Zehn Jahre nach dem Tsunami: Kissinger erinnern sich
Autor: Heike Beudert
Bad Kissingen, Freitag, 26. Dezember 2014
Vor zehn Jahren zerstörte der Tsunami in Südostasien weite Küstenbereiche. Hannes und Ursula Gerlach haben die Katastrophe in Sri Lanka erlebt und in der Folge viel geholfen.
Manchmal, wenn Hannes und Ursula Gerlach am Strand von Bentota (Sri Lanka) sitzen, kommen immer noch die Befürchtungen zurück, eine neue Monsterwelle könnte erneut Leid und Unglück über die Insel im Indischen Ozean bringen. "Doch die Zeit half und hilft Wunden zu heilen", stellen die Gerlachs fest, zu deren Wahlheimat Sri Lanka in den vergangenen 20 Jahren geworden ist. Aber es habe lange gedauert, die Angst zu überwinden.
Hannes und Ursula Gerlach haben vor zehn Jahren hautnah miterlebt, wie der Tsunami am 2. Weihnachtsfeiertag 2004 die Welt in Südostasien grundlegend verändert hat. Damals wie heute war es für das Bad Kissinger Ehepaar selbstverständlich zu helfen, um die schlimmste Not zu lindern.
"Wir haben noch lange mit den Folgen zu tun gehabt", erinnert sich Hannes Gerlach zurück. Das Bad Kissinger Ehepaar selbst hatte Glück. Hannes und Ursula Gerlach leben zwar nahe des Meeres, aber doch weit genug entfernt, um selbst nicht zu Schaden zu kommen. Doch die Gerlachs waren erschüttert vom Ausmaß der Katastrophe, obgleich die Insel gar nicht im Zentrum des Tsunamis lag.
Spontan gespendet
Unvergessen sind für die Bad Kissinger ihre damalige Hilfsaktionen, die auch deshalb möglich wurden, weil viele Menschen aus dem Landkreis spontan für die Opfer in Sri Lanka spendeten. Die Gerlachs versuchten, auseinander gerissene Familien, die sich oftmals in Tempel geflüchtet hatten, wieder zu vereinen. Zusammen mit einem Partner aus Colombo konnten sie - dank der Spenden aus dem Landkreis - zuerst Hütten und später Häuser für die Betroffenen bauen.
Heute, zehn Jahre nach dem Tsunami, seien die Spuren des Unglücks kaum mehr zu sehen. Die Gerlachs sind froh, dass sich das Leben in Sri Lanka zehn Jahre nach dem Tsunami wieder normalisiert hat. Die Kinder von damals würden mittlerweile in Schule oder Universitäten besuchen. Gerade wachse eine neue Generation heran, die nur noch aus Erzählungen von dem Unheil wisse, so Hannes und Ursula Gerlach. Die Gerlachs halten aber nach wie vor Kontakt zu einigen Familien, denen sie helfen konnten. "Eine der Familien, denen wir das letzte Haus bauen konnten, ließ es sich nicht nehmen, ihr Domizil ´Hannes und Ursula-Haus´ zu nennen". Zu Gedenktagen werden sie eingeladen, sagen die Gerlachs.
Hilfe im Kleinen
Nach den ersten Wirren der Tsunami-Zeit hat das Ehepaar seine Aktivitäten hauptsächlich auf Schulen und arme Familien konzentriert. All das ging wiederum nur durch die Hilfe engagierter Freunde aus Bad Kissingen, die die Aktionen mit Geldspenden unterstützten.
Natürlich, erzählt Hannes Gerlach bei einem Telefongespräch, habe die Zeit nicht nur Wunden geheilt, auch die große Spendenwelle ist mittlerweile abgeebbt.Die Gerlachs helfen trotzdem weiter, versuchen dort, wo gerade Not herrscht, mit ihren eigenen finanziellen Mitteln bedürftigen Menschen unter die Arme zu greifen. Das wissen die Menschen vor Ort. Die Gerlachs kümmern sich beispielsweise um die Schulsachen für Kinder, wenn Eltern diese Anschaffungen nicht bezahlen können.
Täglich ein Mittagessen
Momentan haben sie die Patenschaft für eine Großmutter übernommen, die alleine mit ihren vier Enkelkindern ist. Die Familie soll wenigstens jeden Tag ein ordentliches Mittagessen bekommen. Sri Lanka ist längst eine Wahlheimat für Hannes und Ursula Gerlach geworden. Der 77-jährige Bad Kissinger und seine 69-jährige Frau leben mittlerweile fast das ganze Jahr über auf der Insel. Nur einmal im Jahr kommen sie noch für ein paar Wochen nach Deutschland. In Sri Lanka fühlen sie sich wohl.
Sie hatten vor, das Weihnachtsfest ruhig zu begehen. Das liegt auch daran, dass Weihnachten in Sri Lanka nicht so groß gefeiert wird. Schließlich sei es ein überwiegend buddhistisches Land, so Gerlach. "Und schon aus klimatischen Gründen kommt das Weihnachtsgefühl nicht so richtig auf", schreiben die Gerlachs. Aber Ente hat es trotzdem gegeben.