Projekt ist nicht auf dem Holzweg
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Dienstag, 09. Juli 2013
Mit traditionellen Rhöner Schnitzereien befassen sich fünf Stelen in den Landkreisen Bad Kisingen und Rhön-Grabfeld. Eine davon steht in der Oberen Saline in Bad Kissingen. Die Stadt hat mit dem Kunsthandwerk mehr zu tun als viele meinen.
Ohne das Weltbad Kissingen hätte es vermutlich die traditionelle Rhöner Holzschnitzkunst so nie gegeben. Denn es war der Spielzeughändler Friedrich Meinel, der dafür sorgte, dass die berühmten "weißen Pferde aus der Rhön" bei den zahlungskräftigen Gästen zu einem Renner wurden.
Auch daran erinnert das Leader-Projekt Schnitz/Stand/Ort/ Rhön.
Hier arbeiten unter der Federführung von Sandberg Bad Kissingen, Bischofsheim und Oberelsbach zusammen. Mit der Thematik befassen sich fünf Stelen. Vier stehen im Landkreis Rhön-Grabfeld, eine wurde in der Oberen Saline enthüllt.
Aus purer Not heraus
Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) nannte dabei die Schnitzkunst authentisch. Sie habe in der Region ihre Wurzeln. Gäste wüssten das zu schätzen. Denn sie wollten kein Disney-Land aus Plastik. Stadt und Region hätten viele gute Gründe, sie zu besuchen. Zwar sei in Bad Kissingen nie geschnitzt worden. Bei dem Motto Künstler, Handwerk und Händler stehe die Stadt für Handel. Damit ergebe sich auch ein wichtiger Bezug zu den "Spielzeugwelten" in der Oberen Saline. Das Projekt solle kein Strohfeuer sein, sondern eine Flamme, die dauerhaft brennen müsse.
Es schlage eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart, sagte Sandbergs Bürgermeister Detlef Beinhauer (CSU). Die einst prämierten und längst vergessenen (unbemalten) "weißen Pferde aus der Rhön" seien bis nach Amerika und China exportiert worden. Die Holzverarbeitung habe nach dem Krieg dank der US-Soldaten einen neuen Aufschwung erlebt. In Langenleiten habe Pfarrer Johann Kippes mit der Herstellung von Holzschuhen und Möbeln für Arbeit gesorgt.
"Es war die pure Not, die die Rhöner gezwungen hat, sich neue Einkommensquellen zu erschließen, sagte Bürgermeister Udo Baumann (Bischofsheim). Hier ist 1862 die Holzschnitzschule angesiedelt worden, die der Polytechnische Verein Würzburg im damals bayerischen Poppenhausen gründete.
Bürgermeisterin Birgit Erb (CSU, Oberelsbach) erinnerte daran, dass es im Landkreis Rhön-Grabfeld inzwischen die international größte Sammlung Rhöner Masken gibt. Diese hätten auch dazu gedient, sich zu verschleiern und sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen.
Vize-Landrat Emil Müller (CSU) sagte, auch in Bad Kissingen wurde und werde geschnitzt: Er sprach die Workshops in der Oberen Saline an. Mit dem Leader-Projekt werde die Tradition anfassbar und belebbar gemacht. Er bat das Leader-Team, "möglichst viele Mittel in die Region " zu bringen.
Ziel Das Projekt stellt die Vielfalt der Rhöner Holzschnitzer dar und soll neue Gäste anlocken. An fünf Standorten können sie den Facettenreichtum an Stelen erleben. In Sandberg soll außerdem ein Pavillon in der Ortsmitte erstehen, in Langenleiten sind elf Stationen am Kunstanger geplant. Beides soll 2015 fertig gestellt sein.
Stelen Fünf Stelen befassen sich mit der Materie. Die Säule in Bad Kissingen erinnert daran, dass Anfang des 19. Jahrhunderts Kurgäste zahlungskräftige Kunden der Holzprodukte waren. Der Kissinger Friedrich Meinel baute in Sandberg eine Produktionsstätte auf. Er legte so den Grundstein für den Ausflugsverkehr in die Rhön.
Förderung Die Europäische Union fördert das Projekt über ihr Programm Leader mit 26 000 Euro. Die vier beteiligten Kommunen tragen den Rest, 25 000 Euro.