Ortsumgehung Nüdlingen: Bauamt favorisiert Nordtrasse
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 07. Juni 2019
Um Nüdlingen vom Verkehr der B287 zu entlasten, schlägt das Bauamt die Nordumgehung vor. Im Juli sollen die Nüdlinger darüber abstimmen.
Für Anita Haub und die anderen verkehrsgeplagten Anwohner sind es aktuell entscheidende Tage: Bis Ende Juli soll geklärt sein, ob Nüdlingen eine Ortsumgehung bekommt. "Nüdlingen muss diese Gelegenheit nutzen und zugreifen", findet sie. Seit Donnerstag steht dagegen schon fest, wo die Entlastungsstraße verlaufen soll: nördlich um das Dorf herum.
Das Staatliche Bauamt Schweinfurt hat seine Pläne auf einer Bürgerversammlung in der voll besetzten Schlossberghalle vorgestellt und in der anschließenden Diskussion verteidigt. Die wurde von den Nüdlingern emotional, aber trotzdem sachlich geführt. Alexander Schlegel vom Staatlichen Bauamt erläuterte, was in den vergangenen drei Jahren alles an Voruntersuchungen, Berechnungen und Planungen geleistet wurde und warum die Planer sich für die Nord- und gegen eine Südumgehung entschieden haben. "Aus technischer Sicht gibt es keine großen Vor- und Nachteile für beide Varianten", sagte er. Entscheidend ist dagegen der zu erwartende Flurschaden. Der ist im Süden aufgrund geschützter Tierarten, Natur- und Wasserschutzgebiete erheblich höher. "Dort ist eine überwiegend hohe bis extrem hohe Konfliktdichte zu erwarten", betonte Schlegel.
Durch Nüdlingen läuft die B287, die die Große Kreisstadt Bad Kissingen mit der Kreisstadt Bad Neustadt verbindet. "Die Verkehrsbelastung und Verkehrsbedeutung der Straße hat zugenommen", sagte der Planer. Laut Prognosen steigt bis 2035 der Verkehr von derzeit täglich 9000 auf bis zu 12 000 Fahrzeuge, wenn keine Umgehung gebaut wird. Mit Umgehung wären es im Jahr 2035 dagegen 4400 Fahrzeuge.
400 Meter lange Brücke
2012 beantragte der Gemeinderat, dass eine Nüdlinger Ortsumgehung in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen wird. Das gelang, 2016 stellte das Bundesverkehrsministerium den entsprechenden Referentenentwurf vor. Seitdem arbeitet das Staatliche Bauamt an den Voruntersuchungen und in Nüdlingen haben sich die Bürger die Köpfe heiß diskutiert. Es haben sich drei Bürgerinitiativen gegründet, eine für die Ortsumgehung, eine dagegen und eine gegen die Südtrasse, die in Richtung langes Schiff (ehemalige B19) geführt hätte. "Das Thema wurde hochemotional, mit Ängsten um das eigene Umfeld und kontrovers diskutiert. Es hat zu einer tiefen Spaltung im Ort geführt", sagte Bürgermeister Harald Hofmann (CSU). Die Variante, die das staatliche Bauamt bevorzugt, ist 4,5 Kilometer lang und soll geschätzte 46,7 Millionen Euro kosten.
Die Trasse beginnt von Kissingen kommend oberhalb der Serpentinen. Dort zweigt sie links ins Gelände ab, überquert dann das Nudelbachtal auf einer 20 Meter hohen und 400 Meter langen Brücke, kreuzt die Kreisstraße 17 zwischen Nüdlingen und Haard und trifft gut einen halben Kilometer nach dem Ortsausgang wieder auf die B287. "Wir haben eine sehr ausgewogene Planung aufgestellt", betonte Schlegel. Die zu erwartenden Verkehrslärmwerte liegen in der Ortschaft deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten, die Schadstoffbelastung werde verringert, außerdem sei die Trasse aufgrund des hügeligen Geländes für die Anwohner in der Nähe kaum zu sehen.
Im Bundesverkehrswegeplan sind rund elf Millionen Euro für das Projekt veranschlagt. Die Kosten haben sich zum jetzigen Planungsstand also schon vervierfacht. Laut Schlegel liegt das an der generellen Preisentwicklung im Baugewerbe und an den teuren Brückenbauwerken, die notwendig sind.
Von Anfang bis Mitte Juli findet eine Bürgerbefragung zur Ortsumgehung statt (siehe Infobox). Die wird danach im Gemeinderat behandelt. "Ich hoffe, dass die Leute sich für die Umgehung entscheiden", sagte Hofmann. Er selbst sei zwar auch als Anwohner von der Nordtrasse betroffen, halte die Entlastungsstraße aber für entscheidend, um die Lebensqualität im Ort zu verbessern.