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Positive Konkurrenz in der Jugendarbeit in Bad Kissingen


Autor: Sabine Memmel

Bad Kissingen, Dienstag, 27. November 2012

Der Jugendarbeit im Landkreis geht es nicht schlecht. Dennoch sind Vereine zunehmend bemüht, um Jugendliche zu buhlen.


Seine Talente entdecken und entwickeln, kreativ sein, die Persönlichkeit entfalten - um all das geht es bei der Jugendarbeit. Auch der Kreisjugendring Bad Kissingen möchte Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive geben: "Die Erfahrungen, die sie in einer Gruppe machen, erleben sie niemals zuhause am Computer", sagt Martin Pfeuffer, Geschäftsführer des Dachverbands des Kreisjugendrings, der sich als Interessenvertretung und Sprachrohr aller Jugendgruppen des Landkreises versteht.

Doch Jugendliche für einen Verein oder Verband zu begeistern, gestaltet sich aus Pfeuffers Erfahrung immer schwieriger. Und das hat nicht nur einen Grund. Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums und die Ganztagsbetreuung haben vieles verändert, vor allem für die Schüler selbst.

"Jugendliche haben immer weniger Zeit, müssen vor und nach dem Unterricht viel buckeln." Aber nicht nur die Schule, auch die Interessenlagen der jungen Erwachsenen haben sich Pfeuffer zufolge stark gewandelt: "Sie müssen nicht mehr raus, um mit ihren Kumpels zu babbeln. Stattdessen treffen sie sich im Internet, bei Facebook oder Skype."

Und selbst wenn sie es nicht täten, hinterlässt die demographische Entwicklung immer tiefere Spuren. Auch im Landkreis Bad Kissingen. "Es gibt immer weniger Kinder, da schlagen sich die Jugendorganisationen bald um den Nachwuchs." Doch das habe auch Vorteile und biete eine "Konkurrenz im positiven Sinne". Denn jeder Verein oder Verband sei angesichts der vielseitigen Veränderungen umso mehr bemüht, sich bestmöglich zu präsentieren, um für Jugendliche attraktiv zu bleiben. Zusätzliche Angebote wie Ferienprogramme oder Wochenendausflüge bieten so ein "Mehr an Jugendarbeit".


Mehr Personal - mehr Förderung

Das hat man in der Praxis längst erkannt. Mitglieder des Kreisjugendrings können jedenfalls ein Lied davon singen: "Man muss viel bieten, um Jugendliche bei der Stange zu halten", sagt Helmut Rink, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks in Bad Kissingen, über die eigene Jugendgruppe. Die THW-Jugend des Ortsverbands Bad Kissingen ist 2012 zwar von 14 auf 16 Mitglieder gewachsen, dennoch seien ständig neue Programme, neue Konzepte nötig, um die Jugendlichen dauerhaft an den Verband zu binden.

Das erfordere Rink zufolge mehr Personal, das zurzeit fehle. "Die Jugendlichen müssen ständig gefördert werden. Manche wollen noch mehr beschäftigt werden, anderen sind die zweimaligen Treffen im Monat schon zu viel." Mit Fußballtraining, Musikunterricht und anderen Hobbys sei der Terminplan der Jugendlichen nahezu voll. Die THW-Jugend sei dennoch begeistert bei der Sache. "Sie interessieren sich vor allem für Übungen im Gelände, Ausstellungen oder Vorführungen bei anderen Organisationen."

Und auch aus der Sicht von Johannes Geiling, Kreisjugendleiter der Nordbayerischen Bläserjugend im Landkreis Bad Kissingen, müssten sich Vereine dauerhaft engagieren, um Jugendliche zu gewinnen: "Man darf nicht darauf warten, bis sie die Tür von alleine einrennen." Für sinnvoll hält er vor allem Infotage oder eine Früherziehungsgruppe im Kindergarten. Die Bläserjugend ist der Dachverband für Vereinsjugendleiter im Landkreis. Das rund 50-köpfige Kreisjugendblasorchester, das sich an drei Wochenenden zum Proben und schließlich zum Abschlusskonzert trifft, gehört zu den Höhepunkten des Jahres. Die Jugendarbeit selbst müsse laut Geiling aber vor Ort in den einzelnen Vereinen stattfinden. Denn: "Unter den einzelnen Vereinen gibt es schon Unterschiede, manche engagieren sich sehr, andere eben weniger."

Bei all den Herausforderungen, mit denen die THW-Jugend, die Nordbayerische Bläserjugend und viele andere Jugendorganisationen heute konfrontiert werden, bietet der Kreisjugendring Hilfe und Unterstützung: ideell, finanziell und materiell. Eine Hüpfburg und eine Riesenrutsche für Feste, große Töpfe, Zelte oder "Hänger, um unsere Instrumente zu transportieren", so Geiling, können jederzeit von allen Vereinen ausgeliehen werden.
Für die Zukunft der Jugendarbeit sieht Martin Pfeuffer nicht unbedingt schwarz. Die Politik muss aber Rahmenbedingungen und Anreize schaffen, sie wieder attraktiver zu machen - sowohl für Jugendliche als auch für solche, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.

KJR:
Haushalt Für 2013 wird der Haushalt des KJR mit einem Gesamtvolumen von 193 500 Euro beschlossen. Vom Landkreis Bad Kissingen bekommt der KJR pauschal 104 000 Euro jährlich. Davon werden 84 000 Euro direkt an die Jugendgruppen und -verbände für deren Maßnahmen und Anschaffungen ausgezahlt. Mit den restlichen 20 000 Euro werden Sportgeräte finanziert. Einnahmen bezieht der KJR aus seiner Gerätevermietung, aus Teilnehmergebühren und Zuschüssen für Freizeiten und Seminare.

Planung 2013 stehen unter anderem Jugendleiterseminare, das Thema "Kinder- und Jugendarmut", eine Spielplatzberatung mit Bauhofleitern, der Friedenslauf am Toten Meer sowie die Tschernobyl-Hilfe an.

Auszeichnung Landrat Thomas Bold und KJR-Vorsitzender Günter Schmidt überreichen heute den neu geschaffenen "Jugendleiter-Ehrenpreis" an drei Einzelpersönlichkeiten. Der Empfang beginnt um 18 Uhr im Jugend- und Kulturzentrum. Anschließend ist die Herbstvollversammlung.