Rakoczylauf in Bad Kissingen: Der TSV hört auf
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Sonntag, 10. März 2019
Weniger Teilnehmer, dafür steigende Auflagen sowie ein Schock-Moment sorgen dafür, dass der Verein den Familienlauf nicht mehr organisiert.
Zehn Mal hat Manfred Klabouch den Rakoczylauf organisiert, jetzt ist Schluss. "Ich habe die Stadt informiert, dass der TSV Bad Kissingen ihn nicht mehr ausrichten wird", sagt er. Der Lauf war als Familienveranstaltung angelegt und hatte in allen Altersgruppen seine Anhänger, vom Kindergartenkind bis zum Rentner. Für jeden war etwas dabei, von kürzeren Kinder- und Schülerdistanzen, über eine Nordic-Walkingstrecke bis zum Hauptlauf vom Dr.-Hans-Weiß-Sportpark zum Gradierbau und zurück.
Der Sportverein wurde bei der Organisation zwar von der Stadt unterstützt, hat die Veranstaltung ansonsten aber ehrenamtlich auf die Beine gestellt. Insofern hat der TSV auch mit vielen Problemen zu kämpfen, die den Vereinen grundsätzlich das Leben schwer machen. Allen voran ist da natürlich zu nennen, dass es ihnen immer schwerer fällt, ausreichend freiwillige Helfer zu finden, um so ein Event zu stemmen.
Darüber hinaus hat das Interesse der Kissinger an dem Rakoczylauf nachgelassen. "Wir haben seit Jahren sinkende Teilnehmerzahlen", sagt Klabouch. Die Arbeit für das kleine ehrenamtliche Helferteam - zum Kern gehören sechs Personen - bleibt aber gleich hoch. Der Start- und Zielbereich muss entsprechend hergerichtet, die Strecken müssen beschildert und kurz vor dem Start abgegangen, außerdem Läufer und Zuschauer bewirtet werden. Wenn dann noch wie im Vorjahr geschehen Randalierer die Streckenbeschilderung zerstören, "verlieren die Ehrenamtlichen irgendwann einmal die Lust", sagt Klabouch.
Ein weiterer Grund, den beliebten Lauf mit der schönen Strecke entlang der Saale abzusagen, sind die seit Jahren steigenden Sicherheitsauflagen. Dadurch nehmen sowohl Aufwand als auch Belastung für die Organisatoren zu. Außerdem treiben die Auflagen die Kosten in die Höhe, was es wiederum schwieriger macht, den Lauf nicht kommerziell überhaupt auf die Beine zu stellen.
Konsequenzen gezogen
All diese Punkte haben dazu geführt, dass sich bei den Organisatoren das sprichwörtliche Fass bis zum Rand gefüllt hat. Der entscheidende Tropfen, der es zum Überlaufen brachte, war ein tragischer Vorfall im vergangenen Jahr: Ein Läufer brach auf der Strecke zusammen. Durch viel Glück waren unter den Teilnehmern in der Nähe Ärzte sowie Sanitäter, die den Mann sofort versorgten und so wohl das Leben retteten. Der Schock darüber ist bei den Organisatoren bis heute zu spüren. Klabouch: "Der Mann hat nur mit viel Glück überlebt." Heute gehe es dem Betroffenen bestens, erzählt der Leiter der TSV-Leichtathletik-Abteilung.
Er habe im Nachhinein mit den Helfern und dem Mann noch Kontakt gehabt. Der Vorfall und die Furcht vor rechtlichen Konsequenzen wenn so etwas nicht glimpflich ausgeht, haben den Veranstaltern allerdings zu denken gegeben. "Wir hatten Glück im Unglück, aber das brauche ich nicht noch einmal", sagt Klabouch. Und: "Wir mussten unsere Konsequenzen ziehen."
Stadt will neues Event für 2020
"Der TSV hat das jahrelang toll und mit viel Herzblut organisiert", sagt Thomas Lutz vom Stadtmarketing des Rathauses. "Wir akzeptieren die Entscheidung, sind aber traurig darüber, dass da etwas weg bricht." Lutz hatte den Rakoczylauf 2009 initiiert mit dem Gedanken, einen Familienlauf von Kissingern für Kissinger zu machen. Die Veranstaltung sollte immer in Kooperation mit einem Verein ausgetragen werden. Zum einen um den Verein finanziell mit den Startgeldern zu unterstützen, zum anderen weil das Stadtmarketingbüro ein Sportevent nicht allein stemmen könne.