Rauchmasken für Besucher des Oberen Tores in Münnerstadt
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Donnerstag, 29. August 2013
Die Sicherheit der Besucher wird im Oberen Tor ganz großgeschrieben. Die Auflagen sind deshalb streng.
Wolfram Graeber ist stolz, wenn er die Treppen im Oberen Tor hinaufsteigt. In jedem Quadratmeter stecken Erinnerungen an die vergangenen zehn Jahre. Seitdem gibt es den Verein "Freunde des OberenTores", seitdem engagiert sich Graeber als Vorsitzender, damit der Turm auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Sein Ziel hat Graeber zusammen mit vielen engagierten Vereinsmitgliedern nun fast erreicht. Doch Wolfram Graeber hat darüber auch graue Haare bekommen.
Die letzten zehn Jahre waren für ihn ein dauerhafter Kampf um Vorschriften und Finanzierbarkeit. "Ich bin ein müder Mensch geworden", bekennt er.
Viele Auflagen
Die Brand- und Denkmalschutz-Vorschriften sind in den Torturm natürlich besonders massiv. Und so war die Begehbarkeit nur erreichbar gewesen, weil die Obertor-Freunde bereit sind, zahlreiche Auflagen zu erfüllen. Wolfram Graeber packt eine der Rauchschutzmasken aus. Sechs davon befinden sich in der Türmerwohnung, die derzeit noch von Stefan Lochner restauriert wird. Hätte der Verein die Masken nicht gekauft, könnte die Türmerstube nicht besichtigt werden.
Wenn der Turm fertig gestellt ist, dürfen diese Wohnstube nur maximal fünf Personen mit einem Führer betreten. Für sie stehen im Notfall die Rauchmasken zur Verfügung. Qualmt es in der Türmerwohnung, filtern die Masken rund eine halbe Stunde lang die Luft - so lange habe die Feuerwehr Zeit für die Rettung. Die Eingeschlossenen können über die Drehleiter und die Fenster gerettet werden. Im Brandfall trennt eine Feuerklappe die Türmerwohnung vom restlichen Treppenhaus, um einen Kamineffekt zu vermeiden.
Deshalb ist die Besucherzahl im Türmerzimmer auf fünf Personen limitiert. Der Rest wartet, verteilt auf den zwei Etagen. Maximal 15 Besucher sind im Turm zugelassen. Deshalb benötigt der Verein für eine Führung bis zu drei Führer. Noch größere Gruppen können nur getrennt ins Stadttor. Alle Führer sind über einen Festnetzanschluss und dazugehörigen Mobilteilen telefonisch miteinander verbunden. Handys hätten nicht ausgereicht, so die Bestimmung.
Im Treppenhaus und in der Türmerwohnung gibt es Feuerlöscher. Hinzu kommen noch Wasserfässer, die der Verein im Turm deponiert. Wolfram Graeber betont, dass im Notfall künftig 800 Liter Löschwasser direkt im Turm zur Verfügung stehen.
Die Brandgefahr schätzt Graeber ohnehin gering ein. Hauptsächlich besteht der Torturm aus Stein. Die eingezogenen Leimbinder seien kaum brennbar. In der Türmerwohnung wären es ebenfalls die hölzernen Teile, die Feuer fangen könnten. Die historischen Lehmwände, ergänzt Restaurator Stefan Lochner, der gerade im Turm arbeitet, seien wiederum wenig brandgefährdet.
Aber die Vorschriften sind da und müssen eingehalten werden. Der Kommandant der Münnerstädter Feuerwehr, Jürgen Bruckmüller, betont, dass es gerade bei historischen Gebäuden immer schwerer werde, die Auflagen zu erfüllen. Andererseits findet er, dass die Auflagen oft auch berechtigt sind. Am Oberen Tor sei die Feuerwehr in der Lage, im Brandfall Menschen über die Drehleiter aus der Türmerwohnung zu retten, bestätigt Bruckmüller. Eine entsprechende Übung hat das auch bestätigt. Es funktioniere dann, wenn die erlaubte Anzahl an Personen im Turm ist, ergänzt Bruckmüller.
Keine Veranstaltungen
Wegen der Brandschutzauflagen hat Wolfgang Graeber in den vergangenen Jahren weitere Pläne aufgeben müssen, die er mit dem Oberen Tor hatte. Der unterfränkische Türmerweg sei auf Eis gelegt, unter anderem weil die im Münnerstädter Jörgentor geplante Übernachtungsmöglichkeit aus Feuerschutzgründen nicht mehr existiert. Früher einmal gab es im Jörgentor sogar eine Jugendherberge. Gerne hätte der Verein eine Zwischenetage des Turmes für Ausstellungen genutzt. Auch das geht wegen der Feuersicherheit nicht. Veranstaltungen sind auch nicht erlaubt und auch kaum möglich, weil Steckdosen fehlen. Nur eine Minimalausstattung war überhaupt erlaubt worden.
Doch immerhin hat es der Verein geschafft, dass der Turm begehbar sein wird. Um die Unterhaltungskosten zu finanzieren, werde man allerdings künftig mehr als einen Euro pro Person für die Besichtigung bezahlen müssen, kündigt Graeber. So musste der Verein alleine pro Rauchschutzmaske 250 Euro bezahlen. Sechs Jahre Haltbarkeit haben die Masken, dann müssen sie ersetzt werden.
Wolfram Graeber geht davon aus, dass nach Fertigstellung aller Arbeiten wohl ein Beitrag von zwei Euro pro Besucher erhoben wird. Doch so weit ist man im Verein noch nicht. Am Wochenende steht nun erst einmal das Tür merfest an. Am Samstag beginnt es mit einem Weinfest um 18 Uhr, am Sonntag herrscht Festbetrieb. Wolfram Graebers Gedanken gelten deshalb aktuell weniger dem Torturm, als der Einteilung der Helfer beim Fest.