Der Beruf des Zimmerers steht im Landkreis Bad Kissingen im Vergleich zu anderen Handwerksbranchen gut da, was das Interesse an Lehrstellen angeht. Die Zunft profitiert von einem guten Image bei den jungen Leuten.
Tobias Frischat kümmert sich gerade darum, ein Deckenelement für ein Fertighaus zu dämmen. Er misst den korrekten Abstand aus, geht an eine Bandsäge und sägt die Dämmwolle zurecht. Der 16-Jährige macht bei Hanse-Haus in Oberleichtersbach eine Ausbildung zum Zimmerer. Seine Arbeitskleidung: Handschuhe, das obligatorische, blaue Firmen-Sweatshirt und natürlich eine schwarze Zunfthose. "Mir macht es allgemein Spaß, mit Holz zu arbeiten", sagt er. "Wenn ich Zimmerer lerne, sehe ich hinterher, was ich gearbeitet habe." Etwa wenn nach ein paar Stunden das benötigte Dachelement fertig ist. Ein Ziel zu erreichen, das gefällt ihm.
Zunft mit gutem Image
Anders als viele andere Handwerksberufe, haben die Zimmereibetriebe im Landkreis kaum Probleme, Lehrlinge zu finden. Die Zahl der Auszubildenden ist in den letzten Jahren stabil. "Es gibt genug Azubis", sagt Innungsobermeister Michael Mauer aus Hollstadt (Rhön-Grabfeld).
"Es ist nach wie vor ein sehr beliebter Beruf bei jungen Menschen", bestätigt auch Nadine Heß, Pressesprecherin der Handwerkskammer Unterfranken. Die Zunft profitiere von einem guten Image in der Öffentlichkeit und davon, tolle Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen zu können, beispielsweise in Richtung Architekturstudium.
Vorvertrag während Schulzeit
Bei Tobias Frischat steht die Entscheidung schon länger fest, in einem Holz verarbeitenden Beruf arbeiten zu wollen. Während seiner Schulzeit hat er bereits ein Praktikum im Rahmen des Berufsorientierungsnetzwerks bei Hanse Haus absolviert und von dem deutschlandweit tätigen Unternehmen einen Vorvertrag für die Ausbildung angeboten bekommen. Frischat überlegte nicht lange und sagte zu. "Ich hatte erst noch etwas mit Metall überlegt, aber das spricht mich doch nicht so an. Holz liegt mir mehr", erzählt er.
Von der Theorie zur Praxis
Frischat ist im zweiten Ausbildungsjahr und richtig in die Tagesproduktion in den großen Werkhallen von Hanse Haus im Gewerbegebiet Buchrasen eingebunden. "Das erste Lehrjahr sind die Azubis komplett an der Berufsschule. Da lernen sie die Grundkenntnisse darüber, was ein Zimmerer macht", sagt Ausbilder Stefan Schulz. Im zweiten und dritten Lehrjahr geht es dann von der Theorie an die Praxis: Wie baut man ein Walmdach, was ist beim Treppenbau, beim Innenaus- und beim Wandaufbau zu beachten? Dazu gibt es einen Maschinenkurs und Schulungen zur Arbeitssicherheit. Schulz: "Die Azubis müssen bei uns von Anfang an ganz normal mitarbeiten."
"Mir hat die Arbeit gleich gut gefallen", sagt Frischat. Morgens um sechs Uhr fängt er an, entweder im Giebelbau, an der Maschine für die Dachelemente oder bei den Pfettenkonstruktionen. Feierabend macht der Jugendliche um 14.45 Uhr. Da hat er noch viel vom Tag übrig. "Am Anfang war ich echt platt von der Arbeit und musste mich daran gewöhnen", berichtet er. Mittlerweile hat er seinen Rhythmus gefunden, trifft sich nachmittags mit Freunden und geht abends zum Fußballtraining. "Es passt", sagt er.
Zimmererhandwerk im Landkreis Bad Kissingen
Branche Im Landkreis sind 44 Zimmereibetriebe mit mehr als 200 Beschäftigten gemeldet (Stand 31. Dezember 2014).
Ausbildung Die Zimmererzunft hat bislang keine Probleme, Nachwuchs zu finden. Die Anzahl der Lehrlinge ist seit Jahren konstant. Im Jahr 2012 wurden der Handwerkskammer 27 Auszubildende gemeldet, im Jahr darauf waren es 33 und 2014 waren es 26. Serie Die Saale-Zeitung stellt Auszubildende aus dem Landkreis vor, die eine Lehre in einem klassischen Handwerksberuf machen.
Hintergrund Am Samstag, 19. September, ist "Tag des Handwerks". Die Firma Otto Heil in Eltingshausen veranstaltet einen Tag der offenen Tür, der. um 10.30 Uhr mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Handwerk ist cool! - Strategien für die Ausbildung im Landkreis Bad Kissingen" startet.