Rot, herb bis süß und sehr gesund
Autor: Elisabeth Assmann
Bad Bocklet, Freitag, 26. Sept. 2014
Viele Eigentümer haben in ihrem Garten alte Apfelbäume stehen und kennen deren Sorten nicht. Darunter könnten vielleicht einige Raritäten stehen. Auch deshalb war der Rat und Auskunft von Pomologe Jan Bade sehr gefragt.
Auch andauernder Regen hielt viele Apfelfreunde nicht davon ab, dem Pomologen Jan Bade aus Niederkaufungen durch die Streuobstwiese des Bund Naturschutz zu folgen. Zusammen mit Claus Schenk vom Naturpark Bayerische Rhön, der BN-Kreisgruppe und dem Kneippkindergarten aus Bad Bocklet gab es einen informativen, kulinarischen Tag des Apfels. Selbstgebackener Apfelkuchen von Eltern des Kneippkindergartens und frischgepressten Apfelsaft vom BN, zeigten, wozu Äpfel veredelt werden
können. Zwischendurch sangen die Kindergartenkinder etliche launige Loblieder auf den Apfel.
Sortenwahl und Baumschnitt
Rund 100 Interessierte kamen, um ihre Äpfel bestimmen zu lassen und beim Rundgang auf der Streuobstwiese Sorten am Baum erklärt zu bekommen. Ganz nebenbei erfuhren die Besucher auch viel über standortgerechte Sortenwahl, den richtigen Baumschnitt und die Bekämpfung von Wühlmäusen. "In den meisten Baumschulen bekommen Sie Sorten, die für den Erwerbsgartenbau gezüchtet wurden. Diese sind oft ungeeignet für Streuobstwiesen. Es gibt aber auch Baumschulen, die sich auf regionale und alte Sorten spezialisiert haben", erklärt der Fachmann. Es wundert daher nicht, dass aus den mitgebrachten Proben auch oft Sorten bestimmt werden, die im Einzelhandel zu kaufen sind wie Delicios, Idared, Jonathan, Gala. Die Besitzer sind meist erstaunt, denn die Äpfel sehen ganz anders aus als im Laden. "Die Sorten sind für den Erwerbsanbau auf Ertrag und nicht unbedingt auf Robustheit gezüchtet und werden gegen Krankheiten und Schorf gespritzt und haben auf einer Streuobstwiese eigentlich nichts zu suchen."
Es gibt vieles zu beachten
Bei der Sortenbestimmung ist vieles zu beachten. "Wenn es ein alter Baum ist, da spreche ich von 80 Jahren, kann ich viele Neuzüchtungen ausschließen", so Bade. Immer wieder schneidet er einen Apfel auf, prüft die Kerne und beißt hinein. Denn auch der Geschmack ist wichtig. Mindestens fünf, der Sonne zugewandte Äpfel sind dazu nötig. Außerdem sollten sie gepflückt und nicht wurmstichig sein, da ansonsten der Geschmack darunter leidet. Bei Birnen sollte der Stil noch an der Frucht sein. Aussagen zu Blattgröße, -farbe, Alter des Baumes helfen dem Pomologen. Aber selbst dann bleiben viele Sorten unbestimmt, da durch jeden ausgesäten Kern eine neue Sorte entsteht und somit der Vielfalt keine Grenze gesetzt ist.
"Wenn ich einen Apfel noch nicht gesehen und geschmeckt habe, kann ich ihn nicht bestimmen", so Bade. Auch er muss im Laufe des Nachmittags immer wieder mal passen. Und dem Profi schlägt das Herz höher, wenn er etwas Seltenes zu sehen bekommt, wie etwa den Hendunger Schneeapfel oder den Roten Herbstkalvill.
"Streuobstwiesen gehören zu unserer Kulturlandschaft und müssen lebendig gehalten werden", spricht Claus Schenk vom Naturpark Bayerische Rhön das Problem an, dass viele Streuobstbäume nicht mehr gepflegt werden. Dazu gehören aber auch alte oder auch Totholzbäume, die für Höhlenbrüter Nistmöglichkeiten bieten.
Der Pomologe Jan Bade hat auf seiner Obstmanufaktur 500 eigene Obstbäume mit 850 Sorten und ist im Pomologenverein aktiv. Rund vier Monate im Jahr ist er unterwegs, um Apfelsorten zu bestimmen. Den Rest des Jahres gibt er Schnitt- und Bestimmungskurse und schneidet Baumanlagen. Die Sortenbestimmung hatte vor etwa 150 Jahren ihren Höhepunkt. "Der europäische Austausch der Züchter war damals größer als heute trotz Flugverkehr und Internet", so Bade.
1992 konnte die BN-Kreisgruppe durch eine größere Spende von Johannes Köhler die Fläche erwerben und viele Streuobstbäume anpflanzen. Hinzu kam noch eine Fläche mit älteren Obstbäumen, die vor allem für die Vogelwelt einen wertvollen Lebensraum darstellt. "Wir sind froh, dass wir dieses Biotop mit 180 Bäumen haben. Hier können wir bei Exkursionen viel zur Natur zeigen und erleben", meint BN-Vorsitzender Franz Zang. "Die Äpfel werden wir in Zukunft noch besser vermarkten, indem wir gemeinschaftliche Ernteaktionen machen, um neben Tafelobst auch Apfelsaft zu nutzen." Der Besuch des Pomologen diente auch dazu den Sortenplan der Fläche zu vervollständigen. Danach ist vom BN geplant, Infotafeln zu Apfelsorten und zum Nutzen von Streuobstwiesen aufzustellen.