Rettungshubschrauber bringt oft nur den Notarzt
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Montag, 12. August 2013
Nicht immer, wenn der Rettungshubschrauber kommt, bringt er den Patienten weg. Gerade auf dem Land muss oft auch der Notarzt gebracht werden, weil der Weg zu weit ist oder Notarztdienst schlichtweg nicht besetzt ist.
Der Landkreis Bad Kissingen ist in drei Notarztbereiche eingeteilt: Bad Kissingen, Hammelburg und Bad Brückenau. Immer wieder passiert es vor allem im Westen des Landkreises, dass der Dienstplan der Notärzte leer bleibt, in Hammelburg etwa zuletzt im Schnitt in 55 Stunden im Monat. In Bad Brückenau sollen laut dem Freie Wähler-Landtagsabgeordneten Günther Felbinger von Januar bis Ende April 270 unbesetzte Stunden zusammengekommen sein.
In solchen Fällen muss entweder ein Arzt aus dem Nachbarbereich einspringen oder die Leitstelle holt - falls verfügbar - einen Rettungshubschrauber.
Laut Thomas Schlereth, dem Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) in Schweinfurt, gab es seit Inbetriebnahme der ILS am 24. Juli insgesamt im Dienstbereich 416 Einsätze von Rettungshubschraubern und Intensivtrans-porthelikoptern. 97 Rettungshubschrauber-Einsätze entfielen auf den Landkreis Bad Kissingen, den vor allem der Christoph 18 aus Ochsenfurt, der Christoph 28 aus Fulda und der Christoph 60 aus Suhl anfliegen.
"Der Hubschrauber kommt immer dann, wenn es die schnellste Möglichkeit ist", berichtet Schlereths Stellvertreter Klaus Wörner. Es komme also durchaus auch vor, dass sogar dann ein Hubschrauber angefordert wird, wenn der Notarztbereich besetzt ist: "In Schwanfeld im Landkreis Schweinfurt zum Beispiel ist der Christoph 18 schneller als der Notarzt aus Schweinfurt", nennt Wörner ein konkretes Ziel. Im Landkreis Bad Kissingen kommen abgelegene Orte wie etwa Heiligkreuz für solche Einsätze in Betracht.
Drei große Projekte für 2013
Wie oft der Hubschrauber nur den Notarzt bringe und wie oft der Hubschrauber für einen schnellen Transport in eine Spezialklinik angefordert wird, sei nicht statistisch ausgewertet. "Aber das dürfte sich so ungefähr die Waage halten", schätzt Wörner.
Für dieses Jahr stehen bei der ILS drei größere Projekte an: Zum einen werden die Mitarbeiter in der Telefonreanimation geschult. Bei entsprechenden Meldebildern sollen sie dem Laien am Telefon nach einem vorgegebenen Algorithmus Hilfestellungen und Anleitung zur Wiederbelebung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes geben. Weitere Herausforderung ist die Einführung der GPS-unterstützten Disposition für die Fahrzeuge des Rettungsdienstes: Noch im Sommer sollen alle Rettungswagen, Notarzteinsatzfahrzeuge und Krankenwagen mit einem Navigationsgerät ausgestattet werden, das die Disposition und die Alarmierung optimiert.
Auch die vorbereitenden Arbeiten für den erweiterten Probebetrieb des Digitalfunks im Frühjahr 2014 seien in vollem Gange, informiert ILS-Leiter Thomas Schlereth. Mitarbeiter der ILS seien in verschiedenen Arbeitsgruppen der regionalen Projektgruppe Unterfranken vertreten. Für die ILS sei die Fachplanung bereits abgeschlossen.