Raiffeisenbank-Vorstand Leo Kraus geht in den Ruhestand
Autor: Heike Beudert
Rannungen, Donnerstag, 18. Juli 2013
Mit Leo Kraus geht einer der dienstältesten Raiffeisenbank-Vorstände in Bayern in den Ruhestand. Von seinen 48 Jahren in der Raiffeisenbank war er 43 Jahre lang Geschäftsführer.
Ein bisschen bange ist Leo Kraus schon vor dem Moment, an dem er am Freitag seine Bankschlüssel abgibt und die Bank nicht mehr als ihr Vorstand und Bankdirektor, sondern als Ruheständler verlässt. Verwunderlich ist das nicht, denn immerhin ist Leo Kraus seit 43 Jahren Chef der Bank, anfangs noch in der Raiffeisenkasse Hambach, seitdem Hambach mit Rannungen fusioniert hat, ist sein Büro in Rannungen, wo die Raiffeisebank Maßbach ihren Hauptsitz hat.
Leo Kraus
ist damit wohl einer der dienstältesten Vorstände, wenn nicht sogar der dienstälteste in ganz Bayern. Eine solche Dienstdauer ist heute eine Besonderheit und und es kommt voller Überzeugung, wenn Leo Kraus sagt: "Die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht". In der Bank arbeitet er bereits seit 1965. "Ich konnte mir nie vorstellen, etwas anderes zu machen".
Prägende Lehrjahre
Seine Lehrjahre waren damals, wie es auch der Volksmund sagt, keine Herrenjahre. Als Lehrling musste er damals auch Dünger schaufeln und samstags die Straße kehren. Diese Zeit hat ihn bis heute geprägt und er hat seine persönlichen Lehren daraus gezogen. "Für mich ist jeder Mensch gleich wichtig", sagt er - egal ob Bankvorstand oder Müllfahrer.Der gebürtige Holzhausener hat seine Bank nie verlassen - sie ist aber beständig gewachsen, seit er Geschäftsführer und Vorstand ist. Denn es kamen auch Fusionen hinzu.
Wie sehr sich die Zeiten geändert haben in den vergangenen mehr als vier Jahrzehnten kann Leo Kraus an seiner Bank, der heutigen Raiffeisenbank Maßbach, sehen. Als er in der Hambacher Raiffeisenkasse anfing, hatte diese eine Bilanzsumme von 800 000 Mark. Heute ist er als Bankvorstand mitverantwortlich für ein Bilanzvolumen von 129,9 Millionen Euro. Wichtige Ereignisse waren die Fusionen, 1979 Hambach mit Rannungen, 1991 Maßbach mit Rannungen.
Entscheidung fiel nicht leicht
Durch die Fusionen mussten aber auch Geschäftsstellen geschlossen werden - eine Entscheidung, die damals nicht leicht gewesen sei. "Da hatte ich Bauchschmerzen", sagt Leo Kraus. Doch die Schließung sei wirtschaftlich einfach nötig gewesen, betont er. Aber er habe halt auch gewusst, dass damit Identität verloren geht.
Verändert haben sich auch andere Dinge. Leo Kraus findet, dass es für die Bank früher leichter gewesen sei, den Menschen zu helfen. "Durch die Vorschriften ging die Menschlichkeit teilweise verloren". Er findet es vor allem sehr schwierig, die neuen Gesetze auf die Genossenschaften, vor allem die kleineren, umzusetzen.
Doch auch diese Veränderungen haben ihm nie den Spaß an seiner Arbeit genommen. Bis zum letztmöglichen Tag arbeitet er dennoch nicht. Die letzten eineinhalb Wochen vor seinem Ruhestand nimmt er seinen Resturlaub. Sein Nachfolger Michael Hein arbeitet bereits seit 1. Juni in der Bank. Der Wechsel ist gut vorbereitet.
Müßiggang ist nicht geplant
Leo Kraus will in nächster Zeit mehr lesen - er habe viele ungelesene Bücher daheim, meint er. Doch aufs Lesen alleine will er sich noch nicht beschränken. Weil er immer gerne gearbeitet hat, hat er sich für den Ruhestand auch schon einen Nebenjob gesucht. So ganz ohne Arbeit kann er sich sein Leben noch nicht vorstellen.
Ansonsten hegt er keine großen Pläne - er hat nur einen Wunsch: Gesundheit. Der Rest ergibt sich dann.