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Patienten im Kreis Bad Kissingen brauchen Geduld


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Freitag, 18. Sept. 2015

Zwei berufstätige, junge Menschen möchten einen Termin beim Facharzt und fragen in verschiedenen Praxen an: Die Wartezeit in der Region variiert stark, je nach Fachbereich und Dringlichkeit.


Simone Späth und Stefan Krug sind berufstätig, gerade neu in den Landkreis gezogen und leider öfter Mal krank. Er ist privat, sie gesetzlich versichert. Weil beide gut auf ihre Gesundheit achten, haben sie sich querbeet im Landkreis nach neuen Ärzten umgesehen, vom Zahnarzt über den Hautarzt bis zum Orthopäden. Es fiel ihnen dabei nicht immer leicht, auf Anhieb einen Vorsorgetermin zu bekommen, der zu ihren Arbeitszeiten passt.

Teilweise mussten sie wochenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Simone Späth und Stefan Krug gibt es nicht wirklich. Zwei Redaktionsmitglieder der Saale-Zeitung haben unter falschem Namen jeweils für sich Termine in fünf vorher ausgesuchten Zahn- und Facharztpraxen im Landkreis vereinbart. Angefragt wurden Vorsorgetermine und keine akuten Probleme. Das Ergebnis ist gemischt: Die Wartezeiten variierten von Praxis zu Praxis stark. Der schnellstmögliche Termin war nach vier Werktagen frei, die längste Wartezeit betrug acht Wochen. Insgesamt musste in vier der zehn Fälle länger als ein Monat gewartet werden. Eine auffällige Ungleichbehandlung zwischen privater und gesetzlicher Versicherung war allerdings nicht erkennbar.


Patientenfreundliche Zeiten

In der großen Gemeinschafts-Zahnarztpraxis Dr. Wahler und Kollegen wären beide nach vier Werktagen von einem der 14 an drei Standorten tätigen Zahnärzten untersucht worden. "Wir versuchen die Terminvergabe an der Indikation festzumachen", erklärt Tobias Wahler. Patienten mit akuten Beschwerden oder Schmerzen würden nach Möglichkeit am selben Tag behandelt. Für Kontrolltermine gelte als Maßgabe ein Zeitraum zwischen fünf und zehn Tagen. Wie schnell ein Termin vergeben werden kann, hängt aber auch von der Flexibilität des Patienten ab. Abends- und Samstagstermine sind bei Berufstätigen begehrt, weshalb dann mehr Geduld erforderlich ist. Grundsätzlich kommen aber die langen Öffnungszeiten bis 20 Uhr den Patienten entgegen. "Ich denke es hilft, dass es eine große Praxis ist", sagt Wahler.

Aus einer Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geht hervor, dass Patienten in Deutschland zunehmend länger auf einen Termin beim Facharzt zu warten haben. Demnach werden akute Fälle klar priorisiert und zeitnah behandelt, weniger dringliche Angelegenheiten hintenangestellt. Das bestätigen auch die von der Saale-Zeitung befragten Ärzte. "Es wird auf die Dringlichkeit geachtet. Wenn jemand Not hat, wird ihm geholfen", sagt etwa ein Augenarzt aus dem Landkreis.

"Festzuhalten bleibt außerdem, dass Wartezeiten - zumindest wenn es sich nicht um mehrere Wochen handelt - von dem meisten Bürgern als nicht störend empfunden werden", heißt es in der KBV-Befragung. Es wird dort weiterhin festgestellt, dass gesetzlich Versicherte mehr Geduld brauchen, als Private. Größere Unterschiede treten außerdem je nach Facharztgruppe auf. So kriegen Patienten beispielsweise bei einem Chirurgen oder HNO-Arzt schneller einen Termin als bei einem Frauen- oder Hautarzt.


Zu wenig Hautärzte im Umland

Das bestätigt sich auch im Kreis. Die Hautarztpraxis von Dr. Heiko Poppe und Dr. Christa Deuchert konnte der fiktiven Simone Späth nach acht Wochen einen Termin anbieten. Die Sprechstundenhilfe riet ihr aber, sich zwischendurch zu melden, falls kurzfristig ein Termin frei wird. "Die Nachfrage bei uns hat enorm zugenommen. Wir haben in jedem Quartal mehr Fälle als in dem zuvor", sagt Poppe. Der Mediziner erklärt das damit, dass es in der Region zu wenig praktizierende Hautärzte gibt. Der Zuständigkeitsbereich der Praxis erstreckt sich über mehrere Landkreise. Im Kreis Bad Kissingen gibt es eine weitere dermatologische Praxis. Im Landkreis Schweinfurt ist laut Poppe seit einiger Zeit ein hautärztlicher Kassensitz unbesetzt, im Landkreis Haßberge wird schon mehrere Jahre darauf gewartet, dass sich wieder ein zweiter Dermatologe niederlässt. Die Folge: Es sind auch Patienten aus Bad Neustadt, Schweinfurt und Würzburg darauf angewiesen, sich in Bad Kissingen behandeln lassen.

Wie Poppe berichtet, ist die Hautarztpraxis derart überlaufen, dass er gezwungen ist, Kur- und Rehagäste ohne akute Beschwerden abzuweisen. Er betont aber, dass die Praxis einen ausreichenden Zeitpuffer vorhält, um dringende Fälle zu behandeln.


Kassen vereinbaren Termine

Die Barmer GEK begrüßt es, "wenn Patienten innerhalb von vier Wochen einen Termin beim Facharzt garantiert bekommen". Wie andere Krankenkassen bietet auch die Barmer ihren Versicherten ein Wartezeitenmanagement, in Rahmen dessen sie für die Patienten die Termine ausmacht. "Unsere Mitarbeiter sind in der Region eng mit Ärzten, Zahnärzten und medizinischen Einrichtungen verbunden", sagt eine Sprecherin. Die Kontakte könnten genutzt werden, um die Termine zu optimieren.