Ostern einmal ganz komprimiert
Autor: Marion Eckert
Bad Brückenau, Montag, 17. April 2017
Die biblischen Geschehnisse rund um das Fest sind in einer einzigen außergewöhnlichen Feier zusammengebracht worden. Bernhard Hopf hatte die Idee dazu.
Das letzte gemeinsame Mahl am Gründonnerstag, der Gang zum Ölberg und die Einsamkeit im Garten Gethsemane, die Gefangennahme und schließlich die Kreuzigung. Der Abstieg in das Totenreich, Trauer, Fassungslosigkeit und Resignation - weiter zum Wasser und Licht, zurück ins Leben, Auferstehung und miteinander das Brot brechen. Das ist "All-In". All diese biblischen Geschehnisse rund um Ostern wurden in Bad Brückenau in einer außergewöhnlichen Feier zusammengebracht.
Die örtliche Arbeitsgruppe zur Pastoral der Zukunft lud alle Interessierten ein, sich auf neuen Wegen der christlichen Botschaft zu nähern, Symbolik der Liturgie neu zu erleben und das Ostergeschehen verdichtet zu erfahren.
Für Bernhard Hopf, Referent für Liturgie und liturgische Bildung am Liturgiereferat der Diözese Würzburg, ist diese Art der Feier ein Versuch, in eine neue Richtung zu gehen, um der Kirche und der Liturgie fernstehenden Menschen mit neuen Modellen entgegenzukommen, sie einzuladen, die Botschaft von Ostern zu erfahren. Von einem niederschwellig liturgischen Angeboten spricht die Kirche hier.
Gekommen waren zum ersten "All-In" gut 80 Teilnehmer. "Viel mehr als ich erwartet habe. Mit 30 haben wir gerechnet", sagte Hopf. "Ich muss zugeben, es kamen doch nahezu nur die Menschen, die ohnehin schon kirchlich eingebunden sind." Das heißt für ihn: "Wir sind trotzdem auf dem richtigen Weg. Wir müssen zweigleisig fahren, die traditionelle Liturgie feiern und trotzdem neue Angebote entwickeln. Die Menschen sind offen für neue Formen."
Inwieweit kirchlich und liturgisch weniger eingebundene Teilnehmer die Stationen des "All-In" hätten nachvollziehen können, wurde im Anschluss eifrig diskutiert. Vieles an den Stationen habe sich sicherlich selbst erklärt, doch Details wie das Schöpfen des Osterwassers und Auszüge aus dem Exsultet (gesungenes Osterlob der Lichtfeier am Beginn der Osternacht) wären sicherlich erklärungsbedürftig gewesen. Doch darum ging es Hopf gar nicht, er hatte das große Ganze im Blick - eben vom gemeinsamen Mahl über den Tod bis zur Auferstehung. Durch die vielen symbolhaften Handlungen an den Stationen kam die Kernbotschaft zum Ausdruck: Mit dem Tod ist das Leben nicht vorbei.
Das letzte Abendmahl
Getroffen haben sich die Teilnehmer und Akteure des All-In am Parkplatz hinter dem Parkhaus im Staatsbad. Hier wurde in einem szenischen Anspiel das letzte Abendmahl verdeutlicht. Allen Gästen wurden symbolisch die Hände gewaschen. Doch dann Verrat. Unruhe. Kampf. Misstrauen und Gewalt. Jeder hatte einen anderen Verräter im Visier und stellte ihn an den Pranger. Die Gruppe bewegte sich zur nächsten Station. Der kahle Arkadengang verdeutlichte die düstere Stimmung. Kann ich mich der Herausforderung stellen? Bin ich stark genug? Jetzt noch einen Schritt und dann? Die Ölbergszene sprach die Menschen direkt in ihrer Lebenssituation an. Tief gebückt ging es weiter. Hinauf auf die Schädelhöhe. Elend. Was ist mein Kreuz? Wo breche ich zusammen? Was tut mir weh? Persönliche Kreuze wurden aus Stöcken zusammengebunden.
Wandlung im Tiefpunkt
Im Schweigen ging es den Berg hinunter. Der tiefste Punkt war erreicht. In der Unterführung standen alle dicht an dicht. "Immer wieder gelangt der Mensch an seinen Tiefpunkt. Und hier geschieht die Wandlung." Ein offener Sarg wurde durch die Unterführung getragen. Im Sarg lagen eine Dornenkrone und eine Rose. "Im Tod ist ... Geheimnis des Glaubens."Der Weg führt wieder nach oben. Gibt es tatsächlich noch Hoffnung auf neue süße Chancen? Am Fluss wurde ein Licht sichtbar. Erst leise und zart, dann immer freudiger: Der Halleluja-Ruf. Neues Leben. "Morning has broken - Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden." Das österliche Licht verteilte sich mehr und mehr, und die Gruppe ging zusammen weiter, um das Brot miteinander zu teilen und das neue Leben zu feiern.