Rohstoffnachschub fehlt: Erste Firmen in Kurzarbeit
Autor: Steffen Standke
Albertshausen bei Bad Kissingen, Donnerstag, 14. Oktober 2021
Die Corona-Pandemie hat den Weltmarkt gehörig durcheinander gebracht. Autozulieferer wie Joyson, Preh und ZF leiden beim Nachschub unter massiven Problemen. Einige steuern hart gegen.
Jörg Koch, Geschäftsführer der Joyson PlasTec GmbH, wählt drastische Worte: "Der Markt spielt völlig verrückt. Es bestehen riesige Lücken. Bis die geschlossen sind, wird es ein Drama." Der Chef des Autozulieferers im Bad Kissinger Stadtteil Albertshausen spricht von den Lieferengpässen, die die globale Wirtschaft plagen.
Joyson leidet dabei unter zwei Krisen: indirekt unter der weltweiten Unterversorgung mit elektronischen Halbleiter-Chips; und direkt unter den Lieferlücken bei Kunststoff und Stahl.
Die 380 Mitarbeiter produzieren Kunststoffteile für große Lkw-Bauer wie Daimler, MAN, DAF und Scania. Bei denen können viele Zugmaschinen wegen fehlender Chips nicht fertiggebaut und ausgeliefert werden. Wo nichts komplett ist, wird nichts nachproduziert. Dementsprechend fragen die großen Autoschmieden weniger Kunststoffteile bei Joyson nach.
Jörg Koch gibt ein Beispiel: "Ein großer Hersteller baut in normalen Zeiten 200 Lkw am Tag und braucht dementsprechend dafür Türverkleidungen. Jetzt baut er aber wegen der Chipkrise nur 120 Einheiten. Dann bleibt uns nur, weniger Verkleidungen zu bauen, weil nicht so viele benötigt werden."
Mangel an Stahl und Kunststoff
Selbst wenn die Nachfrage der großen Autobauer da wäre: Koch und seine Mitarbeiter hätten in absehbarer Zeit Schwierigkeiten, sie zu bedienen. Denn schon ab dem zweiten Quartal dieses Jahres wurden die Rohstoffe knapp, vor allem der Stahl. "Normal liegt die Bestell-Vorausplanung bei sechs Wochen. Jetzt muss man bei vielen Schrauben seinen Bedarf für die nächsten 52 bis 54 Wochen anmelden. Was man nicht anmeldet, bekommt man in dem Zeitraum nicht. Das ist verrückt. Das war noch nie der Fall." Auch beim Kunststoffgranulat, das die Firma für die Produktion braucht, gebe es Engpässe.
Die Knappheit führt laut Koch dazu, dass die Rohstoffpreise durch die Decke gehen. "Das ist nicht mehr nachzuvollziehen. Aber entweder, man zahlt oder lässt es bleiben."
Der Joyson-Geschäftsführer berichtet, dass nach diversen Corona-Lockdowns die Hersteller weltweit ihre Produktion noch nicht auf Normalmaß hochgefahren hätten. Auch seien viele Schiffe, die Rohstoffe aus anderen Teilen der Erde brächten, noch gar nicht entladen. Zudem fehlten Lkw-Fahrer, die die Güter zu den Werken bringen.