René Felcht ist Jugendpfleger in drei Gemeinden
Autor: Carmen Schmitt
Bad Kissingen, Dienstag, 29. April 2014
René Felcht ist als Jugendpfleger in drei Gemeinden Nüdlingen, Maßbach und Oerlenbach unterwegs. Am Nüdlinger Skaterplatz kommt er mit Jugendlichen ins Gespräch.
Manche nennen ihn "den von der Gemeinde". Noch. Geht es nach René Felcht, soll sich das bald ändern. Seit einem halben Jahr ist er in Nüdlingen, Maßbach und Oerlenbach als sogenannter Gemeindejugendpfleger eingesetzt. Mit dem Verein "Pro Jugend" im Hintergrund. Er will vermitteln, zwischen Rathaus und Jugend. Anschub geben, betreuen und beraten, Vertrauen schaffen.
Er weiß: "Das braucht Zeit."
Freitags in den Jugendraum
Der 31-Jährige ist während seiner Arbeit oft auf Achse. Er geht dorthin, wo die Jugendlichen sich treffen. "Wenn ich nicht draußen unterwegs wäre, wüsste ich nicht, wo es hapert", sagt der Pädagoge. Nur so kann er den Mädels und Jungs zu "irgendeinem Blödsinn" eine Alternative bieten. Wie den Nüdlinger Jugendraum. Der ist immer freitags geöffnet. Noch gibt es keine Gruppe, die die Verwaltung übernimmt.
René Felcht arbeitet daran, dass sich das anders wird. Ganz nach dem Grundgedanken des Vereins "Pro Jugend", der die Selbstverantwortlichkeit der Jugendlichen fördern will. Der Jugendpfleger rutscht dann als Berater in den Hintergrund: "Meine Aufpasserrolle ist im Moment eher noch hinderlich", sagt der 31-Jährige aus Würzburg. Er ist einer von drei Jugendpflegern von "Pro Jugend", die in Gemeinden und Städten tätig sind.
Treffpunkt zum Quatschen
"Seit der Betreuung durch unseren Jugendpfleger Boris wird der Jugendraum immer besser angenommen", sagt Helmut Blank, der Bürgermeister von Münnerstadt. Münnerstadt ist 2012 beigetreten. "Wir haben großen Handlungsbedarf in der Innenstadt gesehen", sagt er. Zwar bieten die Vereine "eine hervorragende Jugendarbeit", aber die jungen Leute brauchen etwas, wo sie sich abends treffen können, erklärt der Bürgermeister. "Mal weg von den Eltern und mit anderen quatschen." Das Konzept von "Pro Jugend" hat ihn überzeugt. "Es braucht eine von den Jugendlichen akzeptierte Person."
Martin Pfeuffer geht noch weiter. "Der Jugendpfleger kann eine Vertrauensperson werden." Er ist Kreisjugendpfleger und pädagogischer Unterstützer. Er berät die drei Jugendpfleger des Vereins. Ihren Einsatz hält er für wichtig: "Sie können Impulse geben und Dinge anstoßen." Vor 20 Jahren konnten sich die Jugendlichen noch selbst organisieren, erinnert sich Martin Pfeuffer. Das habe nachgelassen. "Das spüren auch die Vereine", sagt der Kreisjugendpfleger. Dort können die Pädagogen ansetzen. Die Bedenken einiger, die Jugendpfleger könnten den Vereinen sogar konkurrieren und "Jugendliche abwerben", zerschlägt Martin Pfeuffer: "Er kann sogar das Vereinsleben fördern." Bei den offenen Treffen tauschen sich die Jungs und Mädels aus. Den ein oder anderen begeistern sie vielleicht für die Feuerwehr oder den Musikverein, erklärt er.
Bürgermeister Günter Kiesel sieht für die Nüdlinger Vereine keine Gefahr. "Besonders wird die freie Jugend angesprochen, die nicht in Vereinen gebunden ist." Die Gemeinde Nüdlingen ist Mitgründer des Vereins. "Der Gemeinderat steht voll dahinter. In der Vergangenheit war es immer schwierig, die Jugendlichen zu erreichen", sagt Günter Kiesel. Mit René Felcht habe die Gemeinde jemanden gefunden, der die Jugend versteht und die Sprache der Jugendlichen spricht.
Für gegenseitiges Verständnis
Von seiner Arbeit sollen beide Seiten etwas haben, erklärt René Felcht: Die Jugendlichen lernen, wie sie etwas in Gang bringen und welche Abläufe hinter dem Verwaltungsapparat der Gemeinde stecken. Diese wiederum erfährt, welche Anliegen die jungen Leute haben und wo sie anpacken und investieren kann. "Ich kann aber nicht mit dem Finger schnippen und Wünsche erfüllen", sagt er. Ein eigenes Budget hat er nicht. Gegenseitiges Verständnis sei das Ziel.
Junge Leute integrieren
An alle Nüdlinger zwischen zwölf und 22 Jahren hat er vor einigen Wochen einen Fragebogen verschickt. Aus der Umfrage will er mehr über die Interessen der Jugendlichen erfahren. Die Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen sei besonders wichtig: "Hauptsache sie werden integriert und nach ihrer Meinung gefragt", sagt Felcht.
"Heute muss man schon schauen, wie man seine Leute in der Gemeinde hält", meint Martin Pfeuffer. Er sieht in der Jugendarbeit eine wichtige Investition für die Zukunft der Ortschaften. "Wo ich mich als Jugendlicher wohl fühle und spüre, dass man sich um mich kümmert, da bleibe ich wohnen oder ich komme wieder zurück."
René Felcht arbeitet nicht nur daran. Er setzt sich auch dafür ein, dass er künftig von den Menschen für "den für die Jugend" gehalten wird.