Druckartikel: Weckruf für die Stadt, zu handeln

Weckruf für die Stadt, zu handeln


Autor: Paul Ziegler

Bad Kissingen, Freitag, 27. März 2015

Der Förderverein und das Kuratorium Kissinger Sommer machen sich Sorgen um das Festival für 2017. Der Grund: Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger geht Ende 2016, ihre Nachfolge ist noch nicht geregelt.
Kari Kahl-Wolfsjäger: Seit 30 Jahren ist sie die Intendantin des Kissinger Sommers. 2016 wird sie gehen, ihre Nachfolge noch nicht geregelt.


Der Förderverein und das Kuratorium Kissinger Sommer sind zwei Einrichtungen, die eher im Stillen arbeiten. Aber sie haben eine Stimme. Eine sicherlich gewichtige, wenn es eben um den Kissinger Sommer geht. Und diese Stimme haben sie jetzt erhoben, zu einem "Weckruf". Der Grund: Der Wechsel in der Intendanz des "Kissinger Sommers" und der "Kissinger Sommer 2017". Der Letztere sei nämlich in Gefahr.
Zum Jahresende 2016 wird etwas passieren, das nicht unerwartet kommt: Der Vertrag mit der amtierenden Intendantin des Kissinger Sommers, Kari Kahl-Wolfsjäger, endet. Definitiv. Bis dahin sind die Dinge für das Festival mit 50 bis 52 Konzerten und weiteren Veranstaltungen geregelt. "Der Kissinger Sommer 2016 ist druckfertig", beschreibt Wolfsjäger ihre Planungen.

2016 ist in "trockenen Tüchern"

Das heißt: Für den Kissinger Sommer 2016 ist das Motto gefunden, das Partnerland gefunden, die Orchester und die Musiker sind gefunden, sie alle haben Verträge unterzeichnet, kurz, alles ist in trockenen Tüchern. Und danach? Da klafft ein Loch, das ehemalige Kurhaushotel in der Nachbarschaft des Regentenbaues könnte als Fanal dienen. Da ist nichts: Für das Festival 2017 hat Kari Kahl-Wolfsjäger keinen Auftrag.
Nun ist es allerdings so, dass die David Garretts und Cecilia Bartolis, die Orchester aus London und Budapest nicht auf Bäumen wachsen. Da muss man sich rechtzeitig bemühen, das sehr anspruchsvolle Niveau des Kissinger Sommers zu halten. Aber mit dem Wechsel in der Intendanz ist die Arbeit dafür aus dem Rhythmus gekommen, die nächsten Kissinger Sommer, insbesondere der 2017, in Gefahr.

Förderverein: Große Bedenken

So sieht es jedenfalls Anton Schick sen., der Vorsitzende des Fördervereins Kissinger Sommer. Durch ihn und die rund 1100 Mitglieder des Vereins fließen jährlich rund 100 000 Euro in die Finanzierung des Festivals mit ein. Seit Bestehen des Vereins waren es schon über eine Million Euro. Darüberhinaus sind die Mitglieder eifrige (zahlende) Besucher des Festivals. "Es ist unsere Pflicht darauf hinzuweisen, dass wir sehr große Bedenken haben, was den Kissinger Sommer 2017 betrifft", sagte Schick sen. in einem Gespräch mit dieser Zeitung.
Er steht stellvertretend für die Vereinsmitglieder mit seiner Meinung nicht allein. Auch Eduard Lintner (Staatssekretär a. D., CSU) schlägt als Mitglied des und für das Kuratorium Kissinger Sommer in die gleiche Kerbe. "Es ist sensationell, was wir im Kissinger Sommer bieten können, dieses Niveau müssen wir halten". Auch er sieht dieses Niveau für den Kissinger Sommer 2017 in Gefahr, weil bislang nicht absehbar ist, wer sich um das Programm kümmern wird.

Personalie hängt in der Luft

Woran hängt dieses Niveau? Natürlich an der Arbeit der Intendanz. Doch die Intendantin geht, und wer unterschreibt die nächsten Verträge für 2017 mit den Künstlern und Orchestern? Im November 2014 hat Kari Kahl-Wolfsjäger der Stadt Bad Kis singen einen Vorschlag für ihre Nachfolge gemacht. Sie hat eine etwa 50-jährige Frau vorgestellt, die nach ihrer Meinung fachlich und menschlich so qualifiziert sei, ihre Nachfolge - und ihr Erbe - anzutreten. Seit 30 Jahren ist Kari Kahl-Wolfsjäger als Intendantin vom ersten Kissinger Sommer an für das Festival zuständig. Sie hat diese Konzertreihe geprägt, nicht nur mit ihrer Arbeit, sondern auch mit sehr vielen Nebentönen, mit vielen Emotionen und natürlich ihrer Kompetenz.

Ein Netz an Verbindungen

Das wohl wichtigste, das in dieser Zeit entstanden ist, sind die ungezählten persönlichen Kontakte zu den Künstlern und Orchester-Verantwortlichen, zu anderen Intendanten und zu anderen Festivals. Aus diesem Konglomerat der Erfahrungen und des Wissens heraus entsteht jedes Jahr ein neues Programm für den Kissinger Sommer. Und 2017? Die Zeit drängt.
Nach der Vorstellung ihrer Wunschkandidatin für ihre Nachfolge hat diese allerdings von der Stadt keine Antwort bekommen. "Nichts", wie Kari Kahl-Wolfsjäger erzählte.

Agentur beauftragt

Das führte schließlich dazu, dass im Februar 2015 die Frau ihre Bewerbung zurückzog. Währenddessen hatte die Stadt eine Agentur beauftragt, nach geeigneten Personen, die die Intendanz des Kissinger Sommers übernehmen könnten, zu suchen. Quantitativ war die Suche sehr erfolgreich. Nach Informationen dieser Zeitung wurden in dieser Woche die Namen von gleich 16 Bewerber/innen genannt. Von dieser Liste werden in Bälde sechs zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.

OB sieht keine Probleme

Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) hat auf Nachfrage versichert, dass "relativ bald" ein/e Nachfolger/in für die Intendanz des Kissinger Sommers gefunden sei. Zum anderen zeigte er sich überzeugt davon, dass die verbleibende Zeit bis zum Beginn des Kissinger Sommers 2017 ausreichend ist, ein Programm zusammenzustellen, mit dem das Niveau des Festivals gehalten "auf jeden Fall" werden kann und gehalten werden wird. Nach seinen Worten ist die Nachfolge von Kari Kahl-Wolfsjäger kein Problem.
Weiter wollte er sich zu dem Thema nicht äußern. Nur eines wollte er noch feststellen: "Wir brauchen keinen Weckruf", allerdings findet er es "gut", dass Förderverein und Kuratorium Kissinger Sommer ihr Engagement für den Event in ihrer Sorge für das Gelingen des Festivals ausdrücken. "Da arbeiten sehr engagierte Leute mit", sagte er.