchen. Zum Abschluss geht es dann in die Mehrzweckhalle: "Wir legen jedes Jahr an Dreikönig den Senioren-Nachmittag der Stadt nach Hausen", berichtet Keßler. Der Auftritt der Kinder sei dabei ein Höhepunkt. In der Woche nach Dreikönig liegt dann der allerletzte Termin der Sternsinger: In Kostümen treten sie im örtlichen Kindergarten auf. Das ist gleichzeitig eine gute Werbung für die Sternsinger-Aktion in fünf bis zehn Jahren: "Die Kinder machen natürlich immer große Augen wegen der Kostüme und Kronen."

Träger Die Aktion Dreikönigssingen organisieren das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Zweck Mit den Mitteln fördert die Aktion Dreikönigssingen weltweit Projekte in den Bereichen Pastoral, Bildung, Gesundheit, Ernährung, soziale Integration, Rehabilitation und Nothilfe.

Bilanz Bei der Dreikönigsaktion 2018 sammelten in der Diözese Würzburg rund 8300 Sternsinger genau 1 471 484,38 Euro in 723 Gemeinden und Einrichtungen des Bistums an den Tagen um Dreikönig. Insgesamt kamen in den 27 deutschen (Erz-)Diözesen, der Schweiz und Belgien sowie bei weiteren Sammlungen rund 49 Millionen Euro zusammen.pow