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Räumliche Klangbilder in der Kirche


Autor: Thomas Dill

Bad Brückenau, Montag, 10. Dezember 2012

Harmonic Brass mit dem Eckartser Manfred Häberlein bietet den Zuhörern "Wellness für die Ohren".
Harmonic Brass während ihres Konzertes in der Stadtpfarrkirche Fotos: Thomas Dill


Dichtes Schneegestöber draußen, adventliche Konzertmusik des Münchner Blechbläserquintetts Harmonic Brass drinnen - im fast ausverkauften Kirchenschiff der Stadtpfarrkirche Bad Brückenau. Was braucht es mehr zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit? "Es ist alles angerichtet für einen gelungenen, adventlichen Abend", sagte Andreas Binder, Hornist und Moderator des Ensembles .
23 Konzerttermine stehen bei der Weihnachtstour der Gruppe auf dem Programm, darunter so erlesene Orte wie die Frauenkirche in Dresden. Umso schöner, dass auch Platz war für ein "Heimspiel" des 1991 gegründeten Ensembles, ist doch der Tubist Manfred Häberlein im beschaulichen Eckarts zu Hause.
Die fünf spielten ihr fast zweistündiges Programm mit Engagement und Freude. Ohne sich hinter Notenständern zu verschanzen, produzierten sie in immer wieder wechselnden Positionen laufend neue räumliche Klangbilder.

Selbst die allmählich spürbare Kühle in der Kirche kroch nicht nur den Zuhörern unter die Haut, auch die Musiker gingen hier an ihre Grenzen, ohne es die Zuhörer hören oder spüren zu lassen.
Dass der Trompeter Hans Zellner nicht nur sein Instrument virtuos beherrscht, sondern auch ein begnadeter Arrangeur ist, bewiesen die fünf bei jedem Stück. Sämtliche dargebotenen Klassiker der adventlichen Blasmusik - von Vivaldis Concerto in C-Dur, über Bachs "Wachet auf, ruft uns die Stimme" und "Herrscher des Himmels" aus dem Weihnachtsoratorium, bis hin zu Stücken aus Händels Messias - wurden neu interpretiert. Die Piccolotrompeten ließen förmlich die Engel in den effektvoll beleuchteten Chorraum herabschweben. Aber auch die lockere Moderation Binders, der Corellis "Pastorale" mit den Worten erklärte: "Hören Sie im schreitenden 12/8-Takt, wie die Hirten zur Krippe ziehen", trug ihren Teil zu einem gelungenen Abend bei.
Im zweiten Konzertteil wurde der Bogen von der Adventszeit zur Weihnachtszeit gespannt. "Es ist ein Ros entsprungen" von Michael Prätorius, Bachs "Ich steh an deiner Krippen hier" und "Nun seid ihr wohl gerochen" aus dem Weihnachtsoratorium und das Gloria, von Zellner mit der Trompete solistisch angeführt, ließen im Kirchenschiff adventliche Stimmung aufkommen.
Dass nach Weihnachten der Spaß im Schnee nicht fehlen darf, wurde programmatisch zum Schluss ausgedrückt. Zunächst durften die Zuhörer bei einem harmonisch arrangierten bunten Mix bekannter Weihnachtslieder mitsummen. Begeistert waren dabei die Musiker, dass den Rhönern "Eine Muh, eine Mäh, eine Tätärätä" nicht unbekannt war. "Hier kommen wir gerne wieder her, hier kennt man unsere Musik und gibt tüchtig Applaus", sagte der begeisterte Andreas Binder angesichts des tosenden Applauses nach dem Stück.
Bei Felix Bernards "Winter Wonderland" ließen die fünf dann ihrer Musikalität so richtig freien Lauf. Selbst Musikkenner unter den Zuhörern schüttelten verwundert, aber begeistert den Kopf, als das tiefe Blech von Tuba, Posaune und Horn im besten Benny-Goodman-Stil losswingte und man sich auf einer nächtlichen Winterwanderung durch tiefen Schnee wähnte. Zwischendurch schepperten und krachten die Instrumente, als ob es durch Eis und Schneeharsch ging. Ähnlich unkonventionell arrangiert dann das finale "Sleigh Ride" von Leroy Anderson, das auch wieder "Wellness für die Ohren" bot - so ein Untertitel des Programms.