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Raum der Stille für Schüler eröffnet


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Freitag, 20. März 2015

Weihbischof Ulrich Boom und Pfarrerin Christel Mebert weihten den neuen Meditationsraum im Jack-Steinberger-Gymnasium ein.
Die am Projekt beteiligten Schülerinnen (von links) Sophie Schuhmann, Franziska Seidl und Ulrike Storch beim Meditieren im Raum der Stille. Foto: Sigismund von Dobschütz


In zweijähriger Projektarbeit gestalteten 14 Schülerinnen und ein Schüler des Jack-Steinberger-Gymnasiums ihren neuen Meditationsraum. Jetzt wurde dieser "Raum der Stille" in Anwesenheit von Sponsoren und Fördervereinsmitgliedern durch Weihbischof Ulrich Boom und Pfarrerin Christel Mebert mit einer kurzen Andacht geweiht und seiner Bestimmung übergeben.
Die Schule sei ein turbulenter Ort für Schüler und Lehrer, an dem unterschiedliche Lebenswelten auf

einander treffen, meinte der Weihbischof in seiner kurzen Ansprache. Deshalb sei es willkommen, einen Ort zu schaffen, "in dem wir zu unserer Mitte kommen und uns sammeln können". Hier könne man in einfachem Stillschweigen oder in Meditation von seinen Sorgen und Nöten loslassen.
Stille sei in unserer hektischen Zeit schon fast zu einem Fremdwort verkommen, ergänzte die evangelische Pfarrerin Christel Mebert. Der Raum der Stille gebe die seltene Möglichkeit, auf sein Innerstes, auf sich selbst zu hören oder auch zu beten. "Beten heißt nicht immer, sich selbst reden zu hören, sondern auch zu schweigen." Der von den Gymnasiasten geschaffene Raum sei ein Ort, "in dem wir schweigen dürfen mitten im Lärm der Zeit".
In beruhigendem Beige ist dieser quadratische, etwa 50 Quadratmeter große Meditationsraum gehalten. Nur auf eine Wand ist in dunklem Braun der Baum des Lebens gemalt. An der Eingangsfront, die durch einen hellen, einfarbigen Vorhang vollständig verdeckt werden kann, steht ein offenes Regal mit braunen Decken zum Liegen und kleinen Hockern zum Sitzen oder Niederknien. Die Mitte des Raumes bedeckt ein heller Rundteppich, in dessen Mitte eine Schale mit Kerzen für schummrige Beleuchtung sorgt.
Früher war dies der Vorbereitungsraum für die Religionslehrer. "Die haben wir einfach in den Nachbarraum ausquartiert", schmunzelte Sophie Schuhmann, eine der Projektbeteiligten. Vor zwei Jahren hatten die Schülerinnen sich mit ihrer Religionslehrerin Elisabeth Thiede-Kumher diese Idee für ihr Projektseminar ausgedacht. Gemeinsam entwickelten die 15 Gymnasiasten das Konzept, räumten das alte Mobiliar aus und machten sich an die Renovierung. "Etwa 5000 Euro an Geld- und Sachspenden kamen zusammen", erzählte Mitschülerin Franziska Seidl. Sie erinnerte an die großartige Unterstützung der Eltern, des Fördervereins und Bad Kissinger Firmen. "Zum Glück waren Handwerker unter den Eltern", ergänzte Ulrike Storch. "Aber wir haben auch selbst mit angepackt."
Die Oberstufenschüler dürfen sich nun jederzeit in Grüppchen oder auch einzeln den Schlüssel für den Raum der Stille holen, um eine kurze Auszeit zu nehmen. Unter- und Mittelstufenschülern ist dies nur in Begleitung eines Lehrers oder einer Lehrerin erlaubt.
Im neuen Meditationsraum soll nicht nur in völliger Stille meditiert werden. Es dürfen auch nachdenkliche Geschichten vorgelesen oder von einem Meditator Anregungen zum Nachdenken vorgegeben werden. "Wir blättern dann im Kopf unser Fotoalbum von der Geburt bis heute durch oder malen in Gedanken ein Bild."
Die Idee zu diesem Raum der Stille ist kein Zufall, sondern "unsere Zeit verlangt nach Meditation", sagte Schulleiter Frank Kubitza in seiner Begrüßung. Er gab zu bedenken, dass die heutige Gesellschaft "zugeschüttet wird mit Dingen, die wir nicht brauchen". Die vernetzte Welt werde zudem unübersichtlich. "Meditation führt zur Konzentration auf das Wesentliche."

FOTOS (Sigismund von Dobschütz):
Fotos 01 + 02: Die am Projekt beteiligten Schülerinnen (von links) Sophie Schuhmann, Franziska Seidl und Ulrike Storch beim Meditieren im Raum der Stille
Foto 03: Weihbischof Ulrich Boom (Würzburg) und Pfarrerin Christel Mebert (Bad Kissingen) bei der Weihung des Meditationsraumes im Jack-Steinberger-Gymnasium