Wie die Spritpreise zwei Pendler treffen
Autor: Redaktion
Waldfenster, Freitag, 22. April 2022
Die Spritpreise bleiben hierzulande hoch. Darunter leiden vor allem diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind. Zwei Pendler aus der Region erzählen, wie sie damit umgehen.
Seit die Spritpreise aufgrund des Ukrainekriegs in die Höhe geschossen sind, muss Marius Schlereth deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die Fahrt mit seinem schwarzen Audi A3 von seinem Zuhause in Waldfenster bis zur Berufsschule nach Schweinfurt kostet den 19-jährigen Auszubildenden 70 Euro mehr pro Monat. Er spürt, wie viele Pendlerinnen und Pendler auch, in diesen Tagen noch deutlicher was es heißt, abhängig vom Auto und abgehängt vom Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zu sein.
Der angehende Elektroniker für Automatisierungstechnik hat im September letzten Jahres seine Ausbildung beim Wälzlager-Konzern SKF in Schweinfurt begonnen. Um von seinem 778 Seelendorf in der Kissinger Rhön nach Schweinfurt zu gelangen, nutzt Schlereth, wie viele andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Region, sein Auto. Fünfeinhalb Liter Verbrauch auf 100 Kilometer waren für den 19-Jährigen mit einem Nettoeinkommen von circa 800 Euro dabei bisher nicht nur lukrativ, sondern sind auch notwendig, wie im Gespräch deutlich wird.
Öffentlicher Nahverkehr keine Alternative
"Was ich bisher vom öffentlichen Nahverkehr in der Gegend mitbekommen habe, ist es mit den Verbindungen hier schwieriger", sagt Schlereth. Ein Blick in die Navigator-App der Deutschen Bahn bestätigt das. Laut App steuert die einzige Buslinie, die Waldfenster durchquert, den Ort nur im unregelmäßigen Takt über den Tag verteilt an.
Der nächste Bahnhof liegt im 13 Kilometer entfernten Bad Kissingen. Der erste Bus dorthin startet um 6.30 Uhr. Die letzte Verbindung nach Waldfenster fährt um 17.45 Uhr von Schweinfurt aus zurück. Die einfache Fahrzeit mit Bus und Bahn variiert so zwischen 50 Minuten und mehr als eineinhalb Stunden.
Fahrgemeinschaft spart Sprit und Nerven
Das war einer der Gründe, warum der 19-Jährige bereits mit 17 Jahren seinen Führerschein gemacht hat. "Mit dem Auto bin ich auf dem Land einfach viel flexibler", sagt Schlereth. Um Sprit und Nerven zu sparen, spricht sich der Waldfensterer lieber mit anderen Autofahrerinnen und Autofahren im Umkreis ab und fährt mit einer Fahrgemeinschaft nach Schweinfurt.
Ein Kollege, so Schlereth, wohnt im nächstgelegenen Arnshausen. Von dort aus geht es über Oerlenbach auf die A 71 bis zu SKF nach Schweinfurt. "Das liegt sowieso auf dem Weg. Da treffen wir uns und fahren gemeinsam weiter, um anschließend noch ein paar andere Leute mit nach Schweinfurt zu nehmen", erklärt der Azubi. Mit dem Auto ist er so morgens knapp 40 Minuten unterwegs. Täglich wechseln sich die Fahrerinnen und Fahrer der Gemeinschaft ab.
Den Diesel hierfür tankt Schlereth an einer Tankstelle im Nachbardorf Stangenroth. Doch trotz der spritsparenden Fahrgemeinschaft spürt der junge Auszubildende hier immer wieder aufs Neue die Folgen der hohen Spritpreise. "Ich kann mir auf jeden Fall weniger leisten, als vorher."