Wie weit kann Anpassung gehen?
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Freitag, 08. Juli 2016
Nils Aschenbeck: Peter Deeg - verstrickt im 20. Jahrhundert, Herbert Utz Verlag, 39,90 Euro
Nein, eine Mohrenwäsche betreibt Nils Aschenbeck nicht. In seiner Biografie über den nicht unumstrittenen Bad Kissinger Juristen Dr. Hans Peter Deeg (1908 bis 2005), der mit den Büchern "Die Hofjuden" und "Die Judengesetze Großdeutschlands" in den 30er Jahren bekannt wurde, schildert der Autor auf der Basis umfangreicher Recherchen einen cholerischen Menschen, dem so ziemlich jedes Mittel recht war, um an eine Zulassung als Rechtsanwalt zu kommen.
Er legte sich mit vielen an, auch mit dem "Frankenführer" Julius Streicher, für den er arbeitete, wurde trotz seiner antisemitischen Bücher, die ihm einen Karriereschub bringen sollten, zweimal aus der NSDAP ausgeschlossen. Er gründete einen Verlag und überlebte den Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie als Geschäftsführer mehrerer Baufirmen in Polen. Die ersehnte Zulassung zum Anwalt erhielt Deeg erst 1952 durch seine Nähe zur CSU-Parteispitze.
Er geriet in die Spielbanken- und Spiegelaffäre. Ruhiger wurde es um ihn erst, als er in den 60er Jahren mit seiner Frau das Deegenberg-Sanatorium eröffnete. Nils Aschenbeck hat viele interessante Details zusammengetragen und immer wieder in Bezug zu Bad Kissingen gestellt. Aber eine Frage bleibt offen: Wie schwer fiel es Deeg, sich in seinen politischen Schriften derart antisemitisch zu äußern?