Ordnung in der Vielfalt
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Mittwoch, 03. Dezember 2014
Eine Schüler-Projektgruppe hat ein Leitsystem für die 12.000 Medien der Bibliothek des Jack-Steinberger-Gymnasiums in Bad Kissingen entwickelt.
Die Bibliothek des Jack-Steinberger-Gymnasiums hatten sich 14 Schülerinnen und ein Schüler als Projektarbeit in der 12. Klasse ausgewählt. Selbst gestellte Aufgaben war nicht nur, das "Herz der Schule" nach den umfassenden Sanierungsarbeiten im neuen Domizil einzurichten, sondern die Bibliothek von Grund auf neu zu ordnen und ein neues Leitsystem zu entwickeln. Keine leichte Arbeit: Die Bibliothek des Gymnasiums ist mit 12.000 Medien die größte ihrer Art im Landkreis.
"Neben den organisatorischen Pflichtaufgaben geht es uns vor allem darum, die jüngeren Jahrgänge für die Bibliothek zu begeistern", erklärte Adelija Sagitova (18), die gemeinsam mit Klassenkameradin Xenia Simon (18) seit September die beiden Bibliothekstage am Mittwoch und Donnerstag vorbereitet hatte, um allen Mitschülern die neue Bibliothek vorstellen zu können. Die übrigen Projektmitglieder hatten sich seitdem gruppenweise jeweils um die Neugestaltung der Bibliothek, die Leseförderung für Unterstufenschüler, die Einführung neuer Medien und um das Marketing gekümmert.
Fremdsprachenlehrer Michael Bohl stand als fachkundiger Bibliotheksbeauftragter den Gymnasiasten hilfreich zur Seite. "Sie hatten es nicht immer leicht mit uns", erinnerten sich die beiden Schülerinnen lachend.
Wichtigste Neuerung ist das Leitsystem, das auch Unterstufenschülern den Weg zum gesuchten Buch oder Fachgebiet ermöglichen soll, was bei 12.000 Medien nicht einfach ist. So gibt es in den unzähligen Regalen, alle mit großen Schildern gekennzeichnet, nicht nur eine Vielzahl wissenschaftlicher Fachliteratur, sondern auch Bücher, DVDs und E-Books für Freizeit und Unterhaltung. Vorab ist auch die Büchersuche im Internet möglich, da Lukas Bühner, einziger Mann im Projektteam, die Bibliotheks-Homepage und ihre Unterseiten neu gestaltet hat. So lässt sich jetzt der Bibliotheksbestand nach Autor, Titel oder Stichwort auch elektronisch durchforsten.
Was nützt aber die schönste Bibliothek, wenn sie nicht ausreichend genutzt wird. "Gerade die Jüngeren haben Scheu davor", weiß Xenia Simon. Deshalb gab es an den beiden Bibliothekstagen für ihre Mitschüler Führungen durch die geheimnisvolle Welt der Bücher und Anna-Maria Weis zeigte dabei den Jüngeren, wie man sich darin zurechtfindet.
Eine andere Erkenntnis war der Projektgruppe ebenfalls bewusst geworden: Man muss die jüngeren Mitschüler erst einmal für das Lesen begeistern, um sie anschließend für die Bibliotheksnutzung interessieren zu können. Deshalb gehörten auch Lesungen von älteren Schülern und von Lehrern zum abwechslungsreichen Programm der Bibliothekstage, das klassenweise in den normalen Unterrichtsablauf eingebaut war. Zum Vorlesen durften Lieblingsbücher ausgewählt werden. "Hanni und Nanni war nicht dabei", versicherte Xenia Simon. Die Auswahl der Bücher sollte schon dem Anspruch eines Gymnasiums gerecht bleiben.
Bücher-Rallye
Am Ende der beiden Projekttage gab es für die Mitschüler noch eine Bücher-Rallye. Zum fehlerfreien Ausfüllen eines Fragebogens mussten die Rallye-Teilnehmer bestimmte Bücher in der jetzt viel übersichtlicheren Bibliothek finden und die gesuchten Antworten darin nachschlagen. Wem die Aktion der Projektgruppe Appetit zum Lesen gemacht hatte, könnte sich erstmals einen der drei Bücher-Rucksäcke ausleihen. Nach Lektüre der darin vier enthaltenen Bücher, soll der Leser seine ganz persönlichen Eindrücke in das beigelegte Bücher-Tagebuch notieren. "So wird der Leser gezwungen, sich mit dem Buch gedanklich auseinanderzusetzen", verriet Adelija Sagitova den Sinn des Ganzen. Nachfolgende Leser könnten dann auf diese Notizen Bezug nehmen und um eigene Gedanken ergänzen.
Die Bedeutung des Buchdrucks als "wichtigste Erfindung der Menschheit" hatte Schulleiter Frank Kubitza zum Auftakt der beiden Aktionstage erläutert. Erst dadurch sei es möglich geworden, das wachsende Wissen der Menschheit umfassend zu sammeln und in Bibliotheken zu archivieren. In Vorzeiten hatte alles nur mündlich und auch nur auszugsweise weitergegeben werden können, "da das menschliche Gehirn nur begrenzt aufnahmefähig ist". Die Bibliothek sei heute als Wissenszentrum das "Herz der Schule". Früher seien Schulen sogar um Bibliotheken herumgebaut worden. Buchdruck und Bücher hätten den Menschen allerdings auch verändert. Kubitza: "Das Buch hat den Menschen vom Lauftier zum Sitztier gemacht." Dieser Nachteil müsse heute durch Sport ausgeglichen werden.