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Rhöner im Dirndl und Lederhose


Autor: Gerd Schaar

Stangenroth, Montag, 20. April 2015

Auch im Landkreis Bad Kissingen wird gerne in die eigentlich urbayerische Kleidung geschlüpft. Die emanzipierte Frau trägt auch schon mal rote Lederhosen.
Eine Freundinnengruppe genießt das Trachtenambiente (von links): Manuela, Anja, Uschi und Petra. Foto: Gerd Schaar


Dirndl und Lederhose haben ihren Ursprung in Südbayern, aber nicht in der Rhön. Trotzdem wird diese Kleidung auf Festen immer beliebter und erlebt derzeit ihre Renaissance. So auch jetzt zur "Nacht der Tracht" in der Festhalle bei den zünftigen Klängen der Liveband "Meeküh".
"Passend zum Anlass habe ich heute mein schickes Dirndl angezogen", sagt Petra. Zusammen mit ihren Freundinnen ist sie unterwegs.

"Die Männer haben wir heute daheim gelassen", tönt es aus den Reihen. Freundin Uschi steckt in der Lederhose: "Tracht ist das Thema des Abends, und ich fühle mich wohl." Man schäme sich ganz und gar nicht für dieses Outfit. "Es gehört heute Abend dazu", sagt Anja.
Etwas "dirndl-ferner", jedoch durch entzückende Details wie Puffärmelchen und alpinen Schmuck deuten weitere Besucher wie zum Beispiel Anja ihre positive Einstellung zum Thema Tracht an. Da stört die Jeanshose keinesfalls, aber auch Lederhosen - speziell für Frauen - waren anzutreffen. "Wir wollen den Alpenländern keine Konkurrenz machen, sondern wir genießen lediglich das alpine Flair und Ambiente", sagt Manuela. Deshalb stört es nicht, wenn es zur "Brezen" an diesem Abend ein original Kreuzbergbier aus dem Zapfhahn gibt. Man ist sowohl Bayer als auch Franke.

Nie richtig aus der Mode

Mit Lederhose kommt Jonas stilgerecht auf das Fest. "Die Lederne hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel", sagt er. Seine trinkfeste Hose passe ihm wie eine zweite Haut, wachse beim regelmäßigen Tragen automatisch mit und habe schon einiges erlebt. So zum Beispiel auf dem Pfingstfest in Steinach, auf dem Cannstatter Wasen oder zu Kiliani in Stangenroth. "Ich bin scho' a weng stolz auf mei' Hos'n", sagt Jonas.
"Die Lederhose und das Dirndl waren nie so richtig aus der Mode geraten", meint Lederhosenträger Dominik. Die bayerische Tracht unterstütze das Lebensgefühl und passe stimmungsmäßig optimal zu der bayerischen Musik, die an diesem Abend erklinge.
"Es gibt halt immer irgendwelche Trends", stimmt ihm Lederhosenträgerin Rebecca zu und ist happy. Sie habe ihre zwei Dirndl im Kleiderschrank gelassen, sich heute für die schicke rote Hose aus Leder entschieden, weil sie den Wechsel im Outfit liebe. Gibt es mittlerweile die Gleichberechtigung der Geschlechter auch bei der Lederhose?

Im Alltag eher nicht

Ein Hingucker sind Laura und Elena mit ihren schicken Dirndln. "Ich habe mir letztes Jahr dieses Dirndl gekauft und bin froh, dass ich es heute trage", sagt Laura. "Auf dem Münchner Oktoberfest bin ich schon vor Jahren auf den Dirndlgeschmack gekommen", verrät Elena. Die Nacht der Tracht sei eine willkommene Gelegenheit, das geliebte Kleidungsstück öffentlich zu präsentieren. "Im beruflichen Alltag ist es hier eher nicht passend", sagt sie.
Ganz und gar passend ist für Yvonne das Dirndl. Sie steht nämlich als Sängerin bei der Liveband "Meeküh" auf der Bühne und fühlt sich unter den sieben Hobbymusikern in diesem Outfit wohl.
Die "Meeküh" kommen aus der Gegend vom Untermain zwischen Haßfurt und Schweinfurt und bringen ihre geballte Lebensfreude beim Musizieren mit.

Feierfröhliches Volk

"In der Rhön gibt es jede Menge feierfröhliches Volk, und da wollen wir helfen", sagt Musiker Mac. Allerdings hätten die "Meeküh" noch nie zuvor in Stangenroth gespielt. "Von Volksmusik über Schlager bis hin zum Rock 'n' Roll reicht unser Repertoire", sagt Mac.
Berufe wie Landwirt, Web-Designer, Maschinendreher und Kirschenanbauer sind unter den Musikern vertreten. "Dirndl und Lederhosen sind bei der Jugend voll im Trend", können die "Meeküh" nur bestätigen.