Druckartikel: Preis der Hüttenromantik

Preis der Hüttenromantik


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Montag, 21. Mai 2018

Der Kissinger Rhönklub-Zweigverein will die Kissinger Hütte sanieren. Die Kosten sind hoch. Der Erhalt der Wanderunterkünfte ist für viele Zweigvereine eine Herausforderung.
Die Kissinger Hütte ist ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Unser zeigt eine Gruppe von Modellfliegern aus dem Münsterland, die seit 20 Jahren in die Rhön kommen,um auf den freien Kuppen ihrem Hobby nachzugehen. Foto: Heike Beudert


Wer vom Basaltwerk, von Oberbach oder von Langenleiten auf den Feuerberg wandert, nennt als Wanderziel nicht den Berg selbst, sondern meistens die Kissinger Hütte. Kaum eine Kuppe der Rhön ist so eng mit dem Namen der dort stehenden Wanderherberge verbunden. Das beliebte Ausflugsziel ist aber in die Jahre gekommen. Der Rhönklub-Zweigverein Bad Kissingen plant eine Sanierung. Doch die Kosten sind immens. Der Erhalt der Häuser und Hütten ist für viele Zweigvereine mittlerweile eine echte Herausforderung, zumal die meisten Gebäude um die 100 Jahre alt sind.
Seit eineinhalb Jahren plant der Rhönklub-Zweigverein Bad Kissingen die Sanierung. Der Vorstand weiß, was gemacht werden muss. Problem ist die Finanzierung. "Da stehen wir noch bei Null", erklärt Vorsitzender Thomas Hammelmann. Eine Sanierung, bei der nur die Infrastruktur des Hauses, also Rohrleitungen, erneuert wird, würde alleine auf geschätzte 500 000 Euro kommen. Sollte die Kissinger Hütte wirklich fit gemacht werden für die nächsten 30 Jahre läge die Summe bei geschätzten 1,5 Millionen Euro. "Das ist alleine nicht zu stemmen", betont Thomas Hammelmann, denn der Verein will sich nicht über Jahrzehnte hinaus hoch verschulden.



Gute Initiative

Wanderer und Ausflügler, die die Hütte betreten, werden durch ein Plakat auf das Problem aufmerksam gemacht und gebeten, dem Verein eine Spende zu geben. Originell ist die Idee von Rhönklubmitglied Kurt Müller, der Rhön-Schaukelschäfchen geschnitzt hat und sie jetzt für den guten Zweck verkauft.Solche Initiativen freuen den Vorsitzenden des Zweigvereins, weil sie das Thema wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.
In den nächsten Wochen stehen mit dem Landratsamt Gespräche an. Mit den Behörden, betont Hammelmann, habe der Rhönklub-Zweigverein gute Kontakte. Es gehe nun aber darum, ob es Möglichkeiten für den Rhönklub gibt, doch Fördertöpfe zu finden, über den die Sanierung mitfinanziert werden kann.
Die Hütte selbst wird nach Angaben von Thomas Hammelmann sehr gut angenommen. Die Pachteinnahmen jedoch fließen seit Jahren immer postwendend in den nötigen Unterhalt des Gebäudes.


Viele alte Häuser

Der Erhalt der Rhönklub-Hütten ist nicht nur für den Kissinger Zweigverein schwierig. Das weiß Thomas Hammelmann aus seiner Tätigkeit als Vertreter der hüttenbesitzenden Vereine im Hauptvorstand. Der Präsident des Gesamt-Rhönklubs, Jürgen Reinhardt, bestätigt das. Schlagzeilen hatte ja erst im März die Tatsache gemacht, dass der Rhönklub die Milseburghütte an die Gemeinde Hofbieber abgibt. Grund waren anstehende hohe Sanierungskosten.
Sanierungen an Häusern und Hütten sind überall nötig. Der Rhönklub weiß, dass es teilweise einen Sanierungsstau gibt. Auch der Fuldaer Rhönklub-Zweigverein habe erst 300 000 Euro in seine Hütte, das Fuldaer Haus an der Maulkuppe, investieren müssen, erklärt Jürgen Reinhardt. So wichtig die Hütten für die Rhön sind, für die Zweigvereine sei deren Unterhalt durchaus eine Belastung, betont Reinhardt. "Man muss immer Geld in die Hand nehmen", erklärt der Rhönklub-Präsident. Hinzu kommt , dass die meisten Häuser um die 100 Jahre alt sind. Bei Umbauten erlebe man immer wieder Überraschungen. "Die sind das Teuere", stellt Reinhardt fest. Schwierig sei oft die Bezuschussung. Einheitliche Regelungen gebe es für die Zweigvereine nicht, da die Hütten auf drei Bundesländer verteilt sind.
Der Rhönklub-Präsident stöhnt über die steigenden Anforderungen an die Häuser. Er nennt als Beispiel den Brandschutz. Alleine bei der Sanierung des Fuldaer Hauses haben diese mit 40 000 Euro zu Buche geschlagen. Welche weitreichenden Auswirkungen im Extremfall der Brandschutz haben kann, erlebte vor einigen Jahren der Rhönklub-Zweigverein in Münnerstadt. Dieser schloss seine Wanderherberge im Jörgentor, weil er die Brandschutzauflagen nicht erfüllen konnte.


Wunsch nach mehr Komfort

Zweigvereine, die ein Haus mit Übernachtungsmöglichkeit betreiben, stehen vor einer weiteren teuren Herausforderung. Die Wanderkundschaft legt heute Wert auf eigenes Bad im Zimmer. Massenlager sind weniger gefragt. Mehr Komfort in der Kissinger Hütte wäre sicherlich sinnvoll, weiß Thomas Hammelmann. Dann würden die Gäste vielleicht zwei oder drei Nächte bleiben. Momentan buchen sie hauptsächlich eine Übernachtung.
Wolfgang Möller ist der neue Vertreter der hüttenbesitzenden Zweigvereine im Hauptvorstand. Sein Breitunger Rhönklub hat das Glück, dass er die Wanderhütte am Pleß lediglich ehrenamtlich betreibt, aber die Kommune Eigentümer ist. Dadurch entfallen die hohen Kosten für die Instandhaltung. Der Verein unterstützt anfallende Arbeiten durch Arbeitseinsätze. Jürgen Reinhardt erwähnt aber, dass es in den Vereinen nicht leichter wird, ehrenamtliche Arbeit zu organisieren.


Hütten gehören zur Rhön

Trotzdem steht der Rhönklub nach Aussagen seines Präsidenten hinter seiner Verpflichtung, Wege und Hütten zu unterhalten und zu pflegen. Dies ist auch ein Gründungsziel des Vereins. "Ich denke, ohne Hütten würde uns etwas in der Rhön fehlen", meint Jürgen Reinhardt.