Radfahrer brauchen viel Geduld
Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz
Bad Kissingen, Sonntag, 28. Juni 2020
Der Ausbau von Radwegen kommt nur schleppend voran. Auch die Corona-Pandemie hat Auswirkungen. Entscheidend sind aber strukturelle Gründe.
Zeitungsberichte und Sitzungsprotokolle dokumentieren, dass über Radwege im Landkreis immer wieder diskutiert wird. Der Umwelt- und Wirtschaftsausschuss des Kreistags sprach etwa am 20. Januar 2020 darüber. Steffen Kiesel, der in der Verwaltung im Bereich Kreiseigener Straßenbau tätig ist, stellte den aktualisierten Stand des Radwegeprogramms vor. Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung "das Kreisstraßen-Radwegeprogramm 2015 unter Einbeziehung der Kommunen des Landkreises Bad Kissingen und der angrenzenden Gemeinden der Nachbarlandkreise sowie anderer Baulastträger fortzuschreiben."
Das heißt: Zwar spricht die Verwaltung weiterhin mit den Stellvertretern der Kommunen über die Planung und hält das Radwegeprogramm auf neuestem Stand. Aber: "In diesem Jahr ist aufgrund der Coronalage nicht mit der Umsetzung weiterer Teile zu rechnen", teilt Burkhard Lamer von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes mit.
Durch Corona und die Kommunalwahl haben sich die Zeitpläne verschoben. Ursprünglich sollte die Radwegeplanung Ende 2020 dem neu gewählten Wirtschafts- und Umweltausschuss vorgestellt werden. Viele Kommunen wählten neue Bürgermeister. Diese durften sich zunächst aufgrund des Infektionsgeschehens nicht treffen. Der Entwurf der Fortschreibung sei nun für April 2021 geplant, teilt das Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes mit. Die Verzögerungen durch die Pandemie ist aber nur eins der Probleme.
Einflussfaktoren
Grundsätzlich findet Richard Fix, der für Bündnis 90/Die Grünen im Stadt- und Kreistag sitzt, es gut, dass das Landratsamt einen Plan habe, wie der Zustand der Radwege sei und wo Knackpunkte seien. Dennoch sagt er: "In Bad Kissingen ist es ein harter Kampf."
Er nennt mehrere Faktoren, die auf den Ausbau von Radwegen Einfluss nehmen: Die Haltung des Oberbürgermeisters sei maßgeblich. Er könne die Verwaltung in seinem Sinne beeinflussen. Auch dass die Bürger im Landkreis im Schnitt älter sind als der Durchschnittsbayer, führt er als Einflussfaktor an. Außerdem gehe es überall den Berg hinauf. Aber: "Immer mehr ältere Leute steigen aufs E-Bike um." Da habe es in den letzten zwei bis drei Jahren eine deutliche Entwicklung gegeben.
Zahlreiche Probleme
Laura Ganswindt, Pressesprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in München sagt: "Die Bundesregierung hat viel Geld in die Hand genommen, um den Ausbau der Radinfrastruktur voranzutreiben. Die Kommunen rufen dieses nicht ausreichend ab, weil der politische Wille zum Ausbau der Radinfrastruktur fehlt und das Wissen über die Fördergelder oft nicht vorhanden ist."
Zudem umfassten diese Förderungen fast nie 100 Prozent, und viele Kommunen hätten schlichtweg nicht das Geld, um ihren Eigenanteil zu tragen. Hinzu komme die weiterhin Kfz-orientierte Verkehrspolitik und -bearbeitung in den Straßenverkehrsbehörden.