Opposition eröffnet Wahlkampf vor großer Kulisse
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Sonntag, 29. Sept. 2013
Diese Premiere wollten sich viele Münnerstädter nicht entgehen lassen. Zum ersten Mal haben sich in Münnerstadt drei Wahlgruppierungen zusammengeschlossen, um mit einem gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten in den Wahlkampf zu ziehen, und zum ersten Mal hat man einen Kandidaten gecastet.
Geschätzte 150 Münnerstädter drängten sich im Saal und im Nebenzimmer, um Paul Merkleins ersten Auftritt als Bürgermeister-Kandidat von SPD, Forum aktiv und Freien Wählern zu erleben. Sogar Blasmusik gab es. Die Strahlunger Blasmusik spielte auf. Nur die Bierbänke fehlten für eine Oktoberfeststimmung.
Paul Merklein wusste genau, welche Themen er an diesem Abend ansprechen musste.
Merklein war von 2002 bis 2008 Bürgermeister in Giebelstadt, kennt sich also aus mit der Politik. Und er ist im Marketing tätig. Einprägende Sätze sind dort wichtig, und so hatte Merklein auch einen für diesen Abend geprägt. "Münnerstadt hat Potential." Das wiederholte er mehrfach und als er zum Ende den ganzen Saal diesen Satz laut mitsprechen ließ, war Merklein auch noch Motivationstrainer.
Merklein arbeitete auch mit Emotionen und nicht nur mit politischen Fakten. So kam gut an, dass er mit seinem Traktor gerne auf die Streuobstwiesen fährt.
Paul Merklein sprach ganz gezielt Reizworte an, die in Münnerstadt ankommen. Fremdenverkehr, Altstadt, Hallenbad. Den Tourismus will er fördern, die Hauptstraße und den Marktplatz vorrangig sanieren. Wer schon in früheren Zeiten Kommunalpolitik verfolgt hatte, kamen diese Themen durchaus bekannt vor.
Applaus erhielt Merklein für seine Aussagen zum Hallenbad. Die Ansiedlung junger Familien in der Altstadt und der Stadt überhaupt, Stadtmarketing und Investitionen in neues Gewerbe - all das will er sich auf die Fahne schreiben. Merklein kann sich Factory-Outlet-Läden in den Leerständen am Gewerbegebiet Roth (Schindberg) vorstellen. Ortsnahe Fachmarktzentren schloss er nicht aus.
Im Mittelpunkt des Abends stand zwar die Kernstadt, doch auch für die Stadtteil-Bürger hatte Paul Merklein ein Zückerle mitgebracht. Die Straßenverbindungen dorthin müssten verbessert werden. Und er sprach einen Bürgerbus an. Das Münnerstädter Publikum hörte solche Vorschläge gerne.
So gab es reichlich Applaus für den Kandidaten, dessen Namen bis unmittelbar vor der Veranstaltung wirklich nur wenige Eingeweihte kannten. Dass die Geheimhaltung über Monate funktioniert hatte, erstaunte. Sichtlich zufrieden mit der Resonanz des Abends waren die Verantwortlichen aus den drei Wählergruppierungen. Markus Müller (Forum aktiv) meinte, Paul Merklein "kann einer von uns werden". Britta Bildhauer (SPD) hoffte auf neue Impulse von außen, und Bruno Schäfer (Freie Wähler) war der Meinung, dass man mal etwas wagen müsse.
Nach rund einer Stunde beendete Paul Merklein seine Vorstellung. Eine Diskussion zu seiner Person und seinen politischen Vorstellungen gab es nicht. Richtig Wahlkampf war das noch nicht. Der wird später folgen, dann auch mit einem Wahlprogramm, wie er betonte. Die Münnerstädter, so scheint es, haben keine Probleme mit einem auswärtigen Kandidaten. Carolin Schwarz "findet das gar nicht so schlecht, da er nicht voreingenommen ist", meinte sie. Auch Bernd Wohlfromm und Guido Dünisch waren neugierig auf Merklein. Auch diese beiden sehen keine Probleme mit einem gecasteten Kandidaten. Es sei spannend, wie er Münnerstadt sieht und vorgehen will, findet Dünisch, und Bernd Wohlfromm hält den Blick von außen durchaus für hilfreich. Beide meinen unisono, dass sich Unternehmen ja auch Berater in die Firma holen.