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Rhönklub-Präsident Klüber tritt zurück


Autor: Ralf Ruppert

Bad Brückenau, Dienstag, 25. Juni 2013

Der Präsident des größten Vereines der Rhön zieht die Konsequenzen aus den monatelangen Querelen. Als Auslöser verweist er auf einen erneuten Versuch aus der Region Saale-Sinn, ihn zum Rücktritt zu bewegen.
Einsam war es bereits auf der Hauptversammlung in Breitungen um Präsident Ewald Klüber. Damals hielt er noch an seinem Amt fest, jetzt hat er nach erneuten Angriffen seinen Rücktritt erklärt. Foto: Kritzer/Archiv


Seit Monaten rumort es im Rhönklub, doch Präsident Ewald Klüber hatte immer wieder alles ausgesessen - zuletzt sogar die turbulente und von vielen als unwürdig empfundene Hauptversammlung am 9. Juni in Breitungen.

Nun hat er doch die Konsequenzen gezogen: "Ewald Klüber hat am Montag, 24. Juni, gegenüber den Mitgliedern des Geschäftsführenden Vorstands des Rhönklub e.V. seinen sofortigen Rücktritt erklärt", heißt es in einer Pressemitteilung, die der Rhönklub gestern Nachmittag herausgab.

Ewald Klüber begleitete damit zwei Jahre lang das höchste Amt im größten Länder übergreifenden Verein der Rhön mit rund 24.000 Mitgliedern.

"In einigen Bereichen der Region Saale-Sinn und der Region Fulda wird auch nach der 137. Hauptversammlung in Breitungen, in der es Beschlüsse mit deutlicher Mehrheit gab, weiterhin massiv versucht, Mehrheiten zum Sturz des Präsidenten zu organisieren und damit Unfrieden im gesamten Rhönklub zu stiften - aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen", schrieb Klüber an die Mitglieder des Hauptvorstandes.

Er könne diese Art von Demokratieverständnis, insbesondere die Nichtakzeptanz von Mehrheitsentscheidungen, nicht tolerieren.

Aufforderung zum Rücktritt

Als Beleg ist der Pressemitteilung ein Schreiben des Vorsitzenden der Region Saale-Sinn, Thomas Hammelmann, an die Zweigvereine beigefügt. Hammelmann lädt darin für den 7. Juli zu einer "außerordentlichen Arbeitstagung" in Oberweißenbrunn ein. "Wir möchten nochmals versuchen, mit einem Brief, der von allen Zweigvereinen unterschrieben wird, unseren Präsidenten zum Rücktritt aufzufordern", heißt es darin.

Klüber: "Allein aus diesem Brief ist ersichtlich, dass der Rhönklub auch nach der Hauptversammlung in Breitungen nicht zur Ruhe kommt und dass weiter im Hintergrund gegen den Präsidenten gearbeitet wird."

"Wir hatten uns bereits bei der Sternwanderung in Unterwaldbehrungen am 16. Juni zusammengesetzt und nochmal über Breitungen gesprochen", berichtet Hammelmann auf Nachfrage. Was bei der geplanten Wanderung tatsächlich herausgekommen wäre und ob sie nun trotzdem stattfindet, wisse er nicht.

In jedem Fall wehrt sich Hammelmann dagegen, dass sich der Widerstand gegen Klüber richte, weil er aus Thüringen stammt: "Ob Herr Klüber nun aus Thüringen, Bayern oder Hessen kommt, spielte dabei keine Rolle", stellte Hammelmann gestern klar, und: "Das sollte heute kein Thema mehr sein."

Nachtreten gibt es keines vom Vorsitzenden des Bad Kissinger Zweigvereins, im Gegenteil: "Ich habe großen Respekt, dass Herr Klüber das damals vor zwei Jahren übernommen hat, und ich habe großen Respekt, dass er jetzt den Weg frei gemacht hat." Wichtig sei nun der Blick nach vorne: Heute fahren etliche Mitglieder des Hauptvorstandes zum Deutschen Wandertag nach Oberstdorf. "Da wird das sicherlich ein Thema sein."

Nächste Hauptversammlung 2014

Was muss ein Präsident mitbringen? "Auf jeden Fall muss man im Team arbeiten können", nennt Hammelmann als Voraussetzung für Klübers Nachfolger. Wann der bestimmt wird, sei völlig offen. Die nächste ordentliche Hauptversammlung ist erst im Juli 2014 in Elm.

Hammelmann könnte sich eine Übergangslösung bis dahin vorstellen. Wenn ein Kandidat gefunden werde, könnte aber auch eine außerordentliche Versammlung einberufen werden. Für sich schließt Hammelmann eine Kandidatur aus, ebenso auf Nachfrage auch Klübers Vize Bernd Müller-Strauß, der nun die Geschäfte kommissarisch leitet. "Ich hatte gehofft, dass es vorher noch eine Aussprache im Hauptvorstand gibt", sagt er.

Überrascht war gestern Klübers Vorgängerin Regina Rinke über die Neuigkeit. "An seiner Stelle hätte ich das schon in Breitungen gemacht", war die spontane Reaktion der Ehren-Präsidentin. Rinkes Ernennung war einer der letzten Amtshandlungen Klübers: "Ich wollte weggehen, weil ich es nicht ertragen konnte", sei für Rinke die Zeit bis zur Ehrung in Breitungen eine Tortur gewesen.

