Druckartikel: Ohne EDV steht das Kissinger Landratsamt still

Ohne EDV steht das Kissinger Landratsamt still


Autor: Edgar Bartl

, Freitag, 21. Sept. 2012

Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will. Über diesen Slogan der Gewerkschaft kann Karola Kunkel nur müde lächeln. Denn sie wäre in der Lage, mit wenigen Knopfdrücken das Landratsamt stillzulegen (was sie natürlich nie tun würde).
Karola Kunkel und Walter Manger  haben die EDV im Landratsamt auf- und ausgebaut.  Foto: Bartl


Karola Kunkel und ihre Kollegen sind in dieser so wichtigen Behörde die ziemlich uneingeschränkten Herren über Server und Computer. Die Diplom-Informatikerin (FH) ist vor 25 Jahren ins Landratsamt gekommen, hat dort die EDV auf- und ausgebaut. Unterstützt wurde sie von Brigitte Reinhard. Und von Walter Manger, der für die verwaltungstechnische Seite, insbesondere für den Einkauf, verantwortlich zeichnet. Später kamen noch Monika Krämer, Jasmin Schlereth, Markus Wolf, der Techniker und Sicherheitsbeauftragte Hans-Jürgen Bühner sowie Azubi Christian Dunkel dazu.

Es ist gar nicht so leicht, in das elektronische "Kleinhirn" der Behörde vorzudringen. Es befindet sich im Keller, ist mit stabilen Türen, Kamera und speziellen Schlössern gesichert. Der Serverraum verfügt über Klimaanlage und Feuermelder. Die summenden Rechner sind wenig spektakulär, sie finden Platz in einigen Glasschränken.
Früher standen sich Mensch und Technik manchmal hilflos gegenüber. Der damalige Landrat Herbert Neder (CSU) hat einmal gesagt, er habe jetzt auch einen Computer; "er schaut mich an, ich schaue ihn an". Der amtierende Behördenchef Emil Müller (CSU) hat solche Berührungsängste nicht. Er hat die Bedeutung der EDV und ihre Gefahren erkannt. Es handele sich um eine "wichtige Querschnittsfunktion, die das gesamte Amt zum Erliegen bringen kann". Wenn die Computer ausfielen, stehe alles still. Das ist bislang noch nicht passiert, was für die Qualität von Anlage und Personal spricht.

Mitarbeiter müssen mitziehen

Allerdings steht Emil Müller dieser ständig wachsenden Abhängigkeit eher skeptisch gegenüber. Zu viel läuft bereits per Computer und Mail. Und es wird immer mehr. Denn die Vernetzung auch mit dem Kommunalunternehmen Abfallwirtschaft, Kfz-Zulassungsstellen oder Landes- und Bundesbehörden schreitet zügig voran.
Großgeschrieben wird das Thema Datenschutz und Sicherheit.Über das Landratsamt läuft der gesamte Geschäftsverkehr der Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis. Eine Firewall und ein Virenschutzsystem bewahren vor Unbill. Sicherungen sorgten dafür, dass im Fall eines Falles noch alles Wichtige vorhanden ist, sagte Manger. Nach seinen Angaben wird das Redundanzsystem - entscheidende Teile sind mehrfach vorhanden - verbessert. Auch das Notfallkonzept wird optimiert.

Bislang hat das alles recht gut funktioniert. Dabei gebe "ständig Angriffe - tausende pro Woche", sagte Walter Manger. Ernsthafte Schäden seien aber noch nicht angerichtet worden. Die EDV gehört zum Sachgebiet 10 (Hauptverwaltung). Sein Leiter, Stefan Seufert, meinte aber auch, "wenn wir einen Bagger sehen, werden wir etwas unruhig". Denn schnell kann sich ein schnöder Kabelschaden zum Verwaltungsfiasko auswachsen.
Eines der Hauptprobleme sei, dass die Menschen mitgenommen werden müssen, so Stefan Seufert weiter. Emil Müller ergänzte, das Verständnis dafür müsse wachsen, dass die EDV einen sehr hohen Stellenwert einnehme. In immer kürzeren Intervallen erhebliche Investitionen zu tätigen. So wurde gerade erst die zwölf Jahre alte Telefonanlage an die EDV angepasst.

Auch die Mitarbeiter müssen mitziehen. Nicht jeder habe die gleiche "Technik-Affinität", vor allem bei den ganz speziellen Programmen. So verfügen die Sachgebiete über extra ausgebildete Software-Betreuer. Damit möglichst viele auf einem möglichst neuen Stand seien, gibt es regelmäßige Weiterbildungen.

Auch mehr Bürgerservice

Das alles, so Stefan Seufert, kostet viel Geld. Das müssen Kreistag oder seine Ausschüsse bewilligen. Sie seien der EDV gegenüber jedoch aufgeschlossen. So nutzten 58 von 60 Kreisräten das passwortgeschützte Sitzungssystem. Hier könn(t)en sie alle Unterlagen rechtzeitig einsehen.

Nach Angaben von Stefan Seufert solle mit der EDV der Bürgerservice ausgebaut werden. Künftig werde es mehr E-Gouvernement geben. Ein praktisches Beispiel sei die bequeme Anmeldung eines Autos via Computer und Internet.