Ritterschlag für Regentenbau
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Dienstag, 03. Januar 2017
Der Große Saal des Regentenbaus ist von Kulturjournalist Manuel Brug unter die 20 schönsten Konzertsäle der Welt gerechnet worden.
Er musste 104 Jahre warten, bis er von der deutschen Großkritik den Ritterschlag erhalten hat: Der Große Saal des Regentenbaus ist von Manuel Brug in der "Welt" unter die 20 schönsten Konzertsäle der Welt gerechnet worden, und zwar auf den olympisch undankbaren, aber, absolut gesehen, beglückenden 5. Platz!
Brug ist ein Kulturjournalist, der nicht nur für die "Welt" schreibt, sondern auch für Berliner Tageszeitungen und eine ganze Reihe von internationalen Fachzeitschriften. Er kommt also herum. Und auch wenn sein Urteil absolut subjektiv ist, kann man ihm in vielerlei Hinsicht glauben. Denn seine Begründungen sind zwar mitunter etwas flapsig, aber durchaus stichhaltig. Für Manuel Brug war das Ziel der neuen Hamburger Elbphilharmonie, "einer der zehn schönsten Konzertsäle der Welt zu werden", Anlass, einmal in seiner Erinnerung zu kramen und zu überlegen, wie die Situation eingentlich im Moment aussieht, mit welcher Konkurrenz sich die Hamburger auseinandersetzen müssen. Dabei spielten nicht nur akustische Überlegungen eine Rolle, sondern auch Optik, Anfahrt, Pausengastronomie, Foyers, genügend WCs, also Wohlfühlfaktoren, die den Konzertbesuch beeinflussen.
Wuppertal auf Platz 1
Es mag manchen überraschen, dass auf Platz 1 die Stadthalle Wuppertal gelandet ist, ein Neorenaissanceschloss mit 1500 Plätzen, das 1900 eröffnet wurde. Das ist eine Entscheidung, die man mittragen kann, denn "die besten" ist ja nicht gleichbedeutend mit "die bekanntesten". Und so setzt Manuel Brug auf den 2. Platz das Musikforum Ruhr in Bochum, und dann kommt, als erster "Big Shot" erst die Philharmonie Berlin. Auf Platz 4 rangiert das Konzerthaus in Blaibach, ein privat betriebenes Haus in der Oberpfalz mit 200 Plätzen, das erst 2014 eröffnet wurde. Und dann, ja dann kommt der Große Saal ...Interessant ist natürlich, wer "unseren" Saal nur von hinten sieht, zum Beispiel auf Platz 6 der Wiener Musikvereinssaal oder der Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg, die Wigmore Hall London, das Konzertgebouw Amsterdam oder, weit abgeschlagen auf Platz 18, die Carnegie Hall New York.
Die rote Laterne hat die Petronas Filharmonik Hall in Kuala Lumpur. Noch interessanter ist fast, wer da, zu seinem eigenen Erstaunen, überhaupt nicht auftaucht, Säle, in denen Manuel Brug auch schon des Öfteren war: die Münchner und Pariser Konzertsäle, die "Glocke" in Bremen, die großen und kleinen Säle in Russland oder das NCPA in Beijing.
Aus Kirsch- und Fichtenholz
Unser Stolz steigt ins Unermessliche. Und so verzeihen wir Manuel Brug auch, dass er bei seiner Begründung für den Regentenbau ein kleines bisschen geschlampt hat. Der wurde nicht erst 1913 von Max Littmann geplant, sondern da wurde er eröffnet. Und es ist auch kein Ambiente aus Kirsch- und Ebenholz, sondern aus Kirsch- und Fichtenholz. Aber der Rest stimmt. Wir dürfen ihm nur nicht verraten, dass seit dem Abriss des Steigenberger-Hotels und der Schließung der Tiefgarage die Anfahrt nicht einfacher geworden ist. Dafür können wir mit den WCs punkten.Was wir aber machen sollten: einen Arbeitskreis gründen, der sich überlegt, was wir tun können, damit wir im bekanntesten Kurort Deutschlands eines Tages mit unserem Regentenbau bei Manuel Brug auf Platz 1 landen. Sprengmeister sind von der Teilnahme ausgeschlossen.