Eine Ehrenpräsidentin als Übergangspräsidentin kommt für Rinke nicht in Frage: "Auf keinen Fall", wehrt sie die Frage heftig ab. Und wer sonst? "Dazu kann ich nichts sagen, ich bin wirklich abgeschnitten", kenne sie sich da nichts aus.

Tipps? "Ich kann kein Rezept geben, was ein Rhönklub-Präsident machen muss. Da muss jeder seinen Weg finden."

"Mich betrübt schon, dass hier im Hintergrund etwas betrieben wird, das geht ja schon in Richtung Anarchie", sagte Ewald Klüber gestern der Redaktion des Meiniger Tageblattes. "Warum soll ich weiter kämpfen, wenn die Bayern immer wieder ein neues Feuer anzünden? Das ist für mich unbegreiflich", erklärt Klüber. Schließlich sei er auch noch Mensch, habe Familie.

Zufällig bei Besuch erfahren

In Burgwallbach hatte der Präsident am Wochenende das Fest zum 40-jährigen Bestehen des dortigen Zweigvereins besucht und zufällig erfahren, dass Thomas Hammelmann erneut gegen ihn vorgeht (siehe Titelseite). "Ich habe mich mit ihm unterhalten, aber er sagte kein Wort von seinem Brief. Den gaben mir später Mitglieder", erzählt Klüber.

Viele Gespräche habe er in seiner zweijährigen Amtszeit geführt, auch Schlichtungsgespräche. "Ich habe mich bemüht, den Rhönklub zukunftsfähig zu machen, nicht nur inhaltlich, sondern auch betriebswirtschaftlich."

Damit habe er nicht jedes Klubmitglied überzeugen können, vertrete aber nach wie vor die Meinung, dass dringende Änderungen im Geschäftsbetrieb des Vereins notwendig seien. "Es ist schwierig, wenn man etwas Neues macht, Leute zu haben, die zuhören können, mit denen man diskutieren kann und die auch mitgehen können."

"Die Region Werra und Ulstertal stehen voll hinter mir, auch große Teile der Region Fulda und auch Zweigvereine aus der Saale-Sinn-Region." Das habe er zur Hauptversammlung in Breitungen gespürt. "Ich sehe auf meiner Seite keine Schuldfrage. Ich habe sehr viele Zweigvereine besucht, Gespräche mit Mitgliedern geführt und immer wieder gesagt bekommen, dass der von mir beschrittene Weg für den Rhönklub richtig ist und fortgesetzt werden sollte", betont Ewald Klüber.

Klüber dankt seinen Unterstützern

Er werde auch weiterhin Mitglied im Rhönklub-Zweigverein Geisa bleiben. "Ich habe keinen Frust gegen den Rhönklub, zeige nur Unverständnis über das Verhalten einiger Mitglieder."

"Ich wünsche dem Rhönklub von ganzem Herzen, dass er alsbald wieder in ein ruhiges Fahrwasser kommt; zum Wohle einer gedeihlichen Weiterentwicklung", schrieb Klüber am Montag an den Hauptvorstand. Gleichzeitig bedankt er sich bei allen, "die mir bis heute offen und loyal zur Seite standen" für deren Unterstützung.

"Diejenigen, die sich verletzt fühlen, bitte ich um Verzeihung. All mein Tun und Bemühen waren immer auf das Wohl unseres Rhönklubs ausgerichtet", fügt er hinzu. Und: "Sollte in der Übergangszeit meine Hilfe gefragt sein, stehe ich selbstverständlich gern zur Verfügung".

Auf der Hauptversammlung des Rhönklub am 9. Juni hatten bereits Schriftführerin Elisabeth Hauck und Hauptnaturschutzwart Matthias Marbach (Kaltennordheimer Forstamtsleiter) ihren Rücktritt erklärt. Wie der Rhönklub erst jetzt mitteilte, tat dies in der vergangenen Woche auch Schatzmeister Erhardt Berndt aus Bad Liebenstein (Wartburgkreis).

Furcht um Auseinanderdriften des Rhönklubs

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen, der gerade erst Gastgeber der jüngsten Hauptversammlung war, gibt es Zweigvereine in Meiningen, Schmalkalden, Breitungen, Kaltensundheim, Melkers, Reichenhausen, Oberweid und Frankenheim.

Der Frankenheimer Verein, einst mitgliederstärkster in Thüringen, hatte sich vor Jahren nach Zwist mit dem Hauptvorstand aufgelöst und war erst vor ein paar Wochen unter Mithilfe von Ewald Klüber neu gegründet worden.

Dort herrscht jetzt ebenso Ratlosigkeit wie im benachbarten Zweigverein Kaltensundheim. Hatten die Vereinsmitglieder schon an der von einigen Delegierten torpedierten Hauptversammlung heftig zu kauen gehabt, so befürchten sie nun nach dem Rücktritt des aus Thüringen stammenden Vereinsvorsitzenden ein weiteres Auseinanderdriften des Rhönklubs.