Wie geht das Verteilen der Post am Morgen vor sich?
Briefe und Pakete werden per Lkw im Bad Kissinger Posthof angeliefert. Die Briefe kommen aus dem zentralen Briefzentrum Würzburg, die Pakete aus dem DHL-Paketzentrum Kitzingen. Die Zustellerinnen und Zusteller beginnen in Bad Kissingen um sieben Uhr mit ihrer Arbeit, sagt Leitner. Dann wird die bunte Fracht aus den Lkw im Gebäude nach den einzelnen Straßen der Stadt und der Ortsteile vorsortiert.
Das heißt für die Beteiligten nicht nur Pakete stapeln, sondern auch Großbriefe händisch in die jeweiligen Zustell-Spinde einsortieren. Die sogenannten Kurzbriefe kommen seit ein paar Jahren schon vorsortiert in Bad Kissingen an, sagt Leitner.
Warum ist das Verteilzentrum inzwischen zu klein?
Post-Fahrräder werden auch in Bad Kissingen nicht mehr genutzt. Alle, die zustellen, haben Post-Autos. Diese werden außerhalb, in der Winkelser Straße, geparkt, weil der Hof am Verteilzentrum in der Stadt zu klein ist, sagt Leitner. Frühmorgens muss jeder Zusteller und jede Zustellerin das eigene Postfahrzeug erst abholen und zum Stützpunkt in die Stadt fahren.
Es ist kein Geheimnis, dass seit Jahren schon immer weniger Briefe, dafür aber umso mehr Pakete verschickt werden. Also stapeln sich frühmorgens im Gebäude an der Münchner Straße die Pakete, was die Raumnot schon seit Jahren verstärkt hat. Hinderlich für den Betrieb ist zudem, nach Leitners Ausführungen, die Rampe am Gebäude des Posthofs. Moderne Verteilzentren haben keine mehr, sagt er. Woanders fahren die Postautos direkt in die Gebäude hinein. In Bad Kissingen können nur ein paar der Zustellenden gleichzeitig an die Rampe heranfahren und die im Gebäude sortierte Post einladen. Die anderen packen die Pakete und Päckchen im Gebäude auf ihre Lagergestelle, die sie in der Folge draußen erst über eine Hebebühne von der Rampe absenken müssen, bevor sie sie zu den Fahrzeugen bringen können. Das ist zeitaufwändig, sagt Leitner. "Drinnen im Gebäude entsteht deshalb oft ein Stau, weil die Hebebühne sehr langsam funktioniert." Das bedeutet auch zusätzliche Enge.
Was wird alles verschickt?
Von Hundefutter über Holzscheite und Betonsäcke bis hin zu Blumenerde und verpacktem Möbelinventar ist alles dabei, sagt Leitner. Bis zu 31,5 Kilo schwer darf ein Paket für eine Person sein. "Das heißt, diese Pakete können wir noch annehmen. Alles andere geht zu Speditionen." Leitner: "Es gibt keinen Zusteller, der nicht mindestens 100 Pakete täglich ausfährt."
In welchem Ausmaß hat die Paketflut zugenommen?
In der Corona-Zeit haben die zu befördernden Pakete und Päckchen nochmals zugenommen, sagt Leitner. Die Pakete nehmen also auch im Bad Kissinger Verteilzentrum sehr viel Raum ein. Als Amazon im vergangenen Jahr bei Oerlenbach ein Verteilzentrum eröffnete, sei das auch bei der Post spürbar gewesen. "Die Amazon-Delle hat uns schon geschmerzt", sagt Leitner. Andererseits habe man diese Einbuße an Paket-Fracht in der ohnehin mit Paketen stark belasteten Corona-Zeit gut wegstecken können.
Zu Weihnachten werden noch mehr Päckchen verschickt, oder?
Ja, der Paketverkehr nimmt im Dezember etwa um 50 Prozent zu, sagt Leitner. Das heißt also, dass auch die Bad Kissinger Zustellerinnen und Zusteller täglich 50 Prozent mehr Fracht zu stemmen haben. Von Dezember bis Januar herrscht dann im Verteilzentrum wieder "Starkverkehr", wie das im Post-Jargon heißt. Auch heuer werden deshalb, wie in den früheren Jahren, wieder sogenannte Weihnachtsmänner Dienst tun - Personal, das extra zur Weihnachtszeit akquiriert wird. In Bad Kissingen kommen dann also fünf weitere Personen hinzu. "Statt 31 Zustellbezirke haben wir dann 36."
Hinzu kommen in den drei Monaten rund um Weihnachten und Neujahr früh für zwei Stunden sogenannte Paketverteiler, die im Logistikzentrum mithelfen, die Pakete schon im Gebäude in die jeweiligen Bezirke mit einzustellen. Vier sind dieses Jahr in Bad Kissingen im Dienst. Leitner: "Das entlastet den Zusteller."
Von November bis Januar mietete die Post im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Ausweichquartier für die Paket-Post zu Weihnachten an. "Heuer haben wir dafür ein Gelände in der alten Kissinger Straße gefunden", sagt Leitner. Dort werden die Pakete für Oberthulba, Poppenroth und Albertshausen sortiert. Das betrifft Zusteller und Zustellerinnen aus sieben Bezirken.
Leitner hofft, dass das neue Logistikzentrum am Schlachthof bald gebaut wird, damit die Zustellerinnen und Zusteller es bei der frühmorgendlichen Verteilung leichter haben. Respektvoll sagt er: "Es ist schon Wahnsinn, was die Leute seit Corona alles leisten. Es ist kein leichter Job."
Isolde Krapf