Reinhard Beichel spricht über "Kirche in Bewegung"
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Donnerstag, 25. Oktober 2012
Seit genau drei Jahren fordert die Initiative "Kirche in Bewegung" mit ihren Donnerstagsgebeten neue Wege für das geistliche Leben. Reinhard Beichel spricht über das Engagement der Gruppe, Gedanken ans Aufgeben und darüber, wie es weitergehen soll.
Zum dreijährigen Jubiläum der Donnerstagsgebete gibt es heute wieder eine Aktion auf dem Marktplatz. Reinhard Beichel gestaltet sie mit.
Herr Beichel, seit drei Jahren betet "Kirche in Bewegung" (KiB) für Reformen. Erhört die Kirche Ihre Gebete?
Reinhard Beichel: Wenn man überzeugter Christ ist, muss man glauben. Ich setze auf kleine Ansätze von unten.
Sie resignieren also noch nicht?
Es gab teilweise Situationen, wo wir alles hinschmeißen wollten. Aber wir wollen unsere Gottesdienste beibehalten, weil sie schön sind und die Leute sie wollen.
Haben Sie jemals an einen Austritt aus der Kirche gedacht?
Die Überlegung war einen Moment da. Wenn ich keine Funktionen gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich ausgetreten. Durch die Mitgliedschaft in der Kirchenverwaltung und durch die Aufgabe als Kommunionspender und Lektor bin ich aber eingebunden. Einige haben auch gesagt: Bleibt drin, dann könnt ihr von innen arbeiten.
Sie könnten auch konvertieren.
Das haben einige auch gesagt. Es gibt zum Beispiel die alt-katholischen oder freikirchlichen Gemeinden. Konversion ist aber keine Lösung.
Was will KiB erreichen?
Wir wollen die Kirche retten, denn uns liegt etwas an der Kirche. Wir sehen uns als Kirche von heute. Das Donnerstagsgebet gestaltet jedes Mal jemand anders. Unsere Gottesdienste haben mehr Besucher als die Messe danach. Die Amtskirche muss sich auf uns zubewegen. Wir sind Christen des 21. Jahrhunderts und können nicht zurück in die Vergangenheit.
Es geht also über die Frage des Zölibats hinaus?
Der Fall Michael Sell war damals nur ein Auslöser: Es war eine Ungerechtigkeit. Wir fordern mehr Einsatz von Laien, nicht nur in der Verwaltung, sondern auch im Gottesdienst. Wir haben schließlich einen Priestermangel. Wenn ein Pfarrer eine Gemeinde nicht bedienen kann, dann können die Laien den Wortgottesdienst übernehmen, und zwar in Eigenverantwortung und als vollwertigen Ersatz für den ausfallenden Sonntagsgottesdienst.
Wohin muss sich die Kirche bewegen?
Die Glaubwürdigkeit muss sich erhöhen. Unsere Forderungen richten sich an die Spitze der Kirche. Mich stört die Interesselosigkeit des Bischofs: Ich wünsche mir, dass er uns registriert. Ich wünsche mir ein Gespräch, damit wir uns ernst genommen fühlen können.
Wie steht KiB zum übrigen Teil der Pfarrgemeinde?
Wir sind keine Sekte. Wir sind ein Teil der Gemeinde. Daher gehen wir auch bewusst in die Stadtpfarrkirche. Wir dürfen sie auch benutzen. Die Hammelburger Geistlichen stehen uns offen gegenüber. Wir passen daher auf, dass wir niemanden ins Messer laufen lassen.
Was will KiB in Zukunft noch machen, außer beten und hoffen?
Die Donnerstagsgebete werden weiterlaufen, weil die Leute sie wollen. Daneben werden wir machen, was wir machen können. Ich würde es eine Form des zivilen Ungehorsams nennen. Wir werden ausreizen, was geht.