Roman Rausch stellt seine Krimis vor
Autor: Christian Dijkstal
Bad Bocklet, Montag, 29. Oktober 2012
In Bad Bocklet hat Roman Rausch aus seinen Regional-Krimis gelesen, die in Würzburg spielen. Und er räumt ein: Zu 50 Prozent fließt in seine Romane Selbsterlebtes ein.
Die Kriminalgeschichte mit Lokalkolorit mag in den vergangenen Jahren eine inflationäre Entwicklung genommen haben, doch beliebt sind die Geschichten, in denen man Schauplätze und Mentalitäten wiedererkennt, nach wie vor. Der Besuch der Lesung von Roman Rausch, der im Bücherpavillon Bad Bocklet aus seinen Würzburg-Krimis las, zeigte das: Die Stuhlreihen mussten erweitert werden.
Und Rausch müsste sich den Vorwurf, auf einen kommod vor sich hinrollenden Bummelzug durch heimische Gefilde aufgesprungen zu sein, fürwahr nicht machen lassen: Der (zwischenzeitlich in der deutschen Hauptstadt lebende) Unterfranke ist gewissermaßen Serientäter und als solcher ein Mann der ersten Stunde. Seine Reihe um die - 2002 auf der Leipziger Buchmesse preisgekrönten - Würzburger Kommissare ist die erste von mehreren Regionalkrimi-Reihen, die inzwischen in der Bischofsstadt am Main spielen.
1999 schon war "Tiepolos Fehler" erschienen, der erste von sieben Bänden, deren letzter 2010 veröffentlicht worden ist. Mit diesem Band und der darin beschriebenen ersten Begegnung der beiden Kommissare Kilian und Heinzlein, aus der man einiges über die Charaktereigenschaften der Ermittler erfahren konnte, begann Rausch seine Lesung. Überrascht gab er sich darüber, dass seine Bücher auch hier recht bekannt zu sein scheinen. "Würzburg liegt ja etwas weiter weg, und Regio-Krimis sind in der Regel sehr regional." Das war wohl mehr Koketterie, denn Rausch räumte ein, dass die Geschichten um das Ermittler-Pärchen sogar bis weit nach Bayern hinein ihre Fans gefunden haben.
Der Autor sagte, dass das Kriminalisten-Duo ein wenig die "positiv zerrissene" fränkische Seele abbilde, die "zwei Herzen in einer Brust": das Weg- und Hinausgehenwollen, das sich vor allem bei Kommissar Joseph Kilian zeigt, und das Bodenständige, das Am-Ort-Verwurzelt-Sein, für das dessen Kollege Georg Heinlein steht.
Kilian, so erfuhren die Hörer, hatte gerade als internationaler Ermittler für Europol einen Fall in Genua vergeigt, als sich in Würzburg ein Mord in der Residenz ereignete, den mit Heinlein gemeinsam zu lösen nun seine erste Aufgabe in Würzburg war - der Stadt, in der er lange gelebt hatte und in die er nicht unbedingt zurückkehren wollte. Dass Heinlein diesem Mann mit teurem Anzug, Schlangenlederstiefeln und Stetson auf dem Haupt beim ersten Zusammentreffen mit blutigen Knien und in einem seltsamen Hühnerfederkleid unter die Augen tritt, hat einen banalen Grund. Es mag zugleich Symbol für seine ländliche Herkunft sein.
Rausch spielt mit Klischees und überzeichnet sie gelegentlich. Eins, das immer und immer wieder Dialoge und Pointen bestimmt, ist das Verhältnis von Franken und Bayern; Vertreter der Letztgenannten ist Polizeidirektor Oberhammer: eine Witzfigur - wie fast alle fiktiven Polizeidirektoren. Karikaturen sind die Protagonisten im ersten Fall alle. Rausch beschreibt in der angespannten Beziehung von Bajuwaren und Franken, wie er sagt, Wahrnehmungen, die man halt macht. "Ich sehe das sehr entspannt."
Doch er ließ in der Lesung wissen, dass "etwa 50 Prozent Selbsterlebtes" in die Romane eingeflossen und dort aufgearbeitet worden sei. Aus denen hatte Rausch Episoden ausgewählt, die typisch für seine Würzburger Regionalkrimis sind. Was das ist, blieb bei der Lesung dem Nicht-Eingeweihten mitunter verborgen; Kenner feixten schon mal, wo der Unkundige Zusammenhänge zu ordnen suchte. Nicht hilfreich war dabei, dass Rausch den Vortrag nicht so dramatisch gestaltete, wie die Geschichten es sicher verdient hätten. Klar wurde: Die Erzählungen, die sich zum Teil mit wirklichen, auch politisch brisanten Geschehnissen befassen, sind gut recherchiert. Da zeigt sich, dass Rausch lange als Journalist gearbeitet hat.
Ob Kilian und Heinlein künftig weiter ermitteln, steht bisher in den Sternen: "Ich bin mal gespannt, wie es mit den beiden weitergeht", sagte Rausch. Denn auch er weiß: "Die Zeit für Regio-Krimis ist nicht so gut."