Probieren gehört für Spieleerfinder einfach dazu
Autor: Christian Dijkstal
Bad Kissingen, Montag, 11. Februar 2013
Franz Scholles spielt selbst nur gelegentlich Gesellschaftsspiele. Dennoch entwickelt er sie mit Begeisterung. Bei den Spielewochen im Bad Kissinger Jukuz, konnte man ihn kennen lernen.
Sind Zwiebeln Wurzeln? Und wie ist das mit Spargel? Elena, Nicole und Maik überlegen. Wächst doch alles unter der Erde. Die Fragen sind nicht einfach. Franz Scholles hat sie von einer Karte abgelesen, die zum Spiel "Teampower" gehört. Er sitzt dem Dreierteam am Tisch im Bad Kissinger Jugend- und Kulturzentrum (Jukuz) allein gegenüber. Bei Zwiebeln sagt das Team: "Ja." Scholles Antwortkarte sagt: "Nein." Und darauf sollte Verlass sein - Scholles hat sie selber geschrieben. Der Mann aus Remagen, der zu den Spielewochen gekommen ist, ist Spieleerfinder.
Die Besucher konnten mit jemandem in Kontakt kommen, der sich Spiele ausdenkt; sie konnten sich Regeln erklären lassen, Fragen stellen, Anmerkungen machen. Ein ganzes Sortiment selbst erfundener Spiele hatte Scholles dabei.
"In diesem Jahr habe ich mein erstes Seniorenspiel erfunden", erzählt Scholles und schmunzelt. Er komme langsam selber in ein entsprechendes Alter.
Robin Vogler aus Oberleichtersbach, Florentine, Jakobine und Mareike Faber aus Bad Bocklet haben es probiert. Scholles hat ihnen die Regeln erklärt. Natürlich kommt es auf die Besetzung der Spieler an. "So oft kann man es wahrscheinlich nicht spielen, aber es ist witzig", sagt Mareike. Die vier sind spieleerfahren. "Wir spielen viele Gemeinschaftsspiele zu Hause, auch mit Eltern und Bekannten", sagt Florentine, und Robin ergänzt: "Wir probieren gerne neue Spiele aus."
80 Prozent herausholen
Scholles verrät, wie es weitergeht, wenn ein Spieleerfinder eine Idee hatte. "Man muss viel basteln und probieren. Ich spiele erst mit mir, dann mit meiner Frau, und irgendwann gebe ich das Spiel an Freunde zum Ausprobieren weiter." Oft ist das Entwickeln eines Spiels eine Optimierungsaufgabe. "Ich möchte möglichst mindestens 80 Prozent aus den Möglichkeiten herausholen, die ein Spiel oder eine Spielidee haben", sagt er. Es ist ärgerlich, wenn andere Autoren aus derselben Idee mehr herausbringen. Aber es kommt schon mal vor. Rund drei Jahre vergehen von der ersten Idee bis das fertige Spiel in einer ansprechend gestalteten Schachtel landet. Man braucht einen guten Grafiker. "Ich habe fürchterlich hässliche Prototypen", sagt der Erfinder. "Damit gehe ich zum Grafiker, bespreche mit ihm, was ich brauche, und dann legt er los."
Spielen, findet der Mann, der im Hauptberuf Berufsschullehrer für Wirtschaftsfächer und Spielpädagogik ist, sei wichtig. "Für Kinder ist Spielen so wichtig wie für Erwachsene die Arbeit", sagt er. "Beim Spielen lernt man - aber eben nebenbei!" Etwas Kreatives hat es, sagt er. Auch, weil man beispielsweise die Regeln ändern kann. "Für viele Spiele gibt es so etwas wie ,Hausregeln‘."
Die Rolle der Psychologie
Franz Scholles hat mehrere Kinderspiele entwickelt, doch grundsätzlich sind alle seine Spiele mehr oder weniger Kommunikationsspiele, die man altersgemischt spielen kann. Er ist übrigens überzeugt, dass es das Brettspiel - trotz Computerspielen - immer geben wird: "Es hat sich auf einem hohen Niveau entwickelt." Man sitze sich eben gegenüber: "Das kann kein Computerspiel." Auch kein vernetztes. "Beim Brettspiel sieht man, wie das gegenüber sich ärgert oder freut. Die Psychologie spielt eine größere Rolle; man kann manipulieren, zum Beispiel mit Worten."
Scholles entwickelt Spiele nicht nur für seinen "aktuell-spieleverlag", sondern auch im Auftrag für andere. Spieleentwicklung, sagt er, habe mit Erfahrung zu tun, der Kenntnis vieler Spiele und damit, Kontakt zu den Spielern zu halten. Das geschieht unter anderem auf Messen. Oder aber im Jukuz.