Personalsorgen zum Schulstart
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Montag, 12. Sept. 2022
Heute beginnt für 880 ABC-Schützen das Schulleben. Den Schulen steht ein ungewisses, schwieriges Jahr bevor. Sowohl der Lehrermangel als auch Corona bedrohen den Präsenzunterricht.
880 Kinder im Landkreis Bad Kissingen gehen heute zum ersten Mal in die Schule. Aber nicht nur an den 22 Grundschulen im Landkreis, sondern auch an den Förder-, Mittel- und den Realschulen, den Gymnasien und der staatlichen Berufsschule beginnt wieder der Unterricht. "Die Schülerzahl ist insgesamt gestiegen, nicht nur wegen der Ukrainer", sagt die Leiterin des Staatlichen Schulamts Bad Kissingen, Cornelia Krodel.
Lag die Prognose für die Schülerzahlen vor einigen Jahren für das Schuljahr 2022/23 noch unter 5000 Schüler für Grund- und Mittelschulen, so sind es dort aktuell rund 5300. Das ist ein allgemeiner Trend. Wie die Regierung von Unterfranken mitteilt, sind unterfrankenweit 5,2 Prozent mehr Grund- und Mittelschüler als im vergangenen Schuljahr im Unterricht.
Der Lehrermangel bestimmt auch die Situation in Bad Kissingen. Die Situation sei besser als in anderen unterfränkischen und bayerischen Landkreisen. Dennoch muss sie nach den Schilderungen Krodels auch hier als angespannt bezeichnet werden. Es werden pensionierte Lehrer reaktiviert und es unterrichten Lehramtsstudenten sowie Honorarkräfte. Die mobile Reserve, die im Vertretungsfall einspringt, ist laut der Schulamtsdirektorin im neuen Schuljahr personell nur dünn ausgestattet.
Ausfälle bedrohen Präsenzunterricht
Das Schulamt ist als Fachaufsicht für die Grund- und Mittelschulen zuständig. Rund fünf Prozent der dort eingesetzten 500 Lehrkräfte stehen nicht für den Unterricht in den Klassen zur Verfügung. Lehrer mit Vorerkrankungen sind pandemiebedingt vom Präsenzunterricht befreit, schwangere Kolleginnen stehen ebenso wenig zur Verfügung, genauso wie Langzeitkranke. Im Moment sind die Schulen aber versorgt. "Wenn wir weitere große Ausfälle haben, schaut es nicht rosig aus", sagt Krodel. Dann droht im Einzelfall den betroffenen Klassen der Ausfall von Präsenzstunden. Immerhin können schwangere Kolleginnen aus der mobilen Reserve via Distanzunterricht Vertretungsstunden übernehmen und so die Ausfälle abmildern.
Sprachunterricht für Ukrainer
Der Ukrainekrieg und die Integration der ukrainischen Kinder in den Unterricht ist die nächste große Aufgabe im neuen Schuljahr. In den Grundschulen sind die ukrainischen Kinder ganz normal auf die Klassen verteilt worden und nehmen regulär am Unterricht teil. Für sie gibt es allerdings zusätzliche Deutschstunden. Den Sprachunterricht übernehmen vor allem Honorarkräfte, die ukrainisch sprechen und Erfahrung mit Deutsch als Fremdsprache haben.
An den weiterführenden Schulen gibt es Brückenklassen für die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine. An der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen wurden zwei eingerichtet, an den Mittelschulen in Bad Brückenau und Hammelburg, an der Realschule Bad Kissingen, sowie den Gymnasien in Bad Kissingen und Münnerstadt gibt es jeweils eine Brückenklasse.
"Die Brückenklassen sind schulartunabhängig. Wir haben die Kinder altersmäßig aufgeteilt", erklärt Krodel. In den Brückenklassen sind die Jugendlichen, deren Deutschkenntnisse nicht ausreichen für den Regelunterricht. In den Brückenklassen erhalten sie zehn Stunden Deutsch pro Woche, und zusätzlichen Unterricht in Mathematik und Englisch. Es wird derselbe Stoff unterrichtet und es gibt keine Unterscheidung zwischen den Schulformen. Die Brückenklassen sollen die Schüler fit für den normalen Unterricht machen.