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Wildflecken: Die Schule hat erste Priorität


Autor: Ulrike Müller

Wildflecken, Mittwoch, 10. Dezember 2014

Wer Bürgermeister von Wildflecken ist, muss mit klammen Kassen wirtschaften. Deshalb setzt Gerd Kleinhenz klare Prioritäten... und wartet sehnsüchtig auf einen Brief.
Bürgermeister Gerd Kleinhenz auf dem Pausenhof der ehemaligen Schule in Wildflecken. Fotos: Ulrike Müller


Der Automat verbreitet ein wohliges Geräusch, als sich Gerd Kleinhenz einen Kaffee holt. Dann macht es sich der Bürgermeister (PWW) des Marktes Wildflecken in der Sitzecke der Bibliothek gemütlich. Nicht jede Gemeinde leistet sich eine solche Einrichtung, die keine schwarzen Zahlen schreibt. Auch das Hallenbad nebenan würde ohne Unterstützung nicht laufen. "Wir leisten uns diese defizitären Einrichtungen für unsere Bürger", sagt Kleinhenz überzeugt. "Andere Orte in vergleichbarer Größe können das nicht aufweisen."

Damit das so bleibt, will Kleinhenz viel Geld investieren. Das Hallenbad muss dringend saniert werden. Auch die Schule im Ort - aktuell gehen die Kinder und Jugendlichen in die Schule auf dem Truppenübungsplatz - ist sanierungsbedürftig. "Die Baukosten werden auf 5,3 Millionen Euro geschätzt", sagt Kleinhenz. Davon seien 4,8 Millionen Euro förderfähig. Die Regierung von Unterfranken habe bereits eine Förderung von 50 Prozent zugesagt. Doch "das ist nicht zu stemmen", sagt Kleinhenz. Die Haushaltslage ist ausgesprochen angespannt.

Förderung soll aufgestockt werden

Deshalb hat die Gemeinde Stabilisierungshilfe beantragt, die Ende November bewilligt worden ist. Diese Zuwendung vom Freistaat Bayern ist für Kommunen gedacht, die am Rande ihrer Existenz wirtschaften. So wie Wildflecken eben. Mündlich habe Kleinhenz die Zusage bekommen, dass die Förderung aufgestockt werde, sobald die Stabilisierungshilfe bewilligt ist. Der Bürgermeister rechnet mit mindestens 70 Prozent. Schriftlich hat er allerdings noch nichts in der Hand. "Ich warte jeden Tag auf den Brief", sagt Kleinhenz. Wenn der kommt, können die Planungen für das größte und wichtigste Projekt in Wildflecken losgehen.

Die Sanierung ist nur eines der Rezepte, das Kleinhenz gegen den demografischen Wandel anwenden will. "81 Prozent der Jugendlichen in Wildflecken bringt sich in Vereinen ein. 1999 waren es nur 49 Prozent", sieht er viel Potenzial. Die Zahlen stammen aus der Jugendbefragung 2013 des Landkreises Bad Kissingen.

Dort steht auch, dass 61 Prozent der Jugendlichen gerne in Wildflecken bleiben würden. Wenn sie denn könnten. Um dieses Potenzial zu heben, will sich Kleinhenz mit den Unternehmern aus allen Ortsteilen an einen Tisch setzen. "Wir müssen in der Region qualifizierte Arbeitsplätze schaffen", sagt er mit Nachdruck. Und dann nimmt er wieder einen Schluck von seinem Kaffee in der Bibliothek. Es gibt viel zu tun für den Aufbrecher von Wildflecken.