Druckartikel: Pfleger sind auch an Feiertagen für Senioren da

Pfleger sind auch an Feiertagen für Senioren da


Autor: Markus Reeh

Hammelburg, Mittwoch, 26. Dezember 2012

Während die einen feiern, gehen die anderen zur Arbeit - zum Beispiel im Dr.-Maria-Probst-Seniorenheim im Hammelburg.
Michael Rudolph und Maria Himmler mit den Bewohnern Johann Brenner und Erna Scholz aus Schwärzelbach.  Fotos: Markus Reeh


Um 5.15 Uhr ist für Michael Rudolph die Nacht zu Ende. Dann heißt es aufstehen, denn in einer Stunde beginnt sein Dienst - auch am 25. Dezember. Am 1. Weihnachtsfeiertag zu arbeiten, macht ihm aber nichts aus. "Die Menschen brauchen auch heute unsere Hilfe", betont der Altenpfleger und ergänzt: "Es ist auch schön, denn an diesem Tag bekommt man die Freude der Bewohner und der Angehörigen zu spüren."

Zum einen ist es für die Mitarbeiter des Dr.-Maria-Probst-Seniorenheimes eine Frühschicht wie jede andere. Sie helfen den Bewohnern beim Aufstehen, Waschen und Anziehen. Zum anderem achten sie heute aber darauf, dass die Senioren festliche Kleidung anlegen und die Frisur extra gut sitzt. "Wir bemühen uns, eine besondere Atmosphäre zu schaffen", erklärt der Wohnbereichsleiter.



Stimmungsvolle Dekoration

Dazu tragen ebenso schon seit Tagen Weihnachtsbaum, Krippe und eine stimmungsvolle Dekoration der Räume bei. "Es werden auch Geschichten vorgelesen und gemeinsam gesungen. Die Lieder aus der Kindheit haben die meisten Senioren noch besonders gut in Erinnerung", weiß der Altenpfleger.

Eine besondere Attraktion ist das Trompetenspiel von Michael Rudolph. Erst mit 45 Jahren hat er das Instrument erlernt. Damit erfüllte er sich auch einen Kindheitstraum. "Meine Eltern hatten früher für so was kein Geld. Sie mussten viel in die Landwirtschaft stecken. Und ich war das älteste von neun Kindern", erzählt er.

Nun spielt er nicht nur in der Blaskapelle Untererthal, sondern immer wieder mal im Seniorenheim, wobei ihm stets eine große Zuhörerschar gewiss ist. Die Stücke wählt er möglichst passend zum Anlass aus, so erklingen an Fasching zum Beispiel Schunkellieder.

Eine Anekdote zum Schmunzeln

Am 6. Dezember spielte Michael Rudolph in den vergangenen Jahren stets auch den Nikolaus. Diese Gelegenheit nutzte er einmal, um eine Seniorin, die immer wieder die Mitarbeiter beschimpfte, auf ihre unschöne Angewohnheit anzusprechen. "Aber Herr Nikolaus, so etwas kommt doch nicht über meine Lippen, hat sie dann gesagt", schmunzelt Rudolph, auch wenn der erzieherische Effekt nicht von langer Dauer war.

Die meisten Bewohner bekommen an Weihnachten Besuch von ihren Angehörigen, einige werden auch abgeholt. Johann Brenner, der seit sechseinhalb Jahren hier lebt, hat das Glück, seine Tochter sehr oft zu sehen, denn Maria Himmler ist Altenpflegerin im Dr.-Probst-Heim. Auch sie hat kein Problem mit dem Feiertagsdienst. "Die Mitarbeiter wechseln sich ab, und so ist jeder mal dran, an Weihnachten oder an Silvester", erläutert sie.

Jeden Tag gibt's Festessen

Hermann Schäfer verbringt zum ersten Mal Weihnachten im Seniorenheim und fühlt sich hier wohl. "Man hat immer Menschen um sich, die für einen sorgen", sagt der 90-Jährige, der aus Untererthal stammt. Auch auf die Weihnachtsgans mit Klößen und Rotkohl freut er sich. "Wir haben aber eigentlich jeden Tag Festessen hier", lobt er die Kochkünste der Küche.

Dienstschluss ist für Michael Rudolph am 1. Weihnachtstag um 14 Uhr, wenn die Frühschicht endet. Danach geht es zum Sohn und den beiden Enkeln nach Karlburg bei Karlstadt. Die Familie ist es gewohnt, sich bei ihren Feiern nach den Zeiten der Schichtdienste zu richten. Rudolph arbeitet schon seit 32 Jahren im Seniorenheim, und seine Frau ist Krankenschwester. "Daher ist das partnerschaftliche Verständnis auf jeden Fall da", erklärt der 61-Jährige.