P43: Vorzugskorridor sorgt für Verwunderung
Autor: Steffen Standke
LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 20. Oktober 2021
Dass die 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung P43 entlang der Rhönautobahn verlaufen soll, hat die Bürgermeistern der Region überrascht. Die Erleichterung bei denen, die nicht betroffen wären, hält sich in Grenzen.
Jochen Vogel (CSU) hat in Sachen Fulda-Main-Leitung (P43) mit vielem gerechnet. Aber dass der Übertragungsnetzbetreiber Tennet ausgerechnet die A7 als "Vorzugstrassenkorridor" wählt, das überraschte den Bürgermeister von Bad Brückenau schon. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man an dieser Stelle die 380-kV-Leitung umsetzt", sagt der ehemalige Vorsitzende des Vereins "RhönLink".
Dieser Verein hatte sich einst gegen den Südlink-Strang gewandt. Der sollte ebenfalls als Freileitung mehr oder weniger an der Rhönautobahn entlangführen. Erst später wurde die Gleichstromtrasse unter die Erde und in den östlichen Landkreis Bad Kissingen verlegt.
Die Gemengelage an der A7 hat sich für Vogel seitdem nicht verändert: Naturschutzgebiete und sogar Kernzonen des Biosphärenreservats bis fast an die Autobahn, ebenso Bebauung, zum Beispiel in Römershag oder weiter südlich in Elfershausen. Dort bildet ja zusammen mit der Bebauung der Schwedenberg auf der anderen Seite eine weitere Engstelle. Für den Bürgermeister sind das für eine Freileitung "unüberwindbare Hürden".
Er fragt sich, wie man da zum Beispiel die Abstandsflächen von 400 Metern zu geschlossener Wohnbebauung und 200 Metern zu einem Weiler einhalten wolle. Wohnhäuser mit Höchstspannungsleitungen zu überspannen, ist nicht erlaubt.
Was den Kommunalpolitiker besonders wundert: Schon bei Südlink habe man erkannt, dass der Korridor an der A7 zu viele Widerstände für eine Freileitung bietet. Das habe damals auch die Bundesnetzagentur als genehmigende Behörde erkannt.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Variante bei der Bundesnetzagentur für gut geheißen wird", sagt Vogel nun zum P43-Vorzugskorridor. Das würde seiner Ansicht nach allem widersprechen, was in der inzwischen sieben Jahre währenden Debatte um die Stromleitungen diskutiert worden sei.
Auch Mario Götz (CSU), Bürgermeister von Oberthulba, ist "in gewisser Weise überrascht". Auch er führt "große Hindernisse" an, meint damit die Beschaffenheit der Landschaft, Naturschutz- und Waldgebiet, die bedroht wären. Besonders fürchtet Götz um das Thulbatal, in dem 40 Hektar Kernzone seien. "Es wäre ein Schlag ins Gesicht, wenn da Strommasten drüberlaufen."