Yoga-Selbstversuch: Zu ungelenk für die Krähe
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 26. Februar 2016
Einmal am Tag Sport ist Pflicht. Ein Yoga-Schnuppertraining soll für mehr Abwechslung im Sportprogramm sorgen.
Ich habe diese Woche Tiere getauscht. Drache, Tiger und Kranich gegen Katze, Panda und Kobra. Bei fernöstlichen Kampfkünsten und Gesundheitssystemen schaut sich der Mensch eben viel von der Natur ab. Bisher habe ich mich vor allem an traditionelles Karate aus Okinawa zur Selbstverteidigung gehalten. Seit mehr als zwölf Jahren übe ich Schlagkombinationen mit der Tigerfaust. Mit Yoga hatte ich dafür noch nicht zu tun.
Bis Donnerstag, denn da habe ich für meine Mehr-Sport-Fastenaktion bei Stefanie Radi reingeschnuppert.
Den Anfängerkurs hatte ich leider verpasst, also blieb nichts anderes übrig, als bei den fortgeschrittenen Yogafrauen mitzuhalten. "Schau einfach, was du schaffst", macht Stefanie Radi mir vorher Mut. Es ist nicht schlimm, die eine oder andere Übung nicht hinzubekommen. Ich schlucke und sehe mich schon mit verknoteten Beinen hilflos auf dem Boden liegen. Sich-dehnen-können und Gelenkigkeit zählen nicht unbedingt zu meinen Stärken. Am Ende war es - naturgemäß - nicht so schlimm. Die Yogaphilosophie von Stefanie Radi ist sehr weich, der Mensch soll ohne Zwang seine Grenzen erfahren. Wie weit kannst du dich hier drehen, tut es noch gut? Die Yogalehrerin achtet darauf, dass niemand eine schädliche Bewegung macht und gibt Hilfestellungen. Ganz wichtig: Immer entspannt atmen und lächeln.
Bei der Krähe hat mir das nicht geholfen. Für die Gleichgewichtsübung stützt man sich auf den Händen ab und hält den Körper komplett in der Schwebe. Dafür war ich zu ungelenk, meine Grenze war gefunden. Ansonsten hat es für das erste Mal ganz ordentlich geklappt, wenngleich ich in Sachen Geschmeidigkeit und Eleganz den Frauen chancenlos hinterherhinke. Aber darüber kann ich entspannt lächeln. Wie ein Panda.