Wird Sabine Dittmar Ministerin?

Ihre Ernennung wäre eine Überraschung: Aber glaubt man den politischen Beobachtern in Berlin, dann könnte Sabine Dittmar, die SPD-Bundestagsabgeordnete aus Maßbach (Lkr. Bad Kissingen), übernächste Woche als neue Bundesgesundheitsministerin unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vereidigt werden. Die Hauptstadt-Medien von "Spiegel" über "Zeit" bis hin zu "Bild" jedenfalls geben der Ärztin aus Unterfranken beste Chancen.
Entscheidung am 4. Dezember
Die Redaktion erreicht Sabine Dittmar am Donnerstagvormittag in ihrem Büro telefonisch zwischen zwei Terminen. Sie habe "höchstens zwei Minuten" Zeit zu reden, sagt die 57-Jährige. Für ein schlichtes, klares Ja oder Nein würde das reichen. Aber die SPD-Politikerin weiß natürlich, dass sie jetzt keine konkrete Aussage machen darf. "Alles Gerüchte", kommentiert sie die Spekulationen rund um ihren Namen. Und ergänzt noch, es sei "natürlich eine große Ehre", für das Amt gehandelt zu werden. Entschieden werde die Personalie voraussichtlich nächste Woche, kurz vor dem SPD-Bundesparteitag am Samstag, 4. Dezember.
Sie sei "ganz gelassen", versichert Dittmar am Telefon. Zeit, sich groß Gedanken zu machen, habe sie nicht. "Es gibt viel zu tun, Corona fordert alle Kräfte." Aktuell gehe es um die Einführung einer Impfpflicht für Mitarbeitende von Einrichtungen, die vulnerable Gruppen betreuen, wie Heime, Kliniken, Kitas oder Schulen, sowie um die Überarbeitung des gerade erst verabschiedeten Infektionsschutzgesetzes.
Was wird aus Karl Lauterbach?
Durch die Pandemie steht der Job des Bundesgesundheitsministers weiter besonders im Fokus. Immer wieder als potenzieller Nachfolger von Jens Spahn (CDU) gehandelt wird bei der SPD auch der Epidemiologe Karl Lauterbach. Zweifellos ist der Rheinländer dank seiner Multi-Präsenz in den Talkshows deutlich bekannter als Sabine Dittmar. Und Interesse am Amt hat er auch schon anklingen lassen. Allerdings, heißt es in Berlin, gerade Lauterbachs ständige Präsenz im Fernsehen nerve viele Parteifreunde, zumal die Parlamentsarbeit dann auch mal liegen bleibe. Den Kärrner-Job als gesundheitspolitische Sprecherin der SPD habe schon in der abgelaufenen Legislaturperiode Dittmar kompetent erledigt. Lauterbach gelte zudem in der Fraktion nicht unbedingt als "Teamplayer", schreibt der "Spiegel".
Vielleicht sind die Gründe, die für die Unterfränkin Sabine Dittmar sprechen, am Ende aber auch viel banaler. Olaf Scholz hat zugesagt, sein Kabinett paritätisch mit Frauen und Männern zu besetzen, und im Zweifel auch den Männer-Überhang bei der FDP mit SPD-Frauen auszugleichen. Ein Vorteil für die Unterfränkin könnte auch sein, dass sie aus dem mitgliederstarken SPD-Landesverband Bayern kommt. Auch der soll in Scholz' Kabinett schließlich vertreten sein. Lauterbachs SPD-Landesverband NRW stellt hingegen schon mutmaßliche SPD-Minister oder -Ministerinnen - wie etwa die bisherige Umweltministerin Svenja Schulze.
Köpping scheidet aus
Neben Sabine Dittmar und Karl Lauterbach wird in manchen Medien auch die sächsische Sozialministerin Petra Köpping als mögliche SPD-Gesundheitsministerin genannt. Gegenüber der "Bild"-Zeitung sagte Köpping jedoch, sie wolle in Sachsen bleiben.
Aus Unterfranken kamen in der Geschichte der Bundesrepublik bis heute übrigens zwei Bundesminister:
Die CSU-Politiker Wolfgang Bötsch (1938 bis 2017) aus Würzburg, der von 1993 bis 1997 unter Helmut Kohl (CDU) der letzte deutsche Postminister war, und Michael Glos (76) aus Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen), der von 2005 bis 2009 unter Angela Merkel (CDU) als Bundeswirtschaftsminister amtierte.
CSU-Frau Dorothee Bär (43) aus Ebelsbach (Lkr. Haßberge) hatte zuletzt vier Jahre das Amt einer Staatsministerin im Bundeskanzleramt inne, also einen hervorgehobenen Staatssekretär-Posten. Die unterfränkische SPD war von 1998 bis 2005 mit Verteidigungsstaatssekretär Walter Kolbow (77) in der Regierung von Gerhard Schröder (SPD) vertreten.Michael Czygan