Premich: Der Traum von der eigenen Disco
Autor: Johannes Schlereth
Premich, Mittwoch, 16. März 2022
Auf etwa 50 Jahre bewegte Geschichte kann die Premicher Disco zurückblicken. Seit einigen Jahren ist es still um das Etablissement geworden. Das könnte sich jedoch bald ändern.
Es ist ein Gebäude mit geradezu legendärem Ruf - die ehemalige Discothek in Premich. In den 70er Jahren traten dort selbst die Weltstars "Scorpions" auf. Schlägereien, Drogen - das Etablissement hatte einen berüchtigten Ruf in der ganzen Region. Mittlerweile steht der große Gebäudekomplex leer. Allerdings: Es besteht die kleine Chance, dass sich das ändert.
Gebäude steht zum Verkauf
Grund für die leise Hoffnung ist eine Aktion eines Premicher Vereins. Die "Wandervöuchel" haben eine Kampagne ins Leben gerufen, mit der sie um den Erhalt des Gebäudes kämpfen wollen. Denn: Die Discothek steht zum Verkauf - knapp 180.000 Euro werden als Preis dafür aufgerufen.
Eine nicht unerhebliche Summe für den Premicher Wanderverein. "Die Vereinskasse gibt das nicht her", sagt Andreas May, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Deshalb hoffen die Mitglieder auf Hilfe aus der Öffentlichkeit. Sie haben eine Crowd-Funding-Kampagne ins Leben gerufen. "In der Vergangenheit war die Disco ein beliebter und belebter Treffpunkt im Ort. An diese Zeiten möchten wir anknüpfen", steht in der Beschreibung der Aktion.
Tesla-Chef Elon Musk - Spendet er?
"Die Disco ist legendär", sagt Andreas May. Selbst auf die Unterstützung von Prominenten hoffen die Wandervöuchel. In den sozialen Medien haben sie den Tesla-Chef und Milliardär Elon Musk zur Spende aufgerufen. Spendet er, winkt zudem ein erleichterter Vereinsbeitritt. Er müsste nur drei statt vier Wanderungen beiwohnen, um ein Wandervouchel zu werden.
Aydin Koldas von der Planet Home Group GmbH, der mit dem Verkauf des Objekts betraut ist, weiß um die Geschichte des Gebäudes: "Es ist in den 70er Jahren gebaut worden und 1980 dann erweitert worden." Beliebt war die Premicher Discothek nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei den US-Soldaten, die in Wildflecken stationiert waren.
Geschichte - die Diskothek in Premich
Mit dem Taxi ließen sich die GIs von Wildflecken nach Premich fahren. Das Ergebnis der alkohollastigen Besuche waren oftmals Einsätze der amerikanischen Militärpolizei. Deren Einsatzdoktrin war im Volksmund schnell berüchtigt: Erst schlagen, dann fragen. Teils kam es zu drastischen Vorfällen. "Grausamer Ausklang des Diskothek-Besuchs" titelte die Saale-Zeitung damals. Zwei amerikanische Soldaten vergewaltigten dort eine 16-Jährige.Als Reaktion auf derlei Vorfälle griff schließlich die Generalität ein. Unteroffiziere und Offiziere mussten von nun an regelmäßig bestimmte Gaststätten dienstlich besuchen, um das Verhalten der GIs zu kontrollieren. In manchem Lokal gab es sogar ein Betretungsverbot für Angehörige der US-Army. Soldaten, die bereits unangenehm aufgefallen waren, erhielten einen Anstandsbegleiter mit auf den Weg in die Freizeit.
Seit dem Abzug der US-Army in den 90er Jahren aus Wildflecken ist es jedoch erheblich ruhiger um das Gebäude geworden. Lediglich sporadische Veranstaltungen fanden in der Discothek noch statt. In jüngerer Zeit gab es hin und wieder eine Techno-Feier